Kismet in Kairo
gestohlen, sie hat mich altern lassen.«
»Warum? Was haben Sie ihr getan?«
Hogland hob die Schultern, bevor sein Körper wieder erschlaffte.
»Eigentlich nichts.«
»Ein Motiv muß es doch geben.«
»Das sagen Sie, Sir.«
Ich mischte mich ein. »Kann es sein, daß Sie sich durch Ihre Forschungen verdächtig gemacht haben oder unangenehm aufgefallen sind? Ist das möglich?«
Er schaute mich erstaunt an. »Wem sollte ich denn unangenehm aufgefallen sein?«
Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken.
»Das müssen Sie wissen, nicht wir. Sie waren nicht allein in Ägypten. Sie hatten einheimische Kollegen, denke ich.«
»Das schon«, gab er zu.
»Sehen Sie, Professor. Es ist doch möglich, daß denen Ihre Forschungen nicht gefallen haben. Daß sie Angst davor hatten, Veränderungen zu erleben und die Urgeschichte ihres Landes neu geschrieben werden muß. Möglich ist alles.«
Meine Worte machten den Mann sehr nachdenklich. »Darüber habe ich nicht nachgedacht. Der Gedanke ist mir nicht gekommen. Möglicherweise war ich auch zu naiv. Ich habe immer gedacht, wir Wissenschaftler wären eine Gemeinschaft, aber das stimmt auch nicht. Ich bin angefeindet worden, habe mich auch gewehrt, aber mit meinen ägyptischen Kollegen bin ich gut zurechtgekommen. Die Kollegen waren schon in Ordnung.«
»Sie schauen den Menschen nur vor die Köpfe, Professor.«
»Das ist schon wahr«, gab er zu.
»Trotzdem sollten wir uns nicht zu sehr auf seine Kollegen konzentrieren«, sagte Suko. »Ich bin der Ansicht, daß es einen anderen Punkt gibt, wo wir ansetzen können. Es ist diese Fatima. Was wir bisher besprochen haben, kam der Theorie gleich. Fatima aber ist von Ihnen gesehen worden, Professor. Sie ist die Person, auf die Sie sich beziehen können. Mich würde interessieren, ob Sie Fatima schon vorher gekannt haben oder vielleicht gesehen haben.«
»Nein«, murmelte er nachdenklich. »Gesehen habe ich die Person nicht.« Er hob die Schultern, als wollte er an seinen folgenden Worten zweifeln. »Können Sie sich vorstellen daß ich diese Person geahnt habe?«
Wir waren überrascht, wollten aber nicht dagegen sprechen. Sir James fragte: »Sagten Sie wirklich geahnt?«
»Ja, Sir.«
»Das müssen Sie uns erklären.«
»Es ist so, meine Herren. Ich habe mich ja nicht nur mit einer Vergangenheit hinter der offiziellen beschäftigt, mich interessierten natürlich auch die Dinge, die meine Kollegen ans Tageslicht gebracht haben. Da denke ich an die Cheops-Pyramide. Sie zu erforschen, dieser Wunsch steht bei vielen ganz oben.«
»Auch bei Ihnen?« fragte ich.
»Ja. Ich war in der Pyramide.« Da wir schwiegen, suchte er nach Worten, um sich auszudrücken und zu erklären. »Ich war also in der Pyramide, aber Sie wissen vielleicht, daß man dieses gewaltige Bauwerk noch nicht vollständig erforscht hat. Daß es dort noch geheime Kammern geben soll und auch gibt, in die bisher die Menschen nicht vorgedrungen sind. Ich hatte natürlich von gewissen Spekulationen erfahren, daß sich in der Pyramide etwas befinden soll, das sehr wichtig für die Menschheit ist, und nicht nur für uns Forscher. Beweise gibt es nicht, aber viele versuchen, sie zu finden.«
»Wie weit drangen Sie vor, Professor?« wollte ich wissen.
Er winkte ab. »Nicht sehr weit. Ich war auch körperlich damals nicht so auf der Höhe, aber ich bin schon ziemlich weit gekommen. So weit, daß ich den Einfluß spüren konnte.«
»Welchen?«
»Den der Frau.«
»Fatima?«
»Ja, Mr. Sinclair. Es war Fatima. Ich habe sie nicht gesehen, ich habe sie gespürt. Können Sie das verstehen? Oder lachen Sie mich jetzt aus? Egal, was Sie auch tun werden, aber es hat diese Person schon in der Pyramide gegeben.«
»Und weiter?«
»Ich war entsetzt. Ich stand allein in einem engen Gang und spürte sie plötzlich.«
»War das direkt in der Pyramide?« fragte ich ihn.
»Was meinen Sie damit, Mr. Sinclair?«
Ich lächelte ihn an. »Sie wissen sicherlich, daß es rund fünfunddreißig Meter unter der Pyramide die geheimnisvolle Felsenhalle gibt, die vor dem Bau errichtet worden sein muß.«
»Sie sind gut informiert, Mr. Sinclair. Sie haben aber recht. Es geht um diese Felsenhalle, über deren Existenz man heute noch grübelt. Ich kenne die Lösungen auch nicht. Ich weiß nicht, weshalb man sie angelegt hat, und ich kann mir vorstellen, daß es dort unten irgendwo weitergeht, man aber keine Hinweise darauf hinterlassen hat. Vielleicht liegt dort jemand, der nicht entdeckt
Weitere Kostenlose Bücher