Kirschroter Sommer (German Edition)
meine Finger gleiten, »am Anfang hat sich Elyas ja wirklich Mühe gegeben …
»Aber dann«, fuhr ich enttäuscht fort, »hat das Ganze leider ein bisschen vorzeitig geendet.«
Elyas verschluckte sich an seinem Schokoriegel. »Was?«
»Vorzeitige Ejakulation braucht dir nicht peinlich zu sein, Schatz. Das kann jedem Mal passieren!« Ich zwinkerte ihm zu und löste allgemeine Erheiterung aus. Besonders Andy konnte nicht mehr an sich halten. »Was hört man da über dich, Elyas? Du schießt schneller als Lucky Luke ?« Über seinen eigenen Witz am lautesten lachend, klopfte sich Andy auf den Schenkel. Elyas verdrehte nur die Augen und ließ die Schmach über sich ergehen. Als allmählich wieder Ruhe einkehrte, lehnte er sich mit einem anzüglichen Lächeln auf den Lippen zu mir herüber. »Emely«, flüsterte er, »wir können auf der Stelle zurück ins Zelt gehen, damit du dich von meiner Ausdauer überzeugen kannst. Und glaub mir, Schatz, du wärst sehr überrascht …«
Bilder! Viele böse Bilder! Alle gleichzeitig in meinem Kopf!
Ich versuchte sie abzuschütteln und spürte Hitze in meine Wangen steigen. Diese Reaktion zauberte Elyas ein süffisantes und äußerst unsympathisches Grinsen ins Gesicht. Der unschuldig schlafende Elyas von vorhin war mir definitiv lieber gewesen, zumindest war ich so wesentlich besser mit ihm zurechtgekommen.
»Hast du gerade die gleichen Bilder wie ich im Kopf?«, flüsterte er, und wenn es möglich war, dann wurde ich jetzt noch röter. Stellte er sich mich gerade nackt vor? Oh nein, ich wollte im Erdboden versinken.
»Wenn du deinen Kopf auch gerade in einer Guillotine siehst, dann ja!«, knurrte ich.
Er lachte leise. »Ich glaube dir kein Wort.«
»Solltest du aber besser!«
»Und wenn nicht? Guckst du mich dann mit deinem finsteren Blick zu Tode?«
»Du hast nicht den blassesten Schimmer, wie oft ich mir das schon gewünscht habe.«
Schmunzelnd trank er von seiner Wasserflasche. »Doch, glaub mir, den habe ich.«
Ich schob mir ein Stück Snickers in den Mund und kaute missmutig darauf herum. »Die Lacher hättest du uns ersparen können«, sagte ich. »Wenn du das nächste Mal aus meinem Zelt kommst, dann pass gefälligst auf, dass dich niemand dabei sieht.«
»Das nächste Mal? « Elyas zog eine Augenbraue nach oben und ich musste husten. »Quatsch, Blödsinn … Das war nur ᾽ne Floskel«, stammelte ich mit geweiteten Augen. Doch er grinste nur. »Jederzeit gerne, Schatz. Ich fand die Nacht mit dir wirklich schön.«
Ich antwortete nicht und biss ein weiteres Mal von meinem Schokoriegel ab. Mann, eigentlich schmeckte mir Snickers nicht mal.
Nach dem »Frühstück« löste sich die Gruppe auf und alle machten sich daran, die Zelte abzubauen. Die meisten waren schnell fertig, nur meine beste Freundin und ich hatten beim Abbau die gleichen Schwierigkeiten wie beim Aufbau. Alex trug nicht unwesentlich Schuld daran, weil sie offenbar dachte, man könne ein Zelt auch ab labern , anstatt wirklich Hand anzulegen. Wenn sie weiter so quatschte, dann würde ich mich inzwischen nicht mal mehr wundern, wenn die Plane tatsächlich freiwillig nachgeben würde.
Elyas, Sebastian, Andy und Sophie standen nicht weit von uns und unterhielten sich über die Route der Heimfahrt. Ich konnte heraushören, dass Elyas lieber eine andere Strecke fahren wollte, aber sein Vorschlag stieß nicht auf Begeisterung.
Gab es jetzt noch irgendein unwichtigeres Thema? Anstatt Volksreden zu halten, könnten die Blödmänner uns lieber bei unserem Zelt behilflich sein.
»Einen tollen Freund hast du da«, sagte ich zu Alex und zog einen der Heringe aus dem Boden. Sie dagegen hantierte immer noch mit den zwei Stangen, die sie seit fünf Minuten nicht auseinander bekam. »Tja«, sagte sie, »nicht nur Sexgott, sondern auch noch hilfsbereit sein, wäre wohl ein bisschen viel verlangt.«
Wir kämpften noch eine Weile mit den widerspenstigen Einzelteilen, bis es mir irgendwann zu blöd wurde.
»Hey, Sexgott!«, rief ich den Jungs zu. Schlagartig drehten sich drei Männerköpfe in meine Richtung und fühlten sich gleichermaßen angesprochen.
Ich seufzte. Wenn das mal wieder kein typischer Fall von männlicher Fehlselbsteinschätzung war …
»Den Mittleren meine ich«, sagte ich und deutete auf Sebastian. »Der laufende ein Meter fünfzig da drüben kriegt die Stangen nicht auseinander. Wärst du vielleicht so nett?«
»Mensch, sag doch was, Alex«, antwortete er und lief sogleich zu seiner
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