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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Bahn die Fotos vom Kirmesunfall.
     
     
    Bahn nickt anerkennend. Waldhausen konnte nicht nur gut schreiben, er machte auch gute Fotos. Fast so gut wie ich, sagte Bahn. Wenn er ehrlich mit sich selbst sein sollte, hätte er zugeben müssen, daß Waldhausen sogar die besseren Fotos schoß.
    Die Bilder waren spektakulär. Sie zeigten das Grauen, ohne sensationsheischend zu wirken. Sachlich, nüchtern, distanziert, aber dennoch ausdrucksstark, eben wie Waldhausen selbst bei seiner journalistischen Arbeit, so waren auch seine Bilder. Sie waren beeindruckend und bewirkten bei Bahn eine Gänsehaut.
    „Da brauche ich meinen Film ja überhaupt nicht mehr zu entwickeln“, stellte Bahn anerkennend fest. „Ich mache dann nur die Bilder von der Eröffnung.“
    Welch ein Kontrast, sagte er sich. Jubel, Trubel, Heiterkeit auf der einen Seite und zugleich Trauer, Tod und Grauen direkt gegenüber. So ist halt das tägliche Brot des Journalisten.
    Gemeinsam fuhren Waldhausen und Bahn zum Frühstück in die Polizeiinspektion. Frühstück, so wurde die sonntägliche Pressekonferenz der Polizei bezeichnet, wenn bei Brötchen und Kaffee die Journalisten über die Ereignisse des Wochenendes aus polizeilicher Sicht informiert wurden.
    Diesmal wurden die Brötchen schnell knapp, der Kaffee reichte gerade einmal aus. Viele Journalisten waren in das Sitzungszimmer des Polizeikommissariats gekommen. Ein Fernsehsender wollte ebenso wie mehrere Rundfunkstationen, Agenturen und regionale wie überregionale Zeitungen über den neuesten Wissensstand nach dem Unglück auf der Annakirmes informiert werden.
     
     
    Küpper hatte diese schwierige Aufgabe übernommen. Die Freundschaft mit Bahn hatte ihn für den Umgang mit Journalisten geschult. Er wußte die Pressevertreter zu nehmen und kam kurz und bündig auf die wichtigsten Fakten zu sprechen, die er auch auf einem ausgelegten Blatt schriftlich dargelegt hatte: Durch einen Bolzenbruch hat sich eine Schiene der Wasserbahn in rund dreißig Metern Höhe gelöst. Bei der Probefahrt ist der mit acht Personen besetzte Wagen entgleist, aus der Verankerung gerissen und zu Boden auf eine Gruppe von Aufbauhelfern gestürzt. Acht Menschen starben, sechs Helfer und zwei Passagiere. Bei den Fahrgästen handelt es sich um einen Besucher aus Eschweiler und einen Angestellten eines Fahrgeschäftes, bei den Helfern um polnische Arbeitskräfte im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig Jahren.
    Mehr könne er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, erklärte der Kommissar. Die Staatsanwaltschaft Aachen ermittele wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.
    Die Fragen der Journalisten drehten sich schnell im Kreise. Bahn war nur erstaunt, daß Waldhausen sich nicht meldete und ihn sogar aufgefordert hatte, nichts zu fragen.
    Ein Attentat sei auszuschließen. Die Unfallursache sei eindeutig. Für zum Teil geheuchelte Entrüstung einiger Journalisten sorgte die Erklärung, die Unglücksrutsche werde wahrscheinlich schon am Montag, spätestens aber am Dienstag ihren ordnungsgemäßen Betrieb aufnehmen.
     
     
    „Das wird der Renner auf der Annakirmes; eine Fahrt mit der Todes-Rutsche“, bemerkte Bahn zu Küpper und Waldhausen, nachdem die Kollegenschar abgezogen war. Sie hatten es sich noch auf eine Tasse Kaffee in Küppers Zimmer bequem gemacht. „Das läßt sich keiner entgehen.“
     
     
    Er sah keine Veranlassung, vor Küpper Geheimnisse zu haben, auch wenn sein Chef nun zum ersten Mal mit ihnen zusammensaß. „Es ist nur erstaunlich, daß ausgerechnet Glücks-Fred in dem Wagen saß.“
    Küpper hob fragend die Augenbrauen und Bahn schilderte ihm das Gespräch auf dem Kettenkarussell. Waldhausen hörte interessiert zu.
     
     
    „Ich kann ja noch einmal nachhaken“, schlug der Kommissar vor, „aber ich glaube nicht, daß es kein Unfall war. Der hat schlichtweg Pech und der Grundmann verdammtes Glück gehabt.“
     
     
    „Aber warum ausgerechnet Glücks-Fred? Er hätte doch jeden nehmen können?“
    „Das bringt doch nichts, Helmut“, meldete sich Waldhausen zu Wort. „Das war ein Unglück.“
    Er wandte sich Küpper zu. „Der Bolzen wird doch sicherlich noch wissenschaftlich untersucht?“ Küpper nickte zur Bestätigung.
    „Mich würde außerdem interessieren, wieso an der Rutsche Polen als Helfer gearbeitet haben. Stichwort Arbeitserlaubnis und Sozialabgabe, Versicherungsschutz und Tariflohn.“ Waldhausen erhob sich und gab Küpper zum Abschied die Hand.
    Der Kommissar erwiderte den

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