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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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Schloss gehen?«, fragte ich sie also, denn vor Carla würde ich ganz sicher nichts Privates erzählen. Die konnte mir gestohlen bleiben!
    Anett nickte und wir verließen das Zimmer.
    Der beginnende Regen hatte offenbar auch alle anderen auf ihre Zimmer getrieben, sodass wir ganz allein waren. Wir folgten dem Gang bis zur Treppe, dann stellten wir uns an die Fenster.
    »Also, was ist los? Hoffentlich nichts Schlimmes, oder?«
    »Die Mutter meiner besten Freundin hat geschrieben. Wir hatten uns verkracht, weil ich sie wegen des Camps versetzt hatte.«
    »Wieso versetzt?«
    »Ich habe ein anderes Mädchen wegen des Wettbewerbs um Rat gefragt und darüber vergessen, dass ich mich mit ihr treffen wollte.«
    »Das ist doch kein Grund, eine Freundschaft aufzugeben!« Anett schüttelte den Kopf.
    »Ihre Mutter meint, dass sie sich abgemeldet gefühlt hat.«
    »Sie hätte doch mitkommen können! Oder hast du ihr das ausgeredet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es wäre toll gewesen, wenn sie mitgekommen wäre. Aber sie interessiert sich nicht für Mode und außerdem war sie wegen der Sache total neben der Spur. «
    Anett seufzte. »Ja, so sind wir Mädels wohl manchmal. Ich hab mich in der Grundschule mit einer Freundin wegen einer CD verkracht. Wir haben nie wieder miteinander geredet. Jetzt wünschte ich, ich hätte nicht lockergelassen, sondern noch mal versucht, zu ihr Kontakt aufzunehmen.«
    »Aber das habe ich ja versucht!«, entgegnete ich verzweifelt. »Mona war aber immer noch eingeschnappt oder eifersüchtig und hat gesagt, dass ich Spaß mit meinen neuen Modefreunden haben soll.«
    »Und den hast du doch auch. Inklusive Prügelei.« Anett grinste.
    »Norman wird nie zu meinen Freunden zählen. Eher friert die Hölle zu!«
    »Ich habe ja auch nicht von dem Idioten gesprochen. Ich meine, wir hatten hier doch schon eine Menge Spaß. Wenn du dich noch an unseren heutigen Sprint erinnerst oder das Lagerfeuer, bei dem Carla zur Mückenkönigin wurde.«
    »Oder der Frosch!« Jetzt lachte ich sogar ein bisschen. Und Thomas, fügte ich noch hinzu, jedoch im Stillen, aber das machte mich gleich wieder traurig.
    »Schreib ihr am besten jeden Tag und tu so, als wäre nichts. Dass du sie versetzt hast, ist wirklich ein nichtiger Grund, ich hätte mich darüber gar nicht aufgeregt. So was passiert halt manchmal.«
    »Okay, ich werde ihr schreiben.«
    Eine Weile schauten wir gedankenvoll hinaus auf den grauen Park, dann bemerkte Anett: »Glücklicher siehst du jetzt aber immer noch nicht aus.«
    »Das bin ich auch nicht«, entgegnete ich, während sich die Wolke des Liebesleids wieder um meinen Kopf verdichtete. »Da ist auch noch was anderes.«
    Hatte ich diese Worte eben wirklich gesagt? Was hatte mich denn geritten? Ich konnte ihr doch unmöglich von Thomas und der Entdeckung, die ich heute gemacht hatte, erzählen!
    »Was denn?«
    Mist, jetzt war Anetts Interesse geweckt. Und wie ich sie kannte, würde sie sich nicht mit einem »Ach nichts« oder »Ist schon gut« abfinden. Also gut, dann eben doch.
    »Was würdest du von einem Jungen halten, der dich geküsst hat und sich dann von einer anderen küssen lässt?«
    Zwischen Anetts Augenbrauen erschien eine zarte Falte. Glaubte sie jetzt, dass ich sie veralbern wollte? Am See hatte ich schließlich noch felsenfest behauptet, mich würde hier keiner der Jungs interessieren.
    »Ich würde ihn für einen Idioten halten und in die Wüste schicken«, sagte sie dann, und ich spürte, dass ihr die Frage, von wem ich sprach, auf der Seele brannte.
    Aber mehr wollte ich nun wirklich nicht preisgeben.
    Ich nickte ihr einfach nur dankend zu und zog sie dann mit mir zurück ins Zimmer.
    In dieser Nacht saß ich wach in meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Viel zu erkennen war nicht, denn noch immer verdeckten die Wolken den Mond.
    Nach einer Weile wurden auch die Strahler ausgeschaltet, die das Schloss in der Nacht anleuchteten. Regentropfen trommelten gegen die Scheiben, und als ich mir sicher war, dass die anderen tief und fest schliefen, stand ich auf und ging zu dem größten Fenster, um den Regen noch besser sehen zu können.
    Hoffentlich gingen die restlichen Tage schnell vorbei. Was sollte ich noch hier, vollkommen durcheinander, wütend und traurig? Ich wünschte mir nur noch, dass mir Flügel wuchsen und ich nach Hause fliegen könnte, wo ich Thomas, Carla und Norman nicht mehr sehen musste.
    Aber ich musste die Zeit hier wohl oder übel noch durchstehen. Zeit heilt alle

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