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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bomann
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sich einige schon ganz gewaltig auf die Jurybewertungen. Oder stimmten sie sich schon auf die morgige Abschlussfeier ein?
    Sollte mir egal sein, ich war jedenfalls nicht in der Stimmung, über das passende Outfit oder so was nachzudenken. Mein schönster Rock, den ich während des Dates im Schlossgarten getragen hatte, lag bereits zerknittert in meiner Tasche und wahrscheinlich würde ich ihn in den nächsten Wochen und Monaten nicht mehr anziehen.
    An der Tür von Frau Tizians Büro angekommen klopfte ich und wartete.
    Nichts rührte sich. Offensichtlich war die Herrin dieses Zimmers nicht da. Oder hatte sie Kopfhörer auf und zog sich in voller Lautstärke Metallica rein?
    Nun musste ich doch etwas kichern, denn das war eher unwahrscheinlich, doch ich hatte keine Lust, durch das ganze Schloss zu laufen und nach ihr zu suchen. Ich würde den Schlüssel ja auch gleich zurückbringen!
    Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter. Wenn Frau Tizian doch da war, konnte sie mir immerhin nicht vorwerfen, nicht angeklopft zu haben. Muffiger Schlossgeruch, durchsetzt mit einem Hauch von Frau Tizians Lieblingsparfüm, strömte mir entgegen, als ich eintrat. Wahrscheinlich war die Kursleiterin nur mal kurz weggegangen und hatte es nicht für nötig gehalten, abzuschließen. Wer außer mir würde sich um diese Zeit noch hierher verirren?
    Ich hatte keine Ahnung, wo sie die Schlüssel aufbewahrte, aber nachdem ich den Schlüsselbund nicht auf der Tischplatte gefunden und auch in allen Schubfächern des Schreibtisches nachgesehen hatte, war ich mir sicher, dass Frau Tizian sie mitgenommen haben musste. Dass sie zu dieser Uhrzeit wirklich noch einmal in ihr Büro gehen würde, war doch eher unwahrscheinlich, deshalb entschloss ich mich, sie zu suchen. Vielleicht war sie ja sogar unten im Seminarraum und bereitete schon mal ein paar Dinge für den Wettbewerb vor!
    Ich lief also nach unten, und als ich in den Gang zu unserem Modeseminarraum gelangte, sah ich einen schmalen Lichtstrahl, der quer über den Gang fiel. Das Licht kam aus unserem Arbeitsraum und die Tür stand offen. Das bestätigte mich in dem Gedanken, dass Frau Tizian hier unten war.
    Entschlossen schritt ich zur Tür und trat ein. Ich bemerkte ein paar Fußspuren auf dem Boden, wahrscheinlich war hier heute noch nicht geputzt worden. Die Spur führte in den Raum und dann etwas schwächer wieder hinaus. Ich dachte mir nichts dabei und strebte meinem Platz zu.
    Und dann traf mich der Schlag.
    Mein Modell war weg!
    Nackt und kahl stand die Figurine vor mir, die Startnummer, die Frau Tizian ihr gegeben hatte, war mit einer Stecknadel auf den Schaumstoffkörper gespießt worden.
    Den Schock musste ich erst einmal verdauen. Minutenlang konnte ich nichts denken und einfach nur dastehen.
    Norman!, hallte es wütend durch meinen Kopf.
    Carla konnte es nicht gewesen sein, denn die hatte sich schon an mir gerächt, indem sie mir Thomas ausgespannt hatte! Oder hatte sie sich heute Nachmittag doch nicht mit Thomas getroffen, sondern mein Modell zerstört?
    Nein, es musste Norman gewesen sein, deshalb war er in den vergangenen Tagen auch so ruhig gewesen! Er hatte Zeit gebraucht, um sich eine neue Gemeinheit auszudenken.
    Und jetzt?
    Die Spuren! Bei näherem Hinsehen erkannte ich, das sie direkt bis zu meinem Modell führten und wieder zurück. Wenn ich mich beeilte, würde ich den Dieb vielleicht noch stellen können! Keine Ahnung, was Norman mit dem Kleid vorhatte, aber diesmal würde es wohl darauf hinauslaufen, dass er es vollkommen kaputt machte.
    Ich wirbelte herum und folgte dann der Schlammspur. Überraschenderweise führte sie mich nicht wieder nach oben in die Räume, sondern schnurstracks nach draußen. Wer auch immer es auf mein Kleid abgesehen hatte, war nicht nur von draußen gekommen, sondern auch noch dumm genug gewesen, so seine Spuren zu hinterlassen.
    Wahrscheinlich war sich hier jemand seiner Sache ziemlich sicher gewesen. Normalerweise wäre ich auf dem Zimmer gewesen und erst morgen wieder in den Seminarraum gekommen.
    Eine epische Verschwörung kam mir plötzlich in den Sinn. Was war, wenn Thomas mit Carla unter einer Decke steckte, die wiederum Norman als Handlanger gewonnen hatte? Oder umgekehrt?
    Nein, das kam mir dann doch zu unglaublich vor. Carla war auf dem Zimmer, Thomas konnte mir gestohlen bleiben und Norman war wahrscheinlich irgendwo auf dem Weg durch den Park, um mein Kleid als Vogelscheuche in die Kirschbäume zu hängen.
    Aber diesmal konnte er

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