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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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ich nach dem nächsten Grashalm fassen wollte, nahm ich eine Bewegung im Augenwinkel wahr und drehte den Kopf. In der Dunkelheit machte ich eine große, schlanke Gestalt aus, die sich dem Lagerfeuer näherte. Die Bewegungen wirkten so flüssig und geschmeidig, dass es sich nur um eine Person handeln konnte. Ich wandte den Blick von ihm ab.
    »Und?«, fragte Sophie, als Elyas bei uns eintraf.
    »Sie ist eingeschlafen. Yvonne bleibt bei ihr.« Seine Stimme klang gedämpft und doch gleichzeitig so vertraut wie immer.
    Sophie schüttelte langsam den Kopf. »Mann, und ich dachte, das Thema wäre längst durch.«
    »Tja, das dachten wir alle«, antwortete Elyas. »Scheinbar ist sie eine sehr gute Schauspielerin.«
    Stille kehrte ein, und meine Augen blickten auf das Gras zu meinen Füßen. Elyas‘ Körper warf einen länglichen Schatten auf die Wiese und ich sah, wie er sich in meine Richtung bewegte. Erst dicht neben mir kam er zum Stehen und wurde kleiner. Elyas war in die Hocke gegangen.
    »Hey …«, flüsterte er ganz nah.
    Nur davon, weil ich ihm mein Gesicht zuwandte, erhöhte sich mein Herzschlag. Das Licht des Feuers brach sich in seinen Augen und schien das türkisgrüne Meer darin zu verflüssigen.
    »Würdest du ein paar Schritte mit mir laufen, Emely?«
    Mit Elyas ein paar Schritte laufen? Mit anderen Worten, mich ihm in der Dunkelheit schutzlos ausliefern? Ich schüttelte den Kopf.
    Er seufzte.
    »Ich werde dir nichts tun«, sagte er. »Ich möchte nur mit dir über vorhin reden.«
    »Das brauchst du nicht, Elyas.«
    »Ich weiß … Dennoch würde ich dir gerne erklären, warum ich … warum das vorhin passiert ist.«
    Da begriff ich. Elyas hatte nicht die leiseste Ahnung, dass Sebastian mir schon alles erzählt hatte. Und so wie er mich ansah, schien er zu befürchten, dass ich voreilige Schlüsse gezogen hätte.
    Als ich schon Luft holen wollte, um das Missverständnis aufzuklären, braute sich jedoch eine ganze fiese Idee in meinen Kopf zusammen.
    Nein.
    Das konnte ich nicht bringen …
    Oder doch?
    Böse Emely …
    Wirklich böse Emely!
    »Bitte«, sagte er.
    »Na gut«, murmelte ich und hievte mich nach oben.
    »Danke«, sagte er lächelnd.
    »Wir sind gleich wieder da«, rief er Andy und Sophie zu, bevor wir uns auf den Weg machten.
    Schweigend schlenderte er neben mir her und wusste anscheinend nicht, wo er beginnen sollte. Nach einer Weile erreichten wir das Seeufer, auf dessen Oberfläche sich wunderschön der Vollmond spiegelte. Direkt neben einem Steg blieb ich stehen und beschloss, den Anfang zu machen.
    »Du hättest mir ruhig sagen können, dass du mehr für Jessica empfindest.«
    »Was?« Seine Augen weiteten sich. »Nein, nein! Das hast du vollkommen falsch aufgefasst.«
    »Elyas.« Ich blickte zu Boden. »Du brauchst dich nicht blöd rauszureden …«
    »Nein, es ist nicht so, wie du denkst! Wirklich!«
    »Oh bitte, Elyas, diesen Spruch kenne ich nur allzu gut.«
    Er starrte mich einen Moment an, dann fasste er sich mit Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken. »In diesem Fall stimmt es aber!«, sagte er. »Jessica macht eine sehr schwere Zeit durch. Ich versuche für sie da zu sein und ihr zu helfen – freundschaftlich .«
    »Schwere Zeit und du hilfst ihr dabei?«, wiederholte ich. »Lass mich raten, Jessica befindet sich in einer nymphomanen Phase und braucht dringend deine Abhilfe?«
    Gott, war ich fies …
    »Nein! Mann, Emely«, stammelte er. »Ich habe rein gar nichts mit Jessica … Es ist wegen Nick. Sie ist ziemlich unglücklich in ihn verknallt und –«
    »Du schiebst es auf Nick?«, unterbrach ich ihn. »Du bist doch derjenige, der eifersüchtig dazwischen gegangen ist!«
    »Nein!« Er schüttelte den Kopf.
    »Du bist nicht dazwischen gegangen?«
    »Doch, das schon … Aber nicht aus Eifersucht, sondern weil Nick sie nur benutzt.«
    Wieso war er nur so verdammt niedlich, wenn er versuchte, sich rauszureden? Nichtsdestotrotz glaubte ich ihm natürlich kein Wort!
    Wobei … Verdammt, er sprach ja die Wahrheit …
    Egal, weiter im Text.
    »Du willst mir allen Ernstes erzählen, dass du fast eine Schlägerei angefangen hast, nur weil Nick Jessica ausnutzt?« Ich schnaubte. »Du musst zugeben, das hört sich nicht unbedingt glaubwürdig an.«
    »So war es wirklich«, flehte er. »Lass mich dir die ganze Geschichte erzählen!«
    »Nein, ich denke, ich habe genug gehört!« Ich wollte mich wegdrehen, doch er fasste mir an die Schulter und hielt mich fest. »Nein! … Warte …

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