Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Hassan, auf dem Rücken, schwer atmend, im Gesicht und körperlich stark verändert.
    Meine Gedanken brachen ab, weil ich Hoglands erstickten und dumpf klingenden Laut hörte. »Mein Gott, Hassan! Mein Gott, er ist – um zig Jahre gealtert…«
    Da wußten wir, daß auch er Besuch von dieser geheimnisvollen Fatima gekriegt hatte. Mir wurde plötzlich eiskalt.
    Suko war der Praktiker. Er schloß rasch die Tür, damit kein Fremder einen Blick in die Wohnung werfen konnte.
    Walter hatte sich gegen die Wand gelehnt. Er atmete mit offenem Mund und stieß die Luft lautstark aus. Dabei schüttelte er immer wieder den Kopf, als wollte er nicht begreifen, was sich hier ereignet hatte. Seine Augen schwammen in Tränen.
    »Komm«, sagte Suko. »Wir schaffen ihn zur Couch.«
    Die Wohnung oder das Zimmer zeigte eine westliche Einrichtung. Sie hätte auch aus dem Katalog eines Möbelhauses stammen können.
    Gemeinsam bückten wir uns. Suko faßte den Mann an den Schultern, ich an den Beinen.
    Hassan war nicht besonders schwer, sogar extrem leicht, als hätte er vieles von dem verloren, was einstmals in seinem Körper gesteckt hatte.
    »Tragen wir nur Knochen?« flüsterte Suko.
    »Ich weiß es nicht.«
    Unser Ziel war die dunkelbraune Couch. Der Mann wimmerte leise vor sich hin. Er rollte mit den Augen. Eine Hand, die aussah wie eine Hühnerklaue, lag auf seiner Brust, wobei die Finger zuckten und versuchten, sich in die Falten seines blauen Hemdes zu graben.
    Ich wußte, wer die Schuld an dieser Veränderung trug. Es konnte nur der weibliche Teufel gewesen sein. Fatima hatte ihm das Leben, die Kraft, die Seele – wie auch immer – ausgesaugt – als wäre sie eine Art Vampir.
    Wir betteten den leise vor sich hin wimmernden Mann auf die Couch.
    Daneben blieben wir stehen, so daß wir sein Gesicht genauer betrachten konnten.
    Ja, es war das Gesicht eines Menschen, aber es war gleichzeitig das eines Greises, der sein Leben bereits hinter sich hatte und stündlich auf den Tod wartete.
    Aber er lebte noch, und wir beide hofften, daß dies so blieb. Er atmete nicht, er röchelte. Seine Lippen zitterten. Sie sahen aus wie alte, eingerissene Schläuche. Die Gesichtshaut wirkte wie dickes Papier, das naß geworden und aufgequollen war. Die Augen hatten den klaren Blick längst verloren, sie glotzten stumpf in die Gegend.
    Keiner von uns wagte es, den Mann anzusprechen. Deshalb winkten wir den Professor heran, der sich uns kopfschüttelnd näherte, die Hände vor dem Bauch gefaltet.
    Ich drückte ihn so herum, daß er den liegenden Mann anschauen konnte und fragte ihn: »Das ist Hassan, nicht wahr?«
    »Ja, ja…« Er schluckte. »Aber ich kenne ihn anders, ganz anders, um Jahrzehnte jünger.«
    »Dann hat ihn die Person voll erwischt.«
    »Der Succubus – mein Gott, ich wußte nicht, daß er sich auch seiner Person angenommen hatte.«
    »Glauben Sie denn, daß er noch reden kann?«
    »Ich muß es versuchen.«
    »Wichtig ist auch, daß er Sie erkennt«, sagte Suko.
    »Ja, das schon.« Er wartete, bis wir ihm Platz geschaffen hatten, dann ging der Professor in die Knie. Sein Gesicht befand sich etwa in gleicher Höhe mit dem des ägyptischen Kollegen, der plötzlich anfing zu zittern.
    »Hassan, bitte, kannst du mich hören?«
    Der Veränderte gab keine Antwort. Nur das schreckliche Röcheln blieb weiterhin. Die Luft rasselte nur so aus seinen malträtierten Lungen.
    Walter Hogland hob die Schultern.
    »Versuchen Sie es doch mal mit Arabisch«, schlug ich vor.
    »Ja, das wollte ich.«
    Wir waren in den folgenden Sekunden nur Zuhörer, die nichts verstanden. Aber wir sahen schon die Regung zuerst in den Augen des Veränderten und danach auch in seinem Gesicht, wo sich die Haut spannte.
    Er flüsterte etwas.
    Hoglands Kopf ruckte zu uns herum. Er schaute hoch. »Ja, er kann mich hören.«
    »Fragen Sie ihn nach Fatima.«
    Das tat der Professor auch, denn wir hörten mehrmals den Namen. Er erhielt auch eine Antwort, doch die Worte preßte der andere nur abgehackt hervor, und ich krampfte bei jedem Wort, das ich hörte, meine Hände zusammen. Hassan hatte schwer zu leiden. Es war einfach zu schlimm für ihn. Er wollte auch nicht mehr ruhig liegenbleiben, als ihn die Erinnerung an das Schreckliche übermannte. Der Professor tat das einzig Richtige. Er legte seine Hände auf die Schultern und drückte den Mann wieder zurück. Dabei redete er auf ihn ein.
    Wir konnten erkennen, daß sich Hassan ein wenig entspannte.
    »Bitte«, sagte Hogland

Weitere Kostenlose Bücher