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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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wollte, wie sie an der Bande abprallte und direkt auf die schwarze zusteuerte und diese letztendlich mit voller Wucht in den Korb katapultierte.
    Somit war Elyas raus. Die schwarze Kugel war die letzte, die eingelocht werden durfte. Passierte es vorher, hatte man mit einem Schlag und unwiderruflich verloren.
    Nachdem ich meinen Sieg langsam verinnerlicht hatte, war ich in einen regelrechten Freudentaumel verfallen, der immer noch anhielt und sich, seitdem der Motor lief, noch verstärkt hatte. Es war ein völlig anderes Gefühl, auf der Fahrerseite zu sitzen und noch einmal um Längen besser, als nur Beifahrer zu sein. Unter meinen Füßen konnte ich die Pedale spüren, während meine Hände vorsichtig über das Lenkrad strichen. Fest lehnte ich mich im Sitz zurück und nahm einen tiefen Atemzug.
    Während ich mit meinen Hochgefühlen nicht wusste wohin, erlitt Elyas neben mir fast einen Nervenzusammenbruch. Völlig verkrampft saß er da und wünschte sich wohl nichts sehnlicher, als alles wieder rückgängig machen zu können. Umso erstaunlicher, dass er sich überhaupt auf diesen Spieleinsatz eingelassen hatte. Vermutlich nur deswegen, weil er so gar nicht mit einem Sieg meinerseits, beziehungsweise einer Niederlage seinerseits gerechnet hatte. Tja .
    Langsam setzte ich mich auf, atmete noch einmal tief durch und wollte gerade die Kupplung treten, als Elyas von Panik ergriffen aufschrie. »Was hast du vor?«
    »Losfahren?«, fragte ich mit gerunzelter Stirn.
    »Du weißt doch gar nicht, wie das funktioniert!« Er stammelte und wurde immer blasser um die Nase.
    Ich seufzte. »Gang einlegen, Gas geben, losfahren?«
    »Schon klar … Aber … Aber du weißt doch überhaupt nicht, wie das Auto reagiert … Der Mustang hat dreihundert PS, und somit zweihundertneunundneunzig mehr als die Rostlauben, die du bisher gefahren bist!« Die Angst, die in seiner Stimme mitschwang, brachte mich kurzzeitig zum Schmunzeln. So nervös hatte ich ihn noch nie erlebt, was eindeutig, so stellte ich fest, ein großes Versäumnis war.
    »Jetzt beruhige dich, Elyas, ich werde vorsichtig sein, okay?«
    Er antwortete nicht, und so trat ich die Kupplung durch und legte den ersten Gang ein. Augenblicklich vergrub Elyas das Gesicht in seinen Händen. »Bitte lass sie besser fahren, als sie läuft …«, betete er vor sich hin, was mein Schmunzeln nur noch breiter werden ließ.
    Ich ging in mich, versuchte meine Aufregung ein bisschen zu drosseln, bevor ich ganz langsam die Kupplung kommen ließ und danach vorsichtig aufs Gas ging. Das Auto setzte sich in Bewegung und es war einfach nur … Wow, unglaublich, und noch viel besser, als ich es mir jemals erträumt hatte.
    Die ersten Meter fuhr ich gemächlich; ich wollte mich langsam an das Auto und vor allem dessen Handhabung herantasten. Elyas behielt absolut Recht, das Gaspedal war mit großer Vorsicht zu genießen. Trat man es zu fest, so bemerkte man ziemlich schnell, wie viel PS unter der Haube steckten. Ich spielte eine Weile damit, testete es genau aus und konnte nach einigen hundert Metern ungefähr einschätzen, wie ich es zu händeln hatte.
    »Gut, du hattest deinen Spaß. Jetzt lass mich wieder fahren«, beschloss Elyas, der sich nach wie vor total verkrampfte.
    »Vergiss es, wir sind gerade erst losgefahren«, lachte ich.
    »Hallo? Wie lange hätte denn bitte der Kuss gedauert?«
    Okay, das war ein Argument, allerdings konnte man das überhaupt nicht vergleichen. Und grundsätzlich sollte sich Elyas mal nicht so anstellen.
    »Du hältst dich doch für unwiderstehlich, oder? Also hätte der Kuss wohl mindestens drei Stunden gedauert.« Ich grinste.
    »Guck auf die Straße!«, zischte er und erheiterte mich dadurch ungemein.
    Je länger ich fuhr, desto mehr Sicherheit entwickelte ich am Steuer und bekam immer mehr Gespür für die Kraft, die hinter dem Mustang steckte. Meine anfängliche Nervosität konnte ich zwar nicht komplett ablegen, aber nach und nach verwandelte sie sich in reine Faszination. Dieses Auto war kein einfaches Fortbewegungsmittel, so wie ich es bei jedem anderen Gefährt nüchtern betrachtete. Nein, es war Sex auf Rädern und einfach nur Fahrspaß pur.
    Wir rollten durch Berlin, rauschten förmlich durch die Nacht und ich versuchte, alles so intensiv wie nur möglich in mich aufzusaugen. Schließlich wusste ich nicht, ob ich jemals wieder in diesen Genuss kommen würde.
    Wenn wir an einer Ampel standen, konnte ich es mir nicht verkneifen, den Motor proletenmäßig

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