Kirschroter Sommer (German Edition)
können, verursachte mir ein komisches Gefühl im Magen.
Doch von dem gebrochenen Herzen mal abgesehen – hätte es wirklich viel geändert? Vermutlich kaum, schließlich war er bereits ein paar Monate später nach England gegangen. Spätestens dann wäre es zu einer Trennung gekommen. Und selbst wenn es diesen Auslandsaufenthalt nicht gegeben hätte, wer wusste schon, ob er mich nicht früher oder später wegen einer anderen hätte sitzen lassen. Dass er auch etwas für mich empfunden hatte, musste noch lange nicht heißen, dass seine Gefühle ebenso stark gewesen waren wie meine. Wobei … Er hatte gesagt, seine Gefühle hätten eineinhalb Jahre überdauert …
Trotzdem, ich konnte es mir einfach nicht vorstellen.
Und wie sollte es jetzt weitergehen? Würde sich irgendetwas zwischen uns verändern? Jetzt, wo wir wussten, was damals wirklich geschehen war?
Ich seufzte. Vermutlich war die Antwort darauf Nein. Auch wenn Elyas‘ Absichten manchmal undurchsichtig erschienen, waren sie dennoch größtenteils eindeutig. Was auch immer er früher für mich empfunden hatte, es hatte nichts mehr mit heute zu tun. Er sagte selbst, dass er auf hartnäckige Fälle stehen würde, und es wäre dumm von mir anzunehmen, dass hinter seinen Bemühungen mehr stecken würde.
Aber änderte es für mich selbst etwas? In gewisser Weise schon. Ich musste mir eingestehen, Elyas all die Jahre aus den falschen Gründen heraus gehasst zu haben. Weshalb hatte er damals nicht einfach mit mir gesprochen? Männer waren so was von unzurechnungsfähig, wenn man ihren verfluchten Stolz verletzte!
Irgendetwas änderte sich jedenfalls tatsächlich für mich. Aber es war eher ein Gefühl, als etwas Greifbares.
Als ich mich eine halbe Stunde später immer noch im Bett umherwälzte, strampelte ich schließlich die Decke weg und griff nach meinem MP3-Player. »Just for tonight« von Ville Valo & Manna drang durch die kleinen Kopfhörer an meine Ohren. Tief atmete ich durch, schloss die Augen und versuchte meinen Kopf zur Ruhe zu bringen. Doch bereits wenig später machte das Vibrieren meines Handys wieder alles zunichte. Noch ehe ich überhaupt einen Blick darauf geworfen hatte, wusste ich bereits, um wen es sich bei dem Verfasser der SMS handelte.
Konnte der Typ Gedankenlesen? Ich seufzte und griff nach dem Handy.
» Nicht rangehen «
Deinetwegen bekomme ich kein Auge zu … Mein ganzes Bett riecht nach Emely, wie soll ich da schlafen können?
» Emely «
Ich werde selbstverständlich für die Reinigung aufkommen.
» Nicht rangehen «
Wehe! Allerdings kann es sein, dass du dich in den nächsten Tagen noch einmal reinlegen musst, um den Geruch aufzufrischen.
» Emely «
Das könnte dir so passen. Das war ein einmaliger Ausrutscher, der allein auf eine vorübergehende Gleichgültigkeit zurückzuführen ist.
» Nicht rangehen «
Nun sei doch nicht so! Und wieso bist du überhaupt noch wach, müsstest du nicht schon längst schlafen?
» Emely «
Keine Ahnung, obwohl ich müde bin, kann ich’s einfach nicht …
» Nicht rangehen «
Nur ein Wort und ich stehe in zehn Minuten vor deiner Tür …
» Emely «
Ich habe sogar zwei Wörter für dich: Nein danke.
» Nicht rangehen «
Wie kannst du nur immer so kalt sein? Ich vermisse dich wirklich …
Aber das glaubst du mir ja sowieso nicht.
Wann sehen wir uns wieder?
» Emely «
Richtig erkannt. Und was das Wiedersehen anbelangt, so befürchte ich, dass es leider noch früh genug eintreten wird.
» Nicht rangehen «
Meine ganze Hoffnung liegt darin! Es ist gar nicht leicht, meine Termine immer so zu planen, dass ich zu Hause bin, wenn du meine Schwester besuchst. … Was hast du eigentlich gerade an?
» Emely «
’Nacht Elyas!
» Nicht rangehen «
Hab ich dir schon mal gesagt, dass ich dich wirklich lustig finde? Ich liebe deinen Humor.
» Emely «
Das ist genau unser Problem, Elyas. Was du für Humor hältst, meine ich todernst!
» Nicht rangehen «
Siehst du? Jetzt lache ich schon wieder über dich. Du bist so witzig!
» Nicht rangehen «
Warum antwortest du nicht? Weil du die Augen verdrehst?
» Emely «
Ja.
» Nicht rangehen «
Schickst du mir eine MMS, damit ich es sehe?
» Emely «
Nein.
» Nicht rangehen «
Soll ich dir eine MMS schicken?
» Emely «
Nein! Wehe!
» Nicht rangehen «
Haha, hast du Angst, dass ich dir ein Bild von meinem Regenwurm schicke?
» Emely «
Zum Beispiel.
» Nicht rangehen «
Tja, dann wirst du dich wohl überraschen lassen
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