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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Brust einen breiten Bund. In diesem befand sich eine Kordel, die man zusammenraffen konnte, damit es ohne Träger auch halten würde. Am unteren Ende schloss es ebenfalls mit einem Bund ab, der genau an die Maße meiner Hüfte angepasst worden war. Auf dem Bauch war ein graues, florales Muster abgebildet, das dezent war und mir außerordentlich gefiel.
    Obwohl ich mir etwas Derartiges im Laden niemals gekauft hätte, mochte ich das Top. Allerdings fragte ich mich, ob ich dieser Meinung bleiben würde, wenn ich es anhatte. Da es nur eine Möglichkeit gab, das herauszufinden, zog ich es mir über und betrachtete mich eine Weile im Spiegel.
    Mir gefiel, dass es – im Gegensatz zu den Klamotten, die mir Alex sonst immer andrehen wollte – nicht hauteng anlag. Anfangs hatte ich noch die Befürchtung, es könnte runterrutschen, aber nachdem ich das Band über der Brust zugezogen hatte, hielt es bombenfest. Keine riesen Oberweite zu haben konnte definitiv seine Vorteile haben. Mit einem D-Körbchen hätte das Shirt gewiss nicht gehalten.
    Was mich jedoch an meinem Spiegelbild störte, war meine blasse Haut. Mein gesamtes Dekolleté, meine Schultern und meine Arme – alles fiel mir eine Spur zu hell aus. Es war nicht verwunderlich, dass ich so eine Blassnase war, schließlich gammelte ich bei schönem Wetter zumeist in der Bibliothek herum. Und sowieso war ich nicht der Typ, der nach zwei Stunden Sonnenbaden so aussah wie nach einem Kurztrip in der Karibik. Davon abgesehen fühlte ich mich ein bisschen nackt, weil ich es nicht gewohnt war, so viel Haut zu zeigen.
    Ich beschloss, mir zumindest noch eine Jacke über zu ziehen. Aus Gewohnheit wollte ich bereits nach einer Sweatshirt-Ausgabe dieses Kleidungsstücks greifen, doch ich überlegte es mir anders. Ich hatte keine Lust, mit dem Türsteher schlafen zu müssen, nur weil ich mit diesem Ding in den Club wollte, und entschied mich daher lieber für eine kurze, schwarze Strickjacke, die man auf Brusthöhe mit einem Knopf verschließen konnte.
    Kaum hatte ich sie an, gefiel mir mein Spiegelbild schon deutlich besser. Zumindest bis auf die Tatsache, dass eine Hose meinem Outfit nicht schaden würde. Ich nahm mir eine dunkelblaue Jeans, die gut zu dem Oberteil passte und schlüpfte hinein.
    Meine Haare ließ ich offen, und da ich mich so gut wie nie schminkte, fiel das heute ebenfalls weg. Als ich auch noch meine Sneakers – selbst wenn ich gewollt hätte, ich besaß keine anderen Schuhe – angezogen hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen, noch mal nachzusehen, ob Luca inzwischen geantwortet hatte. Da das aber leider nicht der Fall und es schon kurz vor der abgemachten Uhrzeit war, steckte ich schnell Geldbeutel und Handy ein und verließ das Haus.
    Es dauerte gerade mal zwei Minuten, bis mein geliebtes Auto vor mir hielt. Ich seufzte.
    Mann, in der Dämmerung sah es noch viel besser aus …
    Alex öffnete die Beifahrertür und begrüßte mich. »Es ist so schön, dass du mitkommst«, quietschte sie, woraufhin ich sie böse ansah. Schließlich war ich nicht gerade freiwillig hier. Doch sie grinste nur.
    Alex sah wie immer toll aus, auch wenn ich ihren Aufzug fast schon übertrieben fand. Sie hatte eine verdammt (!) enge Jeans an und trug darüber ein dunkelblaues Neckholder-Oberteil, worüber offen ihre langen Locken fielen. Im Prinzip sah sie aus wie ein Engel, der einen Typen klar machen wollte.
    Ich wartete schon jede Sekunde darauf, wegen meiner Strickjacke kritisiert zu werden, doch komischerweise passierte nichts.
    »Wow, du siehst richtig gut aus«, sagte Alex stattdessen und musterte mich. »Die Strickjacke passt wirklich super dazu.«
    Okay, jetzt war ich misstrauisch.
    »Ich kann mich meiner Schwester nur anschließen«, hörte ich plötzlich Elyas aus dem Hintergrund.
    Ich blickte über Alex hinweg und sah ihn in der offenen Fahrertür stehen, wo er sich mit den Ellenbogen auf dem Dach abstützte. Seine zimtfarbenen Haare standen wie immer ein bisschen durcheinander, während seine – zugegeben schönen – Augen sogar in der anbrechenden Dunkelheit zu leuchten schienen. Er trug ein schwarzes Hemd mit leicht tailliertem Schnitt, dessen Kragen unverschlossen nach oben stand. Wenn ich ehrlich war, sah er verdammt gut aus …
    Zu schade, dass er so ein Arsch war.
    »Dass die Strickjacke gut zu mir passt?«, hakte ich nach.
    »Nein«, lächelte er. »Dass du toll aussiehst, natürlich.«
    Ich verdrehte die Augen und bemerkte, dass er mich ausgiebig betrachtete.

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