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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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verunsichern«, sagte er. »Ich sitze hinter dir und komme im Notfall mit den Füßen runter, falls es wirklich notwendig sein sollte.«
    Elyas saß direkt hinter mir, und da sollte ich mich nicht verunsichern lassen? Tz!
    »Nein … Ernsthaft … Lass uns lieber wieder Plätze tauschen«, plapperte ich.
    »Emely, tief durchatmen. Alles halb so schlimm. Du schaust es dir jetzt erst mal in Ruhe an, und dann können wir immer noch tauschen, okay?«
    Ich jammerte in mich hinein und nickte. Er streckte die Hände aus, öffnete den Verschluss unter meinem Kinn und streifte mir den Helm vom Kopf. »Bist du schon mal was Zweirädriges gefahren?«, fragte er und stützte sich mit den Händen an seinen Oberschenkeln ab.
    »Du meinst, außer Fahrrad?«, entgegnete ich mit hoher Stimme.
    Er schmunzelte, neigte den Kopf langsam zu mir nach vorne und sah mir über die Schulter. Mit erhöhtem Puls ließ ich meine Haare zwischen uns fallen.
    »Gut, dann fangen wir Schritt für Schritt mit einem Grundkurs an, einverstanden?« Er sprach ruhig und gab mir das Gefühl, wir hätten alle Zeit der Welt. Ich atmete ein und nickte.
    »Also«, begann er, »das Gas ist unter deiner rechten Hand, aber das wirst du bereits wissen.«
    Ich bejahte, war aber trotzdem froh, dass er das mit dem »Grundkurs« offenbar ernst meinte.
    »Gut, und wenn du jetzt zu deiner linken Hand siehst, kannst du einen silbernen Hebel erkennen, der aussieht wie eine kleine Handbremse.«
    »Das ist die Kupplung, oder?«, fragte ich. Zumindest hatte ich mir das während der Fahrt so zusammengereimt.
    »Du bist ja doch nicht so ahnungslos, wie du tust«, lächelte er.
    »Oh doch, das bin ich!«, sagte ich. Nicht dass er doch noch auf die Idee käme, seine Anleitung einzudämmen. Ich blickte auf den Lenker, fand aber nicht, wonach ich suchte. »Und wo ist die dazugehörige Schaltung?« fragte ich.
    »Bei deinem linken Fuß«, antwortete er und sah mit mir nach unten. »Siehst du diesen Hebel? Das ist die Gangschaltung. Stell mal deinen Fuß drauf.«
    Ich runzelte die Stirn. »Und damit soll man schalten?«
    »Ja. Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man es vom Autofahren anders kennt, aber man lernt es ziemlich schnell.«
    »Wenn du meinst …«, murmelte ich und schluckte.
    »Du kannst immer nur einen Gang rauf oder runter schalten. Also nicht wie beim Auto, wo du zum Beispiel von dem Ersten in den Dritten schalten kannst.
    »Momentan ist der Leerlauf drinnen«, fuhr er fort. »Wenn du den Hebel nach unten drückst, bist du im ersten Gang. Schiebst du ihn nach oben, kommt der zweite, dritte, und so weiter.
    »Für den Anfang reicht uns aber der erste Gang.«
    Ich nickte. Die Theorie hatte ich so weit verstanden. Die Praxis stellte ich mir jedoch weitaus schwieriger vor.
    »Sehr schön«, sagte er und zwinkerte mir durch den Seitenspiegel zu.
    »Und das ist die Bremse.« Er deutete auf ein Pedal, auf das ich gleich mal meinen Fuß stellte. Den Fuß auf der Bremse zu haben, konnte niemals schaden.
    »Okay, das wäre erst mal das Nötigste. Jetzt mach mal den Motor an.«
    »Was?« Ich begann zu schwitzen.
    »Nur anmachen«, sagte er.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgte ich der Anweisung der betörenden Stimme hinter mir und startete den Motor.
    »Jetzt dreh mal ein bisschen am Gas, damit du ein Gefühl dafür bekommst.«
    »Spinnst du?«
    »Keine Angst, es ist kein Gang eingelegt, es kann also überhaupt nichts passieren.«
    Oh Mann, Elyas hatte definitiv Nerven. Tief atmete ich durch und drehte vorsichtig am Gas, sodass der Motor ein bisschen aufdröhnte.
    »Nicht so sachte«, sagte er. »Du kannst ruhig richtig daran drehen.«
    Ich seufzte und tat wie mir geheißen.
    »Das Ding hat ganz schön Power, fühlst du das?«
    Mit geweiteten Augen nickte ich.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Du solltest nur nicht sofort Vollgas geben, wenn wir gleich losfahren«, sagte er.
    Gleich losfahren? Hallo? »Wie wäre es mit ungefähr zwanzig weiteren Übungsstunden, bevor wir überhaupt nur daran denken , loszufahren?«
    Warm lächelte er mich an und war immer noch die Ruhe in Person. »Ich habe vollstes Vertrauen in dich, du machst das schon.«
    »Und was ist, wenn ich Andys Motorrad kaputt mache?«
    »Das wirst du nicht«, sagte er. »Schon vergessen? Ich sitze hinter dir und werde aufpassen.«
    Wie sollte ich vergessen, dass er hinter mir saß? Eher vergaß ich, dass ich auf einem Motorrad saß …
    Ich spürte an der Federung, wie Elyas sich auf die Seite

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