Kirschroter Sommer (German Edition)
gestellt.
Kaum hatte er sich ein paar Schritte entfernt, nutze Elyas die Gelegenheit zum Aufrutschen.
Anzüglich lächelte er mich an. »Weißt du, wie viel ich dafür geben würde, mit deinem Sandwich zu tauschen?«
Mir wurde schlecht und ich verlor den Appetit. »Mag jemand mein Sandwich?«, fragte ich genervt in die Runde.
Zuerst lachte Andy, doch als er merkte, dass mein Angebot ernst gemeint war, krabbelte er mir entgegen und nahm mir die belegten Toastscheiben ab.
»Du bist so ein Fresssack«, sagte Sophie.
»Was denn?«, entgegnete Andy kauend, woraufhin Sophie nur mit den Augen rollte.
»Ich wollte dir das Essen nicht vermiesen«, sagte Elyas mit einem Schmunzeln.
»Und weshalb tust du‘s dann?«
»Tut mir leid«, sagte er. »Es sind deine Lippen … Ich bin ihnen vollkommen verfallen.«
Ich stöhnte. Wenn Sophie dachte, sie hätte es mit einem Fresssack nicht leicht, dann sollte sie mal in meine Rolle schlüpfen und sehen, wie schwer es mit einem Stalker war.
»Sorry, Elyas, aber du sitzt auf meinem Platz.« Elyas und ich hoben unsere Köpfe und sahen Nick hinter uns stehen.
»Ich denke, hier gibt es genug freie Plätze«, sagte Elyas.
»Wunderbar, dann kannst du dir ja einen suchen.«
»Ich dachte dabei eher an dich.«
»Mach kein Theater, Schwarz, und steh einfach auf.«
»Wisst ihr was?«, unterbrach ich die beiden, stützte mich mit den Händen auf dem Boden ab und rappelte mich auf. »Nick kann meinen Platz haben.« Wortlos lief ich zwei Plätze weiter und ließ mich neben Jan nieder. Auf so eine Kinderkacke hatte ich nun wirklich keine Lust.
Als die Sonne vom Horizont verschluckt wurde, entzündeten wir das Lagerfeuer. Große orangegelbe Flammen loderten empor und glühende Funken stiegen in den Nachthimmel auf. Überall knisterte und knackte es, und eine angenehme Woge der Wärme legte sich wie ein Umhang über mich. Das Feuer erhellte die gutgelaunten Gesichter und fast überall war ein Lachen zu hören. Der starke Bierkonsum seit dem späten Nachmittag hatte seine Spuren hinterlassen. Ich war eine der wenigen, die noch nüchtern waren. Nicht, weil ich kein Bier mochte, sondern weil ich andauernd davon pinkeln musste. Und der große dunkle Wald war nun wirklich keine Toilette, die ich öfter als unbedingt notwendig aufsuchen wollte.
Alex und Sebastian waren schon seit geraumer Zeit verschwunden. Wohin genau, wusste niemand, aber vielleicht war das auch besser so.
Andy und Sophie tanzten eng umschlungen in der Nähe des Lagerfeuers. Seine Hände lagen auf ihrem Hintern, während Sophie ihre Arme um seinen Nacken geschlungen hatte. Vorhin hatte ich in einem Gespräch aufgeschnappt, dass die beiden bereits verlobt waren und vorhatten, im nächsten Jahr zu heiraten. Ein bisschen früh für meinen Geschmack, aber jeder so, wie er es für richtig hielt.
Mein Blick wanderte zu Elyas. Er saß mir schräg gegenüber und versuchte mich mit seinen türkisgrünen Augen zu durchbohren.
Ich verstand es nicht. Warum nur wurde ihm das nie langweilig? Bei mir reichte an manchen Tagen schließlich schon ein einfacher Blick in den Spiegel, um zu wissen, dass jede weitere Sekunde Masochismus wäre.
Als Elyas merkte, dass ihm meine Aufmerksamkeit galt, machte er Anstalten aufzustehen. Doch als Nick unsere Blicklinie durchkreuzte, auf Jessica zulief und sich zu ihr setzte, kam er von seinem Vorhaben ab. So als hätte ich niemals existiert, ruhte sein Blick nun auf den beiden. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich merklich an.
Ich folgte Elyas‘ Augen aber erkannte rein gar nichts, was seine Reaktion erklärte. Nick und Jessica unterhielten sich – mehr nicht.
War Elyas eifersüchtig? Mochte er Jessica? Beziehungsweise mochte er sie … mehr als mich? Mir war heute öfter als einmal der vertraute Umgang zwischen den beiden aufgefallen. Bisher jedoch hatte ich das auf eine enge Freundschaft zurückgeführt.
Auch Yvonne begann jetzt, Nick und Jessica anzustarren. Dann suchte sie Blickkontakt mit Elyas.
Ich sah wieder zu Nick und beobachtete, dass er seinen Arm um Jessica legte. Sie senkte das Kinn, lächelte verlegen und lehnte sich bei ihm an.
Elyas‘ Blick verdunkelte sich, wurde so finster, wie ich es nur einmal im Leben gesehen hatte. Es war derselbe Blick wie vor sieben Jahren. Damals hatte er mir gegolten.
Nick beugte sich zu Jessica und flüsterte ihr etwas ins Ohr, das sie zum Kichern brachte. Sie unterhielten sich für ein paar Minuten auf diese Weise, bis Domenic aufstand und die
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