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Kishons beste Familiengeschichten.

Kishons beste Familiengeschichten.

Titel: Kishons beste Familiengeschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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dringt aus Renanas Zimmer, gefolgt von lautem Weinen. Kein Zweifel: Renana ist aus der Wiege gefallen.
    »Amir!« Meine Stimme zittert in väterlicher Besorgnis. »Schau nach, was passiert ist, um Himmels willen!«
    »Wozu?« antwortet ruhig mein Sohn. »Sie ist doch schon heruntergefallen.«
    Eine Schande. Dieses blödsinnige Fernsehen ist ihm wichtiger als seine leibliche Schwester. Auch seine Mutter läßt es bei einem verzweifelten Händefalten bewenden. Auf dem Bildschirm streitet Soames mit einem jungen Anwalt, den ich nicht kenne.
    »Und wer ist das schon wieder? Ist er mit Helen verwandt?«
    »Mund halten!«
    Der Lärm, den wir jetzt hören, kommt aus unserem ehelichen Schlafgemach. Es klingt, als würden schwere Möbel verschoben und Glasscheiben zersplittert.
    Der junge Anwalt kann unmöglich Helens Sohn sein. Der wurde ja schon vor drei Fortsetzungen überfahren. Nein, das war gar nicht er. Das war der Architekt Bossini, der damals unter die Räder kam.
    »Jetzt will ich aber endlich wissen, wer das ist! Könnte es Marjories Bruder sein?«
    »Sie hat keinen Bruder«, zischt die Mutter meiner Kinder. »Schau nach rechts!«
    Ich warte, bis das Bild abblendet, dann werfe ich einen Blick in die angezeigte Richtung. Dort steht ein Mann. Er steht ganz ruhig, über dem Gesicht eine Maske und auf dem Rücken einen Sack, der sichtlich mit verschiedenen Gegenständen gefüllt ist.
    In einem Wandelgang des Parlaments bekam Michael Mont, der Gatte Fleurs, soeben ein paar Ohrfeigen.
    »Wer ist das, der ihn ohrfeigt?« fragt der Mann mit dem Sack. »Vielleicht Winifreds Gatte?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, antworte ich. »Winifreds Gatte ist doch schon längst mit dieser Schauspielerin nach Amerika durchgebrannt. Mund halten.«
    Mittlerweile war Soames wieder an den jungen Anwalt geraten, der ihm Saures gab.
    »Was dieser arme Mensch leiden muß!« Ein Seufzer meiner Frau klang mitleiderregend durch die Dunkelheit. »Alle treten auf ihm herum.«
    »Er braucht Ihnen nicht leid zu tun«, sagt eine männliche Stimme. »Erinnern Sie sich nur, wie schlecht er sich damals zu Irene benommen hat. Wer ist das?«
    »Mund halten.«
    Jetzt stehen bereits zwei Männer mit Säcken da.
    »Setzen!« rufe ich. »Wir sehen nichts!«
    Die beiden lassen sich auf dem Teppich nieder. Meine Ehe- und Fernsehgefährtin beugt sich nahe zu mir:
    »Was geht hier vor?« flüstert sie. »Wer ist das?«
    »Annes Bruder«, antwortet einer der beiden. »Johns zweite Frau. Pst!«
    Jetzt sprechen die beiden miteinander, was gleichfalls störend wirkt. Meine Frau gibt mir durch nervöse Handzeichen zu verstehen, daß ich etwas unternehmen soll, aber das kommt unter den auf dem Bildschirm gegebenen Umständen nicht in Frage. Erst als die Haushälterin der Cousine von Soames’ Schwester erscheint, eine ältliche, reizlose Frauensperson, die mich nicht weiter interessiert, schleiche ich in die Küche, um die Polizei anzurufen. Ich muß minutenlang warten. Endlich wird der Hörer abgehoben und eine verärgerte Stimme sagt:
    »Wir sind beschäftigt. Rufen Sie in einer Stunde wieder an.«
    »Aber in meinem Wohnzimmer sitzen zwei Räuber!«
    »Hat Forsyte sie gefangen?«
    »Ja. Kommen Sie sofort.«
    »Nur Geduld«, sagt der diensthabende Wachbeamte.
    »Wer ist das?«
    Ich gebe ihm meinen Namen samt Adresse.
    »Sie habe ich nicht gemeint. Bewahren Sie Ruhe, bis wir kommen.« Ich eile zur Saga zurück.
    »Habe ich viel versäumt? Ist das Jolly, Hollys Bruder?«
    »Trottel«, weist mich der größere der beiden Räuber zurecht. »Jolly ist in der zweiten Fortsetzung an Typhus gestorben.«
    »Dann kann es nur Vic sein, der Cousin des Nacktmodells.«
    »Vic, Vic, Vic…«
    Das Quaken kommt von unserem Töchterchen Renana, die auf allen vieren aus ihrem Zimmer hervorkriecht und mein Fauteuil zu erklimmen versucht. Draußen wird eine Polizeisirene hörbar. Einer der Räuber will aufstehen, aber in diesem Augenblick betrat Marjorie das Spital und stand gleich darauf Fleur gegenüber, von Angesicht zu Angesicht, am Bett eines Patienten, der zweifellos ein Familienmitglied war, ich wußte nur nicht, welchen Grades. Die Spannung wurde unerträglich.
    Jemand klopft wie verrückt an unsere Tür.
    »Wer ist das?« frage ich. »Ist das der, den sie nach Australien schicken wollten?«
    »Das war Irenes Stiefvater. Mund halten.«
    Die Türe wird eingebrochen. Ich habe das dunkle Gefühl, daß hinter unserem Rücken einige Polizisten hereinkommen und sich an der Wand

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