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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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reden. Es sei denn, seine Eltern sind die Trumps oder Rockefellers.«
    Mit diesen beiden Namen konnte ich nichts anfangen, aber wenn es Leute waren, mit denen sich unsere Tussi abgeben würde, mussten sie stinkreich sein.

Entwerft ein Modell!
    Das Frühstück gab es im Schlosscafé, das erst ab 11 Uhr für die Besucher geöffnet war.
    Ich war noch immer abgehetzt vom Laufen und kribbelig von meiner Begegnung mit Thomas, dass ich zunächst meinte, nichts runterzukriegen. Außerdem brannten meine Knie noch immer vom Sturz. Morgen hatte ich dort sicher dicke blaue Flecken. Aber vielleicht konnte Thomas ja …
    Halt, stopp!, rief ich mich selbst zur Ordnung. Vor ein paar Wochen hatten Mona und ich noch über Jungs gelacht. Und jetzt? Jetzt ging mir der Gärtner nicht aus dem Kopf – und das, obwohl wir nur kurz miteinander gesprochen hatten!
    »Hier haben die nicht mal fettarme Milch!«, quakte es plötzlich neben mir. Carla, na klar. »Wahrscheinlich werde ich irre fett nach Hause kommen und dann brauche ich einen Personal Trainer, um die Pfunde loszuwerden!«
    Das Mädchen neben ihr sah sie an, als hätte sie sich auf ein Furzkissen gesetzt.
    Mir war es egal, wie viel Prozent Fett die Milch hatte oder ob Schokostücke im Müsli waren. Ich nahm eh nicht schnell zu. Demonstrativ nahm ich mir etwas von dem, was Carla so hochmütig verschmähte, und begab mich an den Tisch. Anett und zwei andere Mädchen saßen bereits dort.
    »He, an deiner Stelle würde ich mich beeilen«, sagte sie kauend. »In einer Viertelstunde geht der Kurs los und du willst doch die Kursleiterin nicht mit Nüssen zwischen den Zähnen angrinsen.«
    Da hatte sie recht, und obwohl eine Viertelstunde für mich, die Tempo gewöhnt war, recht lang erschien, beeilte ich mich nun doch.
    Nach der Müsli-Orgie fanden wir uns im Seminarsaal ein. Jedenfalls trug der Raum diesen Namen. Früher musste er dem Schlossherrn wohl als eine Art Empfangszimmer gedient haben, zumindest hatte Anett das mal wieder irgendwo gelesen. Der Museumsverwaltung schien er allerdings nicht wichtig genug zu sein, um ihn der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zugegeben, er war auch nicht besonders prunkvoll. Wahrscheinlich hatten die Leute, die der Herzog hier empfangen hatte, nicht lange bleiben sollen.
    Es standen drei u-förmig angeordnete Tische im Raum, darauf lagen große Zeichenblöcke und Stifte. Wenigstens hatte ich recht gehabt, dass wir selbst nicht viel Schreibmaterial hatten mitbringen müssen.
    Kaum hatte ich mich auf einen der noch freien Plätze niedergelassen, kam Norman zur Tür herein! War ja klar, dass er auch noch den Modekurs besuchte und nicht einen anderen! Seine Miene sprach allerdings Bände, er sah wirklich nicht so aus, als würde er sich darum reißen, hier zu sein.
    Es hätte durchaus lustig werden können, ihn dabei zu beobachten, wie er sich in die Finger stach und dabei wie ein Rohrspatz schimpfte. Doch mir fiel wieder seine fiese Attacke ein und schon war es vorbei mit dem Freuen.
    Bevor ich mich weiter über seine Anwesenheit ärgern konnte, erschien unsere Kursleiterin. Gestern, beim gemeinsamen Abendessen, hatte ich sie kurz am Tisch der Betreuer gesehen. Insgesamt waren gestern neben Herrn Heidenreich, der alles koordinierte, noch fünf andere Erwachsene angekommen, die hauptsächlich für die Kurse verantwortlich waren.
    Die Frau mit dem leuchtend roten Haarschopf und dem ebenso leuchtenden grünen Kostüm, die jetzt zur Tür hereinrauschte, stellte sich uns als Frau Tizian vor. Und wenn ich ehrlich war, konnte ich sie mir auch in keinem anderen Kurs als Mode vorstellen. Das Kostüm hatte sie gewiss nicht bei C&A gekauft, ebenso wenig ihre Schuhe. Um ihr rechtes Handgelenk trug sie goldene Armreifen, deren Anzahl ich aus der Ferne nicht bestimmen konnte, doch sie klimperten wie silberne Schellen am Fuße eines Hofnarren.
    »Liebe Modefreunde«, begann sie, als sie hinter ihrem Pult, das im freien Bereich des U aufgebaut war, Aufstellung genommen hatte.
    Ich war ihr dankbar, dass sie uns nicht mit »Liebe Kinder« anredete.
    »Ihr alle seid hier, weil euch Mode interessiert und ihr wissen wollt, wie die Kleidung, die ihr tagtäglich tragt, entworfen und hergestellt wird.«
    Diese Vermutung von Frau Tizian hielt ich für gewagt, denn offenbar waren nicht alle hier, weil sie Spaß an Mode hatten. Norman ganz sicher nicht.
    Nach weiteren einführenden Worten, die so trocken waren, dass ich sofort abschaltete, kam Frau Tizian endlich auf den

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