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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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düster. Andy zog den Kopf ein.
    »Tu ihm doch den Gefallen«, seufzte er schließlich. »Er gibt sich so große Mühe. Wäre es wirklich so schlimm, wenn du ihm einmal entgegenkommst?«
    Meine Lippen bewegten sich, doch leider kam kein Ton dabei zustande. Ich verschränkte die Arme auf Brusthöhe und hätte am liebsten alle Anwesenden verklagt.
    Auch als sich der Jeep und die zwei vorderen Motorräder langsam in Bewegung setzten, behielt ich meine bockige Haltung bei. Elyas wandte mir immer noch den Rücken zu und hatte sich kein einziges Mal umgedreht.
    Na warte , dachte ich mir schließlich und stapfte auf ihn zu.
    Meine Schuhe versumpften leicht im aufgeweichten Boden, gaben unschöne, schmatzende Geräusche von sich. Trotzdem sah Elyas weiterhin stur in die andere Richtung. Selbst als ich hinter ihm zum Stehen kam, machte er keine Anstalten, sich umzudrehen.
    Meine Arme verhakten sich fester ineinander. »Wirklich sehr geschickt eingefädelt, Herr Schwarz.«
    »Hm?«, machte er und wandte sich mir zu.
    »Tu nicht so! Ich nehme dir deine unschuldige Miene keine Sekunde ab.«
    »Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.«
    Meine Augen verengten sich, wurden zu kleinen, dünnen Schlitzen.
    Elyas‘ Mundwinkel schob sich nach oben und bildete ein freches, einseitiges Grinsen. »Emely Schatz«, sagte er, »kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Treib es nicht zu weit, Freundchen«, zischte ich und wippte mit dem Fuß auf und ab.
    »Du, Emely«, lächelte er. »Wenn du mich hier gerade fragen möchtest, ob ich dich auf dem Motorrad mitnehme, dann brauchst du wirklich nicht schüchtern zu sein. Ich würde dich selbstverständlich sehr gerne mitnehmen.«
    War das zu fassen?
    Wie weit war es noch mal zu Fuß?
    Ungefähr einhundert Kilometer. Wenn ich Glück hätte, würde ich bis heute Nacht zu Hause sein …
    »Elyas Schwarz, ich hasse dich!«
    Theatralisch fasste er sich ans Herz, als hätten ihn meine Worte schwer verletzt.
    Warum gab es Laserstrahlen, die aus den Augen schossen und den Gegenüber in zwei Stücke teilten, nur in Filmen?
    Elyas ließ seine Augen eine ganze Weile auf mir ruhen, bis nach und nach das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand. Er fasste sich in die Haare und seufzte. »Wäre es wirklich so schlimm, bei mir mitzufahren?«
    Das einzig Schlimme daran ist, dass ich dabei wahrscheinlich das letzte bisschen Vernunft verliere, weil ich dir so nah bin …
    Ich zuckte mit den Schultern und sah zu Boden.
    »Na, komm schon«, sagte er mit sanfter Stimme. »Umso länger du es hinauszögerst, desto schlimmer wird es.« Unsicher hielt er mir den Helm entgegen.
    Ich sah von dem Helm zu seinem Gesicht und wieder zurück. »Na ja«, murmelte ich und griff vorsichtig nach dem Helm. »Immerhin stinkst du nicht … Im Gegensatz zu Nick.«
    »Domenic stinkt?«, fragte er und verkniff sich ein Schmunzeln.
    Ich verzog das Gesicht und nickte.
    »Nach was denn, wenn man fragen darf?« Er hielt sich mit den Händen am Lenker fest und schwang sich elegant auf das Motorrad.
    »Rindenmulch.«
    »Rindenmulch?«, wiederholte er.
    Ich bejahte.
    »Rindenmulch riecht nicht gut …«, stellte er fest, was ich mit einem Kopfschütteln bestätigte.
    »Tja, Baby, da ist herb und süß schon besser, oder?« Er zog sich den Helm über und bevor ich rot werden konnte, tat ich dasselbe. Gleich danach streckte er mir seine Hand entgegen. Ich atmete tief durch, stützte mich kurz an seinem Unterarm ab und hievte mich hinter ihm auf den Sattel. Und verdammt: Mann, war das eng! Ich rutschte mit meinem Po so weit nach hinten wie möglich und quetschte mich auf den letzten Zentimeter Sitzfläche. Ich hatte keine Ahnung, wie ich die ganze Fahrt in dieser verkrampften Haltung durchstehen sollte, ich wusste nur, dass mir die Antwort eine Menge Oberschenkelmuskulatur einbringen würde.
    Ich sah mich um und musste ein zweites Mal feststellen, was diesen Dingern fehlte: Griffe!
    Gab es denn keine Lobby für Menschen, die sich nicht an ihrem Vordermann festhalten wollten? In diesem Moment beschloss ich, für genau solche Menschen einen Verein zu gründen und so lange mit ihnen zu kämpfen, bis Motorräder endlich Griffe haben würden!
    Elyas startete den Motor und ich zuckte vor der Lautstärke zusammen. Mein suchender Blick wurde hektischer. Ob ich wollte oder nicht, ich musste mich irgendwo festhalten, wenn ich nicht wie ein Kartoffelsack herunterfallen wollte.
    Elyas verharrte und schien nur noch auf mich zu warten. Wahrscheinlich hielt er mein

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