Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kishon's schönste Geschichten für Kinder

Kishon's schönste Geschichten für Kinder

Titel: Kishon's schönste Geschichten für Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
noch weiter, aber ich verstand ihn nicht mehr, weil er gleichzeitig aus seinem Revolver zu feuern begann und damit mein Hörvermögen für geraume Zeit außer Kraft setzte. Als ich ihn seine 90
    Schußwaffe von neuem laden sah, ergriff ich eilig eine Blumenvase vom nächsten Tisch und händigte sie ihm aus. Der Mexikaner prüfte den Wert des Geschenkes, gab mir durch eine Handbewegung zu verstehen, daß die Angelegenheit ritterlich ausgetragen sei und wandte sich der Türe meines Nachbarn zu, auf die er mit Füßen und Fäusten losdrosch. In etwas besserer Laune zog ich mich wieder zurück.
    Meine Niederlage schien sich sehr rasch herumgesprochen zu haben, denn fünf Minuten später schlug ein schwerer Gegen-stand dumpf gegen meine Türe und gleich darauf erfolgte eine Reihe von Explosionen, daß die Mauern zitterten und größere Brocken Mörtel sich von der\\änd lösten. Ich sauste hinaus und stand einem Kommando gegenüber, das aus zehn Kindern bestand, einen Rammbock mit sich führte und hochexplosive Knallfrösche in meine Wohnung schleuderte. Der Führer des kleinen, aber hervorragend organisierten Stoßtrupps war ein dicklicher, als Tod kostümierter Knabe. „Chag Hapurim!" schnarrte er mich an. „Blumenvasen!"
    Entschuldigend brachte ich vor, daß ich keine Blumenvasen auf Lager hätte. Der Tod erklärte sich bereit, auch Süßigkeiten ent-gegenzunehmen. Ich verteilte meinen gesamten Vorrat an Schokolade, aber die Nachfrage überstieg das Angebot. „Noch Schokolade!" brüllte ein brasilianischer Kaffeepflanzer. „Es ist Purim!"
    Ich beteuerte, daß ich wirklich keine Schokolade mehr versteckt hätte.
    Vergebens. Platzpatronen knallten und Kracher explodierten. Von Panik erfaßt, rannte ich in die Küche, raffte den Arm voll Konservendosen und übergab sie den Belagerern, die sich laut schimpfend entfernten.
    Abermals dauerte es nicht lange bis zur nächsten Explosion. Sie hob meine Türe aus den Angeln und gab den Blick auf eine in Kampfformation angetretene Truppe frei, die ihre Sprengarbeit mit zwei Tonnen Purimdynamit fortsetzte.
     „Gut Purim!" riefen sie, während die Erde noch bebte. „Konserven!"
    Ich schleppte das ganze Küchengestell herbei und schüttete seinen Inhalt auf den Boden. Die Konserven waren im Hui verschwunden, ein Armeeoberst und ein Chinese bemächtigten sich des Gestells.
    „Geld her!" kreischte plötzlich ein einäugiger Pirat, in dem ich trotz der schwarzen Maske den kurzgewachsenen sechsund-dreißigjährigen Sohn meines Friseurs erkannte. Noch während ich meine Brieftasche leerte, kam mir der rettende Einfall. Wenn dieses Purimfest mich nicht all meiner Habseligkeiten berauben sollte, mußte ich mich auf die andere Seite schlagen. Rasch warf ich ein geringeltes Hemd über, band mir ein kariertes Halstuch vors Gesicht, ergriff ein Messer und drang durch das Küchenfenster bei Rosenbergs ein. „Chag Hapurim!" quietschte ich im höchsten mir zur Verfügung stehenden Ton. „Heraus mit dem Schmuck!" Um zehn Uhr abends hatte ich die ganze Nachbarschaft abgegrast. Die Beute war beträchtlich.
    Allerdings brauchte ich dann den ganzen nächsten Tag, um alles wieder zurückzubringen, denn die meisten konnten sich nicht recht erinnern, was ihnen gehörte, und ich mußte ja aufpassen, daß jeder das Seine wiederbekam.Nur meine Vase sah ich nie wieder, aber die hatte mir sowieso noch nie gut gefallen.

Schokolade auf Reisen
    Alles ist eine Frage der Einteilung. Deshalb bewahren wir in einem nach Fächern eingeteilten Kasten unbrauchbare Geschenke zur künftigen Wiederverwendung auf. Wann immer so ein Geschenk kommt, und es kommt oft, wird es registriert, klassifiziert und eingeordnet. Babysachen kommen automatisch in ein Extrafach, Bücher von größerem Format als 20 x 25 cm werden in der
    „Geburtstags"-Abteilung abgelegt, Vasen und Platten unter
    „Hochzeit", besonders scheußliche Aschenbecher unter „Neue Wohnung", und so weiter. Eines Tages ist Purim, das Fest der Geschenke, plötzlich wieder da, und plötzlich geschieht folgendes: Es läutet an der Tür. Draußen steht Benzion Ziegler mit einer Pralinenschachtel unterm Arm. Benzion Ziegler tritt ein und schenkt uns die Schachtel zu Purim. Sie ist in Cellophanpapier verpackt. Auf dem Deckel sieht man eine betörend schöne Jungfrau, umringt von allerlei knallbunten Figuren. Wir sind tief gerührt, und Benzion Ziegler schmunzelt selbstgefällig. So weit, so gut. Die Pralinenschachtel war uns hochwillkommen, denn

Weitere Kostenlose Bücher