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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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zwinkerte mir zu und hob den Daumen. Mir war ganz schlecht. Aber es hatte sich gut angefühlt, und nach einer Weile konnte ich mich wieder bewegen.
    Mir fiel ein, dass Carla gar nicht dazu gekommen war, zu erzählen, was sie so aufgeregt hatte. Wahrscheinlich war sie beim Koch abgeblitzt, als sie fettarme Wurst bestellen wollte!
    Als wir uns für die Nachtwanderung gewappnet hatten, marschierten wir wieder in Richtung Halle. Auf dem Gang herrschte diesmal ein wildes Gewimmel. Einige unserer Mitstreiter hatten ihre MP3-Player dabei, weil sie wohl einen Soundtrack zum Fürchten brauchten oder Angst hatten, dass es langweilig werden würde.
    Ich drängte mich mit Anett zwischen ihnen hindurch, dicht gefolgt von Carla, die immer noch nicht wieder angefangen hatte, mit uns zu sprechen. Sie hatte sich für ein Paar Glanzleggings entschieden, dazu ein orange-gelb gestreiftes T-Shirt mit breitem Bündchen um den Hintern und ein Paar passende Beinstulpen. Dazu trug sie orangefarbene Lackballerinas. Insgeheim hoffte ich, dass irgendwer eine Bemerkung zu ihrem grellen Aufzug machen würde, aber das blieb leider aus.
    Vor der Außentreppe hatten sich bereits die anderen Gruppen versammelt. Während Geplapper uns einhüllte, blickte ich aus dem Fenster. Ich war mir sicher, dass Thomas jetzt bereits zu Hause war und auch ganz gewiss keine Lust hatte, sich freiwillig der Nachtwanderung anzuschließen. Auch wenn er die blöden Sprüche der Jungen ignorierte, sich ihnen freiwillig auszusetzen, darauf hätte wohl niemand Lust gehabt.
    Oder vielleicht hatte man ihn als Gruselgespenst angestellt, das uns Angst einjagen sollte? Etwas Besseres konnte ich mir fast nicht vorstellen.
    Nach einer Weile erschien Herr Heidenreich mit den anderen Betreuern, gut gelaunt und breit lächelnd, als würde er gleich Marianne Rosenberg treffen (oder wessen Musik Männer in seinem Alter gut fanden).
    »Meine Lieben, seid ihr bereit fürs Abenteuer?«
    Das Geräusch, das er als Antwort erhielt, klang keineswegs nach Begeisterung. Nicht mal die Maler, die eigentlich scharf drauf sein müssten, idyllische Landschaften im Mondschein zu durchwandern, jubelten vernehmbar.
    Herrn Heidenreichs gute Laune ließ sich dadurch aber nicht vertreiben.
    »Lasst uns nun aufbrechen in das Reich der Nachtgeister und Schlossgespenster!«
    So wie er das sagte, hörte es sich so an, als wolle er eine Kindergeburtstagsgruppe motivieren. Wer glaubte schon an Schlossgespenster und Nachtgeister? Zum Glück hatte er nicht Elfen, Zwerge oder Zauberer erwähnt, dann hätte ich wirklich losprusten müssen!
    Die Ältesten in unserer Gruppe hatten für diese Ankündigung wieder nur ein lang gezogenes »Öh« übrig. Sie wären bestimmt am liebsten wieder in ihre Zimmer gegangen, doch irgendwie fühlte man sich ja verpflichtet, mitzumachen, was auf dem Programm stand.
    Ich machte mir eigentlich gar nichts aus Herrn Heidenreichs kindlicher Begeisterung, denn mein verwirrter Kopf gaukelte mir vor, dass Thomas vielleicht doch im Park unterwegs war oder zumindest am Fenster seines Hauses stehen könnte. Wenn wir da vorbeikamen, würde ich mal Ausschau nach ihm halten. Ihm zuzuwinken würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen, aber vielleicht würde er ja mitkriegen, dass ich ihn ansah.
    Als wir nach draußen traten, war es überraschenderweise noch ziemlich hell. Zwar blitzten über uns schon die ersten Sterne, aber am Horizont konnte man immer noch die Überbleibsel des Sonnenuntergangs erkennen.
    »Das vorhin war gut«, flüsterte mir Anett zu, während wir den Kieselweg entlangliefen. »Carla braucht jemanden, der ihr den Kopf gerade rückt. Hätte allerdings nicht gedacht, dass du das machen würdest.«
    »Eigentlich bin ich gar nicht so, aber vorhin konnte ich einfach nicht anders. Sie hat mich schon die ganze Zeit total genervt.«
    »Wie gesagt, das war richtig klasse.«
    »Ja, aber wer weiß, ob mir das bekommt. Carla wird sich sicher an mir rächen wollen.«
    Anett winkte ab. »Mach dir keine Sorgen. Carla hat eine große Klappe, aber da steckt nichts dahinter. Als sie noch in unserer Schule war, lief das ähnlich. Solange niemand etwas dagegenhielt, riskierte sie ’ne dicke Lippe. Aber all jene, die sich gegen sie gewehrt haben, hat sie in Ruhe gelassen. Ihr die Meinung zu sagen wirkt bei ihr wahre Wunder!«
    Ganz traute ich dem Frieden trotzdem nicht. In der Schule ließen sich solche wie sie auch nicht durch einmal Meckern vertreiben. Aber wann hatte ich mich da schon mal

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