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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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hatte. Blöder, aufmerksamer Freund von Alex …
    Ich wandte meine Augen von ihm ab. »Und … was genau ist da abgelaufen, wenn es nicht so ist, wie ich denke?«
    Er seufzte. »Das ist ziemlich kompliziert.«
    »Du musst es mir nicht erklären, wenn du nicht willst.«
    »Doch, doch«, unterbrach er mich. »Ich überlege nur, wie ich das anstellen soll, ohne Nick dabei in ein völlig schlechtes Licht zu rücken. Aber ich werde es versuchen.«
    Ich nickte zögerlich.
    »Okay«, sagte er und sammelte einen Moment seine Gedanken. »Wie du sicher mitbekommen hast, ist Jessica nicht besonders gut auf dich zu sprechen. Sie hatte ein Problem damit, dass du bei Nick mitgefahren bist und vorhin am Lagerfeuer neben ihm gesessen hast.«
    Die bösen Blicke in meine Richtung waren wegen Domenic? Ich zog die Stirn kraus. Viel eher hatte ich an einen Zusammenhang mit Elyas gedacht.
    »Ich habe ihre Blicke mitbekommen, ja«, sagte ich.
    »Na ja, Nick ist … wie soll ich sagen …« Sebastian öffnete seine Hände und schloss sie wieder. »Er lässt nicht wirklich etwas anbrennen. Und dabei kann es schon mal passieren, dass er selbst dann nicht nein sagt, wenn bei der anderen Person Gefühle mit im Spiel sind.«
    So langsam ahnte ich, worauf er hinauswollte, doch was das alles mit Elyas zu tun hatte, begriff ich noch immer nicht.
    »Jessica ist schon seit längerem in Nick verliebt. Genau wie wir alle wusste das auch Nick. Er konnte die Gefühle aber nicht erwidern. Kein Grund, ihm einen Vorwurf zu machen – so ist das eben im Leben.
    »Was man ihm jedoch sehr wohl zum Vorwurf machen kann, ist sein Verhalten ihr gegenüber. Er fing an, mit ihr zu spielen, machte ihr Hoffnungen, nur um sie anschließend wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen.«
    Wie dieses »Hoffnung machen« aussah, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen. Und als Sebastian merkte, dass ich ihm folgen konnte, fuhr er fort. »Wir standen alle ein bisschen zwischen den Stühlen, immerhin ist er Sophies Bruder und ein guter Freund von uns … Aber irgendwann hat er es einfach zu weit getrieben. Er hat Jessica wie den letzten Dreck behandelt.«
    Sebastian seufzte. »Sie hat das eigentlich auch durchschaut. Trotzdem, und das ist das Traurige daran, ist sie jedes Mal gesprungen, sobald er wieder nach ihr gerufen hat.«
    Seine Hände spielten mit einem kleinen Holzsplitter, den er nach einer Weile ins Feuer warf. »Wir haben so oft auf sie eingeredet«, fuhr er fort, »haben versucht, ihr begreiflich zu machen, wie klein sie sich macht und wie selbstzerstörerisch ihr Verhalten ist – aber es war sinnlos. Immer wieder hat sie sich auf ihn eingelassen.«
    Ich schlang die Arme um meine angezogenen Beine. »Und was ist mit Nick? Habt ihr auch mal mit ihm gesprochen?«
    »Mehr als einmal.« Sebastian atmete aus. »Aber er hat einfach nicht mit sich reden lassen. Er fand sein Handeln vollkommen in Ordnung. › Selbst schuld, wenn die Schlampe so dumm ist und sich darauf einlässt‹, war sein genauer Wortlaut.«
    Ich bekam große Augen. »Habt ihr das Jessica gesagt?«
    »Nein«, entgegnete er und fasste sich an den Nacken, »aber das war auch nicht nötig. Jessica hat es nämlich selbst mit angehört.«
    Meine Lippen formten ein O, und Sebastian nickte. Für eine Weile ruhte sein Blick auf den Flammen, ehe er weiter sprach. »Das hat sie unglaublich getroffen, sie hat vollkommen dicht gemacht und ist schließlich davon gerannt. Wir haben versucht, sie anzurufen, aber sie ging nicht ran. Wir haben uns immer mehr Sorgen gemacht. Nach zwei Stunden sind Elyas und ich dann ins Auto gestiegen und zu ihr gefahren …» Anhand der schmalen Linie, die seine Lippen formten, besaß er keine guten Erinnerungen daran. »Als wir dort ankamen«, fuhr er fort, »war sie gerade dabei, einen Cocktail aus verschiedenen Medikamenten einzuwerfen.«
    Ich musste schlucken.
    »Das meiste waren Schmerztabletten«, sprach er weiter. »Wahrscheinlich hätte sie es auch ohne unser Vorbeikommen überlebt. Es war kein richtiger Selbstmordversuch, sondern eher eine Verzweiflungstat aus dem Affekt. Aber das muss man natürlich genauso ernst nehmen. Wir alle haben uns große Vorwürfe gemacht. Niemand von uns hat gemerkt, wie schlecht es ihr in Wahrheit ging.«
    Ich spielte mit dem Saum meiner Hose. Langsam ergab alles einen Sinn.
    »Nick hat sich von da an von Jessica ferngehalten. Er hat endlich begriffen, dass er zu weit gegangen war und ließ sie in Ruhe – bis heute.« Sebastian atmete

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