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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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darüber reden und schon gar nicht vor all den anderen, die um uns herumsaßen.
    »Tja, solche Typen gibt es«, entgegnete Anett, als hätte sie Ahnung. Offensichtlich war sie nicht so schnell von dem Thema abzubringen. »Aber mach dir nichts draus. Ohne beurteilen zu können, wie toll er war, meine Mutter sagt immer, auch andere Mütter haben schöne Söhne.«
    Das stimmte vielleicht, aber vorerst wollte ich nichts von Söhnen hören. Der eine vom Schlossverwalter ärgerte mich schon genug.
    Da sich zwei Mädchen aus der Bildhauergruppe in ihren neuen Schuhen Blasen gelaufen hatten und wir nicht allein zurückbleiben wollten, tigerten wir alle wieder zurück zum Schloss. Mittlerweile war mir alles egal, ob ich nun auf dem Schloss war und dort vielleicht Thomas sah oder ob Anett mich mit Fragen löcherte, kam im Grunde aufs Gleiche hinaus – nämlich, dass ich ständig an ihn dachte, obwohl ich das tunlichst vermeiden wollte.
    Als wir durch den Schlossgarten schlenderten, hielt ich dann auch unbewusst immer wieder Ausschau nach Thomas, doch ich konnte ihn nirgends sehen. Einerseits war das ein Glück, andererseits wiederum nicht, denn es konnte nur bedeuten, dass er Carla gerade den Kirschgarten oder die Grotte zeigte.
    Dieser Gedanke brachte mich beinahe wieder zum Weinen.
    Dass wir Carla allein im Zimmer vorfanden, änderte an meiner Stimmung trotzdem nicht viel. Sie saß über ihren Bastelarbeiten und hatte tatsächlich schon ein seltsames Gebilde hinbekommen, das wie ein mit Servietten beklebter Blumentopf aussah. Misstrauisch fragte ich mich, wie lange sie für so etwas brauchen würde. Hatte sie es vielleicht schnell zusammengebastelt, damit wir keinen Verdacht schöpften? Aber warum sollte sie etwas vertuschen wollen, schließlich könnte sie mir damit ja eins auswischen … Und so, wie es aussah, gingen ihr die Bastelarbeiten nicht gerade leicht von der Hand.
    »Verdammter Mist!«, schimpfte sie, kaum dass wir ihr über die Schulter blickten. »Müsst ihr hinter mir stehen? So werde ich doch nie fertig!«
    »Musst du das denn?«, fragte Anett, während sie ihre Einkaufstüte aufs Bett warf.
    »Ja, meine Mutter verdonnert mich zum Basteln. Das soll meine Nerven beruhigen.«
    Ich war froh, dass mich meine Mutter nicht zu so etwas verdonnerte. Aber ich hatte auch keine gereizten Nerven. Jedenfalls hatte ich nie welche gehabt, bevor Carla Thomas geküsst hatte …
    Während ich mir heimlich wünschte, dass sich Carla mit ihrem Leim die Finger zusammenkleben möge, verstaute ich die Blume für meine Mutter in meiner Tasche. Dann legte ich mich aufs Bett, schloss die Augen und hoffte, dass es mir die anderen abnehmen würden, dass ich schlief und nicht gestört werden wollte.
    Nach dem Abendbrot packte mich die Langeweile und eine seltsame Unruhe, die ich zunächst nicht erklären konnte.
    Anett saß über einem Brief für ihre englische Brieffreundin, Carla spielte mit ihrem Flitterkram herum (den ich ihr liebend gern in die Haare geschmiert hätte – mit einer Handvoll Beton!!!) und Nicole war schon vor einiger Zeit verschwunden, um sich noch einmal die Räume im Schloss anzusehen. Nur ich saß hier und hatte ganz offensichtlich nichts zu tun, als zu warten und unruhig zu sein.
    Plötzlich wurde die Unruhe zum Verlangen, noch einmal nach meinem Kleid zu sehen. Ich wusste auch nicht, warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, nach dem Rechten sehen zu müssen, auch weil ich mich am Ende so abgehetzt hatte, alles fertig zu bekommen. Außerdem war ich mir nicht sicher, dass wirklich niemand in den Seminarraum kam, und wenn morgen wieder alles in Fetzen hing, würde ich vermutlich vor versammelter Mannschaft einen Heulkrampf bekommen.
    »He, wo willst du denn hin?«, fragte mich Anett, als ich aus der Tür ging.
    »Nur kurz an die frische Luft«, sagte ich ausweichend, denn ich wollte nicht, dass sie mitkam. Sie würde mich sonst noch für verrückt erklären, wenn ich ihr sagte, was ich vorhatte.
    In der Annahme, dass Frau Tizian unseren Seminarraum wieder abgeschlossen hatte, ging ich zuerst zu ihrem Büro. Auf dem Gang begegnete ich Herrn Heidenreich, der, so freundlich wie er mich grüßte, wohl vergessen haben musste, dass ich der Schlossrüpel war. Er fragte mich nicht, wohin ich wollte, offenbar versank er sogleich wieder in seine eigenen Gedanken.
    Als er um die Ecke gebogen war, wurde es still auf dem Gang. Hinter den Türen schien nichts los zu sein. Von oben kam der übliche Lärm, offenbar freuten

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