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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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gewehrt? Ich war doch eigentlich immer nur weggelaufen.
    »Wir waren letztes Jahr in Schweden«, schnitt Anett nun ein anderes Thema an. »Stell dir vor, um diese Zeit war es noch richtig hell! Weiße Nächte nennen das die Einheimischen.«
    »Davon habe ich schon mal gehört«, entgegnete ich und konnte ihr gegenüber endlich mit etwas Wissen auftrumpfen. »In St. Petersburg sollen die Nächte auch hell sein, wegen der Nähe zum Nordpol und weil die Sonne dort nicht richtig untergeht.«
    Anett nickte mir zu. »Stimmt, aber wusstest du schon, dass es in Norddeutschland auch so etwas wie weiße Nächte gibt?«
    Ich sah sie ungläubig an. Unsere Nächte waren alles, aber nicht hell.
    »Nun ja«, lenkte sie auf meinen Blick hin ein. »So wie in Schweden oder Russland ist es hier nicht, aber ich habe gelesen, dass hier in Sommernächten die Abenddämmerung nahtlos in die Morgendämmerung übergeht, jedenfalls für eine gewisse Zeit.«
    Da konnte ich ihr weder zustimmen noch widersprechen, denn bisher hatte ich noch nie darauf geachtet. Vielleicht sollte ich das bei meiner Rückkehr tun, dann, wenn Mona hoffentlich wieder mit mir redete und wir beide uns zu einer Pyjamaparty treffen würden.
    »Vielleicht sind wir heute lange genug unterwegs, dass wir das beobachten können«, fuhr Anett fort und setzte hinzu: »Schade nur, dass Nicole das nicht mitkriegt.«
    Offenbar hatte sie sich auch mit ihr schon etwas angefreundet.
    »Ja, schade«, pflichtete ich ihr bei und blickte mich dann um.
    Norman war von hier aus nicht auszumachen, was mich zugleich erleichterte und auch ein wenig beunruhigte. Wenn er hinter mir gegangen wäre, hätte ich mich darauf einstellen können, dass er irgendetwas anstellen wollte. Doch jetzt konnte er jederzeit aus dem Gebüsch schießen und mir einen Heidenschreck einjagen. Misstrauisch äugte ich in die dunklen Gewächse am Wegrand.
    Eine ganze Weile gingen wir durch den Park, ohne zu wissen, wohin wir eigentlich wollten. Normalerweise wurden bei solchen Wanderungen Taschenlampen ausgegeben, doch nur die Betreuer hatten welche dabei. Die, die auch welche mitgebracht hatten, so wie Anett, hatten sie zurücklassen müssen, damit das Ganze ein bisschen gruseliger wurde.
    Als wir uns dem Bogengang aus Bäumen näherten, hielten es einige Jungen für witzig, irgendwelche Buhu-Laute von sich zu geben. Wahrscheinlich glaubten sie, dass wir uns erschrecken würden.
    Einige Nachtfalter kreisten um uns herum, und gerade als ich mich fragte, ob wir wohl tanzende Glühwürmchen beobachten könnten, fragte Anett: »Ob es hier auch Fledermäuse gibt?« Bei diesen Worten zog sie den Kopf ein.
    »Sicher gibt es die, in alten Schlössern ist das doch immer so«, entgegnete ich, obwohl ich noch keinen von den Flattermännern gesehen hatte und das Schloss keineswegs verfallen war, aber zu dem Bogengang passten Fledermäuse sehr gut.
    Anett schüttelte sich daraufhin und meinte: »Hoffentlich kriegen wir keine von denen zu sehen.«
    Carla dagegen waren wohl die Nachtschwärmer schon genug, denn die schienen total auf ihr süßes Parfüm zu fliegen. Im wahrsten Sinne.
    »Haut ab, ihr Mistviecher!«, tönte deutlich ihre Stimme durch das gedämpfte Gemurmel der anderen.
    »Ein Wunder, dass die Mücken und Falter an die rangehen«, spöttelte Anett im Flüsterton.
    »Mich wundert das nicht«, entgegnete ich. »So wie sie sich eindieselt.«
    Kaum hatte Anett die Mücken erwähnt, juckte auch schon etwas auf meinem rechten Handrücken. Ich konnte es in der Dunkelheit nicht so recht erkennen, doch ich spürte eine kleine Beule auf der Haut. Klasse, angesaugt!
    Schließlich erreichten wir das Ende des Bogenganges, um den wir auch gut hätten herumgehen können.
    Plötzlich kreischte ein Mädchen neben mir auf.
    Obwohl wir den Grund nicht kannten, sprangen wir erschrocken zurück.
    Das Mädchen, wohl eines aus dem Bildhauereikurs, wedelte mit den Händen und sprang herum, als würde zwischen ihren Beinen eine Maus Slalom laufen.
    »Ein Frosch, ein Frosch«, kreischte sie nun und versuchte, mit ihrem seltsamen Kriegstanz das Tier loszuwerden. Vermutlich hatte ihn ihr einer der Jungs von hinten in den Kragen gesteckt.
    Alle anderen fingen nun an zu lachen, und niemand machte Anstalten, dem Mädchen zu helfen. Ich auch nicht, wie ich zu meiner Schande gestehen musste, denn von allen Tieren, die auf dieser Welt herumliefen, waren Frösche, Schlangen und auch Spinnen diejenigen, die ich weder sehen noch anfassen wollte. Frösche

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