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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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ankam, lächelte mir Nicole freundlich zu. »Das ist wirklich gut«, erklärte sie, doch bevor ich anfangen konnte, mich darüber zu freuen, schnaufte Carla verächtlich.
    »Ich habe schon Besseres gesehen.«
    »Dann solltest du auf deinen Platz gehen und mit deinem Entwurf weitermachen«, fuhr ich sie an. Eigentlich passte so eine schroffe Art gar nicht zu mir, aber bei Carla konnte ich mich schwer beherrschen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, schnaufte und warf divengleich den Kopf zur Seite. Dann zischte sie ab.
    Nicoles Augen klebten weiterhin an meinem Blatt. Es schien, als würde sie jede Linie in sich aufsaugen wollen. Wollte sie nun doch noch etwas Schlechtes finden? Aber sie war hier immerhin der Profi und könnte mir sicher gute Tipps geben.
    »Meinst du wirklich, dass es gut ist?«, fragte ich also ein wenig kleinlaut.
    »Ja, das ist es«, antwortete Nicole freundlich lächelnd. »Du solltest dich später wirklich an einer Modeschule bewerben.«
    Ich lächelte vor mich hin und freute mich über das Kompliment. Dennoch war ich im Moment verunsichert, ob ich wirklich Modedesignerin werden wollte. Der Streit mit Mona war nur deswegen gekommen … Andererseits war es mein Traum und dem kam ich gerade einen Schritt näher. Aber ich hatte ja noch ein paar Jahre Zeit bis zu meiner Berufswahl, na ja, wenn man nach Nicole ging, eigentlich nicht. Nach meiner Rückkehr aus dem Camp würde ich trotzdem erst mal versuchen, meine Freundschaft zu kitten.
    Als Nicole wieder auf ihrem Platz saß, begann ich, meinen Entwurf mit den Spitzen und Perlen zu verzieren, die ich aus Frau Tizians Wunderkoffer mitgenommen hatte.
    Das machte wirklich Spaß, und ein wenig bedauerte ich es, dass wir so etwas nicht im Kunstunterricht machen durften. Vielleicht würde Mona dann meine Begeisterung eher verstehen.
    Die Zeit bis zur Mittagspause verging wie im Flug. Zwischendurch konnten wir hören, wie die Bildhauer mit ihren ersten Hämmerversuchen begannen. Dabei musste der Kursleiter einmal so laut etwas rufen, dass wir es ebenfalls hören konnten. Offenbar hatte jemand seine Schutzbrille nicht aufgesetzt und bekam deswegen nun eine Standpauke.
    Wie gut, dass wir nicht mit Materialien umgingen, die uns irgendwelche größeren Schäden zufügen konnten. Stiche in die Finger oder kleben gebliebene Pailletten schon, aber das war nun wirklich nicht schlimm.
    Auf Steinen herumzuklopfen, konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, aber jene, die es tun wollten und konnten, bewunderte ich dafür.
    Kurz bevor wir zum Mittagessen entlassen wurden, machte Frau Tizian ihre Runde um die Tische. Bei den meisten sagte sie nichts, hier und da verzog sie etwas unzufrieden das Gesicht. Offenbar wollte sie unser Ergebnis kontrollieren.
    Ich kam mir plötzlich wieder wie in der Schule vor. Wobei das hier natürlich viel besser war!
    Obwohl Nicole mich gelobt hatte, war ich mir unsicher, was Frau Tizian zu mir sagen würde. Als sie bei mir ankam und mich mit ihrem teuren Parfüm einnebelte, saß ich wie erstarrt da und hatte plötzlich das Gefühl, sämtliche Anwesende würden mich anstarren.
    Ich traute mich gar nicht, zu unserer Kursleiterin aufzuschauen, als sie plötzlich sagte: »Sehr gut, Mädchen, mach weiter so!«
    Sogleich brach Getuschel los. Als ich zur Seite blickte, sah ich Carlas fassungslosen Blick. Nicole nickte mir leicht zu, als wolle sie sagen: »Siehst du?«
    Dann ging Frau Tizian weiter, aber die ganze Reihe entlang gab es kein weiteres Lob wie meines. Auch bei Nicole nicht. Das wunderte mich, denn sie war doch diejenige, die so viel Erfahrung mitbrachte.
    Plötzlich war es mir wieder, als würde mich irgendwer mit seinen Blicken erdolchen. Ich blickte nach vorn – und in das Gesicht von Norman, der mich die ganze Zeit über angestarrt hatte.
    Natürlich! Der schon wieder!
    War er vielleicht neidisch, weil er kein Lob abbekommen hatte? Dass Norman ein Streber war, hatte ich bisher auch noch nicht gewusst. Langsam ging er mir wirklich auf die Nerven und ich hatte keine Lust mehr, mich von ihm einschüchtern zu lassen.
    Zum Mittagessen ging es diesmal in einen der Räume, in die sonst Tagungs- und Seminarmitglieder gingen, um sich einen Kaffee oder etwas vom Buffet zu holen (jedenfalls sah man so etwas im Fernsehen, und dieser Raum war, abgesehen vom Schlossambiente, genauso eingerichtet).
    »Mensch, du scheinst es ja echt draufzuhaben«, sagte Anett, als sie mit einem Teller bewaffnet neben mir auftauchte. »Keine andere hat

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