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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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gehen wollen. Und dann habe ich mal vorsichtig angefragt, ob ich auch mitgehen dürfte. Jedenfalls dachte ich mir jetzt … Duwillstvielleichtauchmitkommen?«
    Ich lachte über ihren köstlichen Witz, den sie wahrscheinlich tatsächlich ernst meinte, und sagte mit fester Stimme »Nein!«
    »Emelyyyy«, jammerte sie in die Leitung. »Bitte, bitte, bitte! Ich würde dich nicht bitten, wenn es nicht unbedingt nötig wäre! Ich weiß doch, dass du keine Lust darauf hast, einen Abend mit meinem Bruder zu verbringen – aber bitte, ich kenne dort niemanden und brauche dringend deine Meinung zu Sebastian. Bitte, bitte, bitte! Es wäre die optimale Gelegenheit, mit ihm ins Gespräch zu kommen.« So wie sie sich anhörte, kniete sie bereits auf dem Boden, und ich hasste es, wenn sie derartige Geschütze auffuhr.
    »Mann, Alex«, murrte ich verärgert.
    »Bitte, bitte! Was soll ich denn ohne dich machen?«
    »Es ist so hinterhältig, wenn du auf mein Gewissen losgehst«, stöhnte ich. »Du hast doch sonst auch so eine große Klappe, du schaffst das auch ohne mich. Außerdem könnte ich dir sowieso nicht helfen, reden musst du schließlich selbst mit ihm.«
    »Doch! Du wärst dabei und allein das wäre schon eine große Hilfe!«
    Ich fasste mir an den Nasenrücken.
    »Emely«, begann sie neu, »ich traue mich einfach nicht, allein mitzugehen und würde mir bestimmt total blöd vorkommen. Und du willst doch auch, dass ich endlich einen Mann finde, mit dem ich glücklich werde, oder? Bitte! Ich beschütze dich auch vor meinem Bruder.«
    Mir entwich ein knurrendes Geräusch, während mein Mund eine gewaltig missgestimmte Form annahm.
    »War das ein Ja?«, quietschte sie.
    Wo zum Teufel war so schnell ihr jammernder Tonfall abgeblieben?
    »Nein, das war kein Ja. Ich werde lediglich darüber nach-«
    »Du bist ein Schatz, Emely!«, unterbrach sie mich. »Wir holen dich in einer Stunde vor der Uni ab, okay?«
    »Alex, ich habe überhaupt nicht-«, protestierte ich und wurde erneut übergangen.
    »Ich wusste es, auf dich ist eben Verlass. Du hast wirklich was gut bei mir. Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann, weißt du das? Du glaubst gar nicht, wie dankbar ich dir bin und was für eine riesen Hilfe du mir bist!« Sie plapperte ohne Punkt und Komma, während ich, obwohl ich mit offenem Mund da stand, keine Chance hatte, etwas zu sagen.
    Alex war echt ein hinterlistiges Biest … Sie packte mich an meinem Gewissen und wusste genau, sie würde wie immer mit dieser Nummer Erfolg haben. Ich hasste sie dafür. »Alex, ich schwöre dir, du stehst so was von in meiner Schuld!«
    »Alles, was du willst, Emely! Danke, danke, danke! Du bist ein Schatz!«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Also dann, in einer Stunde«, erinnerte sie mich. »Und zieh das Top an!«
    »Mal schauen.«
    »Nichts ›mal schauen‹, sondern auf jeden Fall! Danke und bis später!«
    »Tschüss«, knurrte ich ins Telefon und legte auf.
    Wieso musste sie mich andauernd zu etwas zwingen, was ich überhaupt nicht tun wollte? Und warum ließ ich mich verdammt noch mal immer zwingen? Diese Frage stellte ich mir jedes Mal aufs Neue und fand genau wie sonst auch jetzt keine Antwort.
    Ein Abend mit Elyas … Meine Fresse, sollte ich mich gleich umbringen oder lieber erst danach? Eine wirklich schwere Entscheidung, wie ich fand.
    Nach meinem kleinen peinlichen Vorfall letzte Woche war ich ihm bereits zwei Mal wieder über den Weg gelaufen. Komischerweise hatte er sich aber Kommentare diesbezüglich verkniffen, was allerdings nicht hieß, dass er mich mit seinen üblichen Avancen verschonte. Ganz im Gegenteil, er war fast noch penetranter geworden.
    Und warum musste es unbedingt ein Club sein? Was sprach gegen eine Kneipe?
    Als ich so langsam realisierte, was mir bevorstand, seufzte ich frustriert. Und als mir dann noch einfiel, mir jetzt auch noch die Beine rasieren zu müssen, war der Tag bereits gelaufen.
    Da es aber nun zu spät war und alles Jammern nichts brachte, beugte ich mich schließlich meinem Schicksal und ging brummig duschen.
    Erst fünfundvierzig Minuten später – ich war ein sehr ausgiebig duschender Mensch – verließ ich das Badezimmer wieder und kramte in meinem Schrank nach Klamotten. Ich fand Alex‘ Oberteil, zog es heraus und begutachtete es zunächst, um sicher zu gehen, dass ich es auch wirklich anziehen wollte.
    Gewagt empfand ich es deshalb, weil es keine Träger besaß. Es war schwarz, bestand aus einem dünnen Stoff und hatte über der

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