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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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ihn bis zum dritten Bild durchlaufen. So konnte er sicher sein, daß der Streifen in der Kamera auch transportiert wurde.
     
     
    Die Rurstraße war eine kleine, schlecht gewartete Straße zwischen der Rur und den Gewerbeflächen in Norddüren. Viel Verkehr herrschte nicht auf dem löchrigen Asphalt. Vor einigen Jahren war das noch anders gewesen, als über diese Straße die Landwirte mit ihren schwerbeladenen Zügen die Rüben zur Zuckerfabrik gebracht hatten. Doch die Fabrik hatte längst den Betrieb einstellen müssen. Jetzt nutzten lediglich die wenigen Anlieger die Straße oder Insider, die hierin einen Schleichweg von Düren Richtung Norden sahen, sowie die Spaziergänger und Radfahrer, die zur Rur wollten.
     
     
    An der Glashüttenstraße hatte die Polizei die Rurstraße abgesperrt und leitete den Verkehr um. Bahn durfte die Absperrung ungehindert passieren. Er war bekannt und auch beliebt bei der Schutzpolizei. Die Polizisten gingen davon aus, daß er ihre Arbeit nicht behinderte und sie mit Bildern vom Unfallgeschehen versorgte.
    Bahn erkannte die Situation auf einen Blick, als er sich langsam der Unfallstelle näherte. Nur wenige Schaulustige beäugten in dieser abgelegenen Straße die Szenerie. Der Rettungswagen war ohne Warnbeleuchtung am Straßenrand geparkt, die Rettungssanitäter standen tatenlos daneben, die Polizisten plauderten miteinander, auf der Straße lag ein lebloses Bündel, mit einer Plane abgedeckt. Es gab nichts zu retten. Man wartete vermutlich auf einen Priester und den Leichenwagen, dachte sich Bahn.
    Mit Genugtuung registrierte er, daß von den anderen Tageszeitungen niemand am Unfallort war. Die Konkurrenz hatte den Polizeieinsatz mit Sicherheit nicht mitbekommen.
     
     
    Wie konnte hier bloß ein Unfall passieren?, fragte er sich. An einer Straßenseite gab es neben dem breiten Rand nur Schrebergärten, auf der anderen hinter dem Gehweg die Mauer einer Fabrik. Da mußte man als Autofahrer auf hundert Meter Entfernung jeden Fußgänger sehen.
    Ein Umstand störte ihn. „Gibt es denn keinen Unfallwagen?“, fragte Bahn statt einer Begrüßung den Einsatzleiter, der ihm freundlich die Hand schüttelte.
    „Up, up and away“, erhielt der Journalist zur Antwort. „Der Mistkerl ist abgehauen. Der hat den Mann voll erwischt, so daß der im hohen Bogen über die Kühlerhaube geflogen ist. Der war tot, bevor er auf die Straße geknallt ist.“ Der Polizist schüttelte verärgert den Kopf. „Jetzt ist’s ein Fall für die Kripo geworden. Fahrerflucht nach Unfall mit Todesfolge.“ Er zeigte auf die abgedeckte Leiche. „Machste mir ein paar Bilder, Helmut?“
     
     
    Bahn nickte bereitwillig. Auf eine Leiche mehr kam es ihm nicht an. Er hatte zu viele Unfälle miterlebt, um anschließend noch schlaflose Nächte zu haben. Die Berichterstattung über den Tod gehörte auch zu seinem Beruf. Bahn holte seine Kamera aus dem Porsche und schob das Blitzgerät beiseite, es war noch hell genug, um ohne Blitz arbeiten zu können.
    Bereitwillig entfernten zwei Sanitäter die Abdeckplane. Bahn erschrak, als er die Leiche erkannte. „Den kenne ich doch!“, sagte er laut zu seinen Nachbarn. „Das ist Kirmes-Schmitz.“ Doch die blickten ihn nur verständnislos an. Der Name sagte ihnen nichts.
    Unverkennbar lag der Penner, dick vermummt in seinem Lodenmantel, in einer Blutlache auf dem Asphalt. Der eingeschlagene Kopf hing unnatürlich abgewinkelt rechts neben der Schulter. „Genickbruch?“ Der Notarzt nickte bestätigend.
    Bahn ging der Tod von Kirmes-Schmitz näher, als er gedacht hatte. Er spürte ein leichtes Zittern in den Händen und ein Unbehagen in der Magengegend. Dennoch machte er routiniert und konzentriert die Bilder für die Polizei und dann noch einige Motive für die Zeitung, nachdem der leblose Körper wieder abgedeckt war. Für ihn war es ein ungeschriebenes Gesetz, daß Unfallopfer nicht ins Blatt kamen. Das wußten auch die Polizisten, die den Journalisten stets unbeaufsichtigt gewähren ließen.
     
     
    „Auch schon da, Herr Bahn?“ Die rhetorische Frage lenkte Bahn von seiner Arbeit ab. Kommissar Küpper von der Kriminalpolizei Düren hatte sich ihm unbemerkt genähert. Der Bernhardiner, wie Küpper wegen seines stets betrübten Blicks nur genannt wurde, streckte Bahn freundlich die Hand hin. „Vor Ihnen ist man wohl nirgendwo sicher“, sagte er lächelnd.
    Seit der Geschichte mit Taschen und dem Tod seines Kollegen Konrad Schramm im vergangenen November hatte sich die

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