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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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der Freud’. Er hatte Bierbuden auf dem Rummel stehen. Zwar bescheiden im Hintergrund, aber strategisch gut verteilt, hatte er auf dem Kirmesplatz zuletzt zehn Getränkestände, die er von Aushilfskräften während der Kirmestage betreiben ließ. Kirmes-Schmitz hatte direkt nach dem Krieg die ersten Bierbuden angeschafft, und er gehörte seitdem einfach dazu. Die Bierquellen warfen genug Ertrag für ihn ab, um sorglos übers Jahr zu kommen.
    Man respektierte Kirmes-Schmitz auf dem Platz und neidete ihm die Buden nicht. Es gab ausreichend Verdienstmöglichkeiten für die anderen Anbieter. Kirmes-Schmitz hatte sich nie aufgedrängt. Man kannte ihn zwar auf dem Rummel, nahm ihn aber doch nicht über Gebühr zur Kenntnis.
     
     
    So still und leise; wie Kirmes-Schmitz sein stattliches Geld auf und mit der Annakirmes verdient hatte, so still und leise war er auf einmal auch verschwunden.
     
     
    Selbst Bahn hatte nicht mitbekommen, daß Kirmes-Schmitz nicht mehr am Kirmesgeschäft teilnahm. Als irgendwann einmal das Thema auf dessen Ausscheiden kam, hatte es nur geheißen, Kirmes-Schmitz habe seinen Reibach gemacht und privatiere nur noch vor sich hin. Damit hatte sich auch Bahn zufriedengegeben. Dieser Penner, der jetzt vor ihm stand, sollte Kirmes-Schmitz sein? Bahn konnte es nicht glauben.
     
     
    Das konnte einfach nicht sein und war doch so. „Ja, ich bin’s. Ich bin Kirmes-Schmitz“, bestätigte der Alte leise. „Aber, wieso?“ Bahn war betroffen. „Was ist?“ Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Da half nur die alte Journalistenfrage, die immer wieder zog: „Was kann ich für Sie tun?“
     
     
    Schmitz schüttelte seinen Kopf. „Nichts. Es ist ohnehin zu spät.“ Er schaute Bahn traurig an. „Die Leber, der Suff. Ich hab’ nicht mehr lange.“ Wieder führte er zitternd die Schnapsflasche an den Mund. Er nahm einen kräftigen Schluck und hustete. „Lassen Sie es gut sein, Herr Bahn.“ Schmitz drehte sich ab und wollte davonschlurfen.
    „Moment mal!“ Bahn verstand überhaupt nichts mehr. Er hielt den Penner am Ärmel fest. „Erst fragen Sie mich, ob ich Journalist sei, und dann wollen Sie so sang- und klanglos verschwinden. Was wollten Sie denn eigentlich von mir, Herr Schmitz?“
     
     
    „Nichts, wirklich nichts“, beteuerte der Penner. „Ich wollte mich nur noch testen, ob ich Sie richtig in meinem Gedächtnis hatte.“ Bahn glaubte ihm nicht. „So einfach kommen Sie mir nicht davon, Herr Schmitz. Wenn Sie mich schon auf der Straße anquatschen, dann will ich auch wissen, warum. Wenn Sie Geld wollen, bitte schön!“ Bahn langte in eine Hosentasche, zog ein Bündel Geldscheine vor und reichte Schmitz einen Fünfziger.
    Schmitz lehnte ab. „Ich komme schon alleine über die Runden.“ Er atmete tief durch und schaute Bahn offen an. „Ich bin tief gesunken, was?“
     
     
    Bahn zuckte mit den Schultern.
    „Na, das ist eine lange Geschichte, zu lange, um sie Ihnen hier und jetzt zu erzählen. Wenn Sie interessiert sind, sagen Sie mir Bescheid. Sie finden mich bestimmt leicht. Sie sind ja Journalist.“ Wieder drehte er sich um und jetzt schritt er hurtig davon, ehe der verblüffte Bahn reagieren konnte. Schnell war Schmitz in der Fußgängerzone zwischen den vielen Menschen aus Bahns Blickwinkel verschwunden.
    Merkwürdig, wie das Schicksal so spielt, dachte Bahn, während er nachdenklich zur Redaktion in der Pletzergasse ging. Hoffentlich ziehen wir bald um, ärgerte er sich. Jedesmal mußte er an der Redaktion der Dürener Zeitung vorbei, die unmittelbar gegenüber der DTB-Redaktion ihre Büroräume hatte. Mit der DZ kam Bahn einfach nicht klar. Das Blatt machte mit seinem Lokalteil dem Tageblatt gehörig zu schaffen. Die sind schon gut, die Jungs. Selbst der Lokalchef Fritz Waldhausen hatte ein Kompliment für die Konkurrenz übrig, was wiederum Bahn mißfiel.
     
     
    Auf seinem Schreibtisch lagen etliche Manuskripte von freien Mitarbeitern, die die Redaktionssekretärin in den Rechner übertragen hatte und die er nun am Computer redigieren sollte.
     
     
    Mit dem neuen Redaktionsleiter Waldhausen, der Anfang des Jahres eingestellt worden war, war auch ein neues Zeitalter in der Redaktion angebrochen. Die Redakteure saßen fast nur noch vor dem Computer und bearbeiteten elektronisch das Material anderer Schreiber. So sah es zumindest die neue Arbeitsphilosophie vor. Zeit für eigene Geschichten oder für eine intensive Recherche blieb da den Redakteuren normalerweise

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