Kismet in Kairo
sind im wesentlichen primitiv, sagt man, dabei sind die astronomischen Leistungen der Ägypter und Sumerer vergessen worden. Unsere Arroganz heute ist ungeheuer, und ich kenne sogar Menschen, die behaupten, daß die ägyptischen Pyramiden von technischen Wilden gebaut worden sind.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, wir müssen umdenken, denn laut dieser Karten ist diese Theorie nicht länger haltbar.«
»Was meinen Sie damit genau?« fragte Sir James, der wie wir vom Wissen des Professors beeindruckt war.
»Es ist ganz einfach!« rief Walter Hogland. Er war jetzt in seinem Element und hatte die Folgen seines Alterungsprozesses längst vergessen und weggesteckt. »Es hat vor diesen offiziellen Kulturen schon andere Hochkulturen gegeben. Die Menschheit, meine Herren, muß allmählich umdenken…«
***
Wir schauten uns an und schwiegen. Skepsis breitete sich bei mir aus.
Aber ich sprach nicht darüber. Ob das alles stimmte, war fraglich, aber ich kam nicht umhin, den Professor zu bewundern. Auch seine Erklärungen hatten sich klar und logisch angehört. Sicherlich gab es viele Skeptiker und Zweifler, die meisten Wissenschaftler würden über ihn die Nase rümpfen, doch das Vorhandensein dieser alten Karten gab mir schon zu denken. So etwas dachte sich niemand aus. Ich ging einfach davon aus, daß sie echt waren.
Walter Hogland ließ uns in Ruhe nachdenken. Er kümmerte sich aber um Sir James, tippte ihm auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dabei sprach er so laut, daß auch wir ihn verstehen konnten. »Ich könnte jetzt einen Schluck vertragen, aber kein Wasser. Whisky oder Cognac wäre mir schon recht.«
»Whisky«, sagte unser Chef. Er deutete auf einen Aktenschrank, der noch verschlossen war. »Nur für besondere Anlässe.« Das galt uns.
»Heute ist so einer.«
»Das meine ich auch«, stimmte ich zu. Nur Suko schüttelte den Kopf.
»Wie viele Gläser darf ich denn nehmen?« erkundigte sich der Wissenschaftler fast fröhlich.
»Für uns beide.«
»Sie sind auch ein Genießer, Mr. Sinclair.«
»Nur wenn man mich läßt.«
»Heute lasse ich Sie«, sagte Sir James.
Unser Gespräch war wieder eingeschlafen. Wir hörten zu, als der Whisky in die Gläser gluckerte. Der Professor hatte es gut gemeint, denn er schenkte uns Doppelte ein.
Ich hob mein Glas. »Worauf trinken wir?« fragte ich.
»Ist doch ganz klar, Mr. Sinclair. Auf den Anbruch der neuen Zeit. Auf das Umdenken der Menschen.«
»Aber nicht nur auf dem Gebiet«, schränkte ich ein. »Es gibt noch andere Dinge, die sich ändern sollten.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Auch ich finde es schlimm, daß die Umwelt zerstört wird. Aber ich bin sicher, wenn erst einmal das globale Umdenken begonnen hat, dann greift ein Rädchen in das andere.« Er kippte die Hälfte des Whiskys in die Kehle, schnalzte zufrieden und wandte sich dann uns zu. »Jetzt sind Sie überrascht, nicht wahr? Mit einem derartigen Fall sind Sie noch nie konfrontiert worden.«
»Mit einem ähnlichen«, sagte Suko.
»Ach. Wie meinen Sie das denn?«
»Atlantis.«
»Gut, gut!« lobte uns der Professor. »Da können wir wieder global denken. Ich bin durchaus der Meinung, daß das eine das andere nicht ausschließt. Die großen Verschiebungen vor mehr als fünfzehntausend Jahren haben die Väter aufgerüttelt. Es ist zu Wanderungen gekommen, denn viele mußten sicherlich vor dem Eis und den sich anbahnenden Katastrophen fliehen. Soviel ich weiß, wurde der Kontinent Atlantis durch eine gewaltige Katastrophe zerstört.«
»Davon gehen wir ebenfalls aus«, sagte Suko. »Aber Sie als Kartenliebhaber und auch als Kenner, haben Sie denn nie einen Hinweis auf Atlantis gefunden? Gab es da keinen Anhaltspunkt auf den alten Karten, Professor?«
Hogland nahm das Glas in die Hand und fing mit seiner Wanderung an.
»Ich möchte eigentlich nicht spekulieren, aber wenn man die Karten und die entsprechenden schriftlichen Hinterlassenschaften der Kartographen sichtet, da findet man schon Hinweise auf ein großes, unbekanntes Land. Ob Atlantis damit gemeint ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Das wäre Spekulation.«
»Was diese Fatima nicht ist!« Sir James brachte es damit wieder auf den Punkt.
Der Professor atmete tief durch. Er verlor plötzlich seine zuletzt gewonnene Energie und ließ sich auf seinen Besucherstuhl fallen.
»Leider ist sie keine Spekulation. Es gibt sie als Succubus, als kraftsaugende Teufelin, wie ich es am eigenen Leibe spüren konnte. Sie hat mir Jahre
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