Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
Vom Netzwerk:
Applaus aus. Ich musste zugeben, dass das wirklich etwas viel Schöneres gewesen war als die Räuber!
    Einige Campteilnehmer riefen nach einer Zugabe, als sei das hier ein Rockkonzert, doch das konnte die Darsteller nicht wieder aus dem Gebüsch locken. Jetzt erst fiel mir ein, dass ich vielleicht Bilder hätte schießen sollen. Mein Handy hatte ich ja immer in meiner Hosentasche. Ein wenig ärgerte es mich, dass mir das nicht früher eingefallen war, aber wenigstens würde ich jetzt versuchen, öfter daran zu denken, Fotos zu machen, schließlich wollte ich meinen Eltern – und Mona, wenn sie wollte – dieses tolle Schloss und den Garten nicht nur beschreiben, sondern auch zeigen können.
    »So, da die Geisterstunde nun vorbei ist und die Gespenster wieder fort sind, können wir uns über unser Mitternachtsmahl hermachen«, verkündete Herr Heidenreich.
    Mitternachtsmahl?
    Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es tatsächlich schon eine Viertelstunde nach Mitternacht war. So lange waren wir also im Grünen herumgeschlichen − und waren dabei nicht mal am Haus des Verwalters vorbeigekommen!
    Mit der Verpflegung, die aus einer Bratwurst in einem warmen Brötchen bestand, setzten wir uns schließlich um das Lagerfeuer.
    »Wollen wir nur hoffen, dass Herr Heidenreich nicht gleich eine Gitarre hervorzaubert«, raunte mir Anett kauend zu. »Das wäre dann doch ein wenig zu viel Pfadfinderromantik.«
    Aber ich hätte in diesem Augenblick nicht mal was dagegen gehabt, irgendein Lied zu singen. Ich war froh, keine Möglichkeit gehabt zu haben, wieder aufs Zimmer zu gehen. Ein paar Mückenstiche hatte ich abbekommen, aber der Tanz der Geister, das Feuer und die Bratwurst waren es wert gewesen!

Überfall im Scherenland
    Obwohl wir in der Nacht erst sehr spät zurückgekehrt waren, war ich am nächsten Morgen trotzdem schon um halb sieben wach. Etwas später als sonst, aber immerhin. Die Zeit reichte aus, um wieder zum See zu gehen.
    Meine Hoffnung, Thomas beim Schwimmen anzutreffen, erfüllte sich aber zu meiner großen Enttäuschung nicht.
    Hatte ihn unser Spaziergang gestern so abgeschreckt? Oder ging ich ihm irgendwie auf die Nerven?
    Ich hatte keine Anzeichen in der Hinsicht bemerkt, aber Jungen waren manchmal ein ziemliches Rätsel. (Was sie auch von uns behaupteten, dabei fand ich, dass Mädchen viel einfacher zu verstehen waren.)
    Vielleicht glaubte er, ich würde ihm hinterherrennen?
    Von Zweifeln geplagt ging ich am Wasser auf und ab. Immer ein Auge auf das Schloss und ein Auge auf die nähere Umgebung. Dass Thomas die Fähigkeit hatte, wie ein Geist aufzutauchen, kannte ich ja schon. Aber warum kam er heute nicht?
    Im nächsten Augenblick hörte ich ein lautes Trompeten neben mir. Jedenfalls war der Klang mit dem einer Trompete zu vergleichen. Als ich zur Seite blickte, reckte sich gerade ein weißer Hals aus dem Schilf.
    Der Schwan! Offenbar hatte er mich bemerkt und fühlte sich von mir gestört. Sein Kopf mit dem großen gelben Schnabel drehte sich in meine Richtung. Augenblicklich erstarrte ich.
    Mir fiel wieder ein, was Thomas gesagt hatte: Hüte dich vor der Schwanenmutter!
    Das hier musste sie sein!
    Sogleich begann mein Herz zu rasen. Für einen Moment wusste ich nicht, was ich tun sollte. Aufspringen und flüchten oder ganz einfach still sitzen bleiben und hoffen, dass sich der Schwanenkopf wieder zurückzog?
    Erstarrt blickte ich das Tier an und dieses schien meine plötzlich aufkommende Angst riechen zu können. Es stieß erneut ein lang gezogenes Trompeten aus, dann wälzte sich sein massiger Körper aus dem Schilf.
    Einen Moment noch schaffte ich es, tapfer zu sein und auf dem Steg zu bleiben. Doch als der Schwan vollends aus dem Schilf auftauchte, wie eine Schlange zischte und die Flügel ausbreitete, war es um mich geschehen.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder ab ins Wasser oder die Flucht zu Land. Da Schwäne ziemlich gut schwimmen konnten und ich mir keine Bisse im Gesicht einfangen wollte, entschied ich mich für Letzteres. So ein Kniff ins Bein war zwar auch alles andere als erstrebenswert, aber immerhin besser, als für den Rest der Woche auszusehen, als sei ich mehrfach irgendwo gegengeknallt.
    Der Schwan − ob es nun die Mutter war oder der Vater konnte ich nicht erkennen − stieß noch einen schrilleren Ruf aus. Dabei senkte er den Hals und sah aus, als wolle er jeden Augenblick zum Angriff übergehen.
    Jetzt hieß es Beine in die Hand nehmen! Mit einem kurzen Aufschrei rannte ich

Weitere Kostenlose Bücher