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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Verhalten für total albern oder noch schlimmer, er hatte längst durchschaut, dass ich vollkommen in ihn verschossen war. Was sollte er auch sonst denken, nachdem ich mich so anstellte?
    Ich ging tief in mich, mobilisierte all meinen Mut und berührte mit meinen Fingerspitzen zaghaft seine Seite. Gott, wie alt war ich? Vierzehn? So kam ich mir zumindest vor.
    »Bereit?«, fragte Elyas, woraufhin ich nickte.
    Ich stellte meine Füße auf die kleinen Metallrasten und noch während ich mich darauf konzentrierte, Elyas so wenig wie möglich zu berühren, machte das Motorrad auf einmal einen Satz nach vorne. Ich drohte nach hinten zu kippen und schlang die Arme panisch um seinen Bauch. Als danach der Motor ausging und das Motorrad abrupt zum Stehen kam, prallte ich regelrecht gegen seinen Rücken.
    »Huch«, meinte Elyas, während ich mein Herz bis zum Hals schlagen hörte.
    »Tut mir leid, ich habe wohl die Kupplung ein bisschen zu schnell losgelassen.«
    Ich rang nach Atem. Wieso wirkte das Abwürgen des Motors überhaupt nicht so zufällig auf mich, wie Elyas den Eindruck vermitteln wollte?
    Doch ich kam nicht dazu, mein Misstrauen zu äußern. Er startete den Motor erneut und ließ mir keine Zeit, wieder nach hinten zu rutschen, sondern fuhr ohne Vorwarnung los. Ich hielt es für klüger, meine Hände dort zu lassen, wo sie waren, und verschloss sie fest vor seinem Bauch.
    Sagte ich, Motorrad fahren wäre toll?
    Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Es war der pure Wahnsinn!
    Elyas fuhr eine andere, viel kurvigere Strecke als auf dem Hinweg. Das Kurvige war auch so ziemlich das Einzige, was ich von der Landschaft mitbekam. Viel zu sehr war ich mit dem Gefühl beschäftigt, seinen Rücken an meinem Bauch und seine Beine an meinen Innenschenkeln zu spüren. Je schneller er fuhr, desto fester wurde mein Griff um seine Mitte. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er nur deswegen aufs Gas drückte.
    Ich schmiegte mich an ihn, wissentlich, dass ich mich für mein Klammern nicht zu rechtfertigen bräuchte. Genau wie heute Morgen. Ganz leise und nur für mich wünschte ich mir, dass die Strecke fünfmal länger wäre als die andere. Ich schloss die Lider, atmete meinen Lieblingsgeruch ein und schien mit Elyas zu fliegen.
    Immer wenn ich blinzelte, sah ich seine Augen auf dem Seitenspiegel ruhen. Sobald sich unsere Blicke darin trafen, schenkte er mir ein Lächeln. Als ich gerade eben wieder einen Blick riskierte, spürte ich im nächsten Moment seine Finger über meine Hände streicheln. Nur für wenige Sekunden, dann legte er sie zurück auf den Lenker. Es kribbelte, selbst als die Berührung längst vorbei war.
    Als wir ungefähr eine halbe Stunde unterwegs waren, bog Elyas in einen geteerten Feldweg. Er stoppte die Maschine und schaltete den Motor aus.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte ich.
    »Nein, alles bestens.« Mit einem Lächeln stieg er ab, nahm seine ganze Wärme mit sich und ließ mich allein auf dem Motorrad sitzen. Damit es nicht umkippen konnte, hielt er es am Lenker fest.
    »Und warum halten wir dann?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, du würdest vielleicht auch mal gerne fahren.«
    Ich, fahren? Dieses Ding? Ehm … Nein!
    Schnell schüttelte ich den Kopf.
    »Es ist leichter, als es aussieht«, zwinkerte er.
    »Das sagen immer alle, die es können«, murmelte ich. »Und außerdem werden sich die anderen Sorgen über unser Verbleiben machen.«
    »Ach, die sind eh längst über alle Berge«, sagte er. »Na los, rutsch mal nach vorne.«
    »Nein Elyas, wirklich nicht …«
    »Nur nach vorne rutschen. Ich erkläre dir, was du tun musst, und ob du dann tatsächlich fährst, liegt ganz allein bei dir.«
    »Ich weiß nicht …«, murmelte ich und blickte auf das Motorrad unter mir. Doch Elyas‘ aufbauendes Lächeln und die Tatsache, dass ich nicht wie ein Lappen vor ihm dastehen wollte, gewannen schließlich. Ich rutschte nach vorne und meine Beine baumelten in der Luft. »Oh Gott, ich komme nicht mal mit den Füßen runter!«
    Elyas seufzte und schwang sich hinter mich aufs Motorrad. Sein Bauch berührte leicht meinen Rücken und ich fühlte einen Schauer meine Wirbelsäule entlang fahren.
    Er setzte sich den Helm ab. »Du sollst ja auch nicht stehen, sondern fahren«, sagte er sanft.
    »Das hilft mir jetzt ungemein weiter«, murmelte ich mit Blick auf den Lenker, der mit Schaltern und Knöpfen nur so übersät war. Konnte man mit dem Ding zum Mond fliegen?
    »Jetzt lass dich nicht davon

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