Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
hier war in meiner Ausbildung nicht vorgesehen!
Plötzlich schien er unruhig. Sein Blick wanderte beständig zwischen dem Teppich und mir hin und her. »Ich glaube, ja.«
Die Luft im Raum wurde dick. Mein Magen zog sich zusammen, und auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.
Ach du Schande! Was ist jetzt los?
»Was tun Sie, Jerome?«
Er stand auf, bewegte sich mit Vampirgeschwindigkeit auf mich zu und beugte sich über mich, so dass ich praktisch in meinem Sessel gefangen war. Ich versuchte, vom Sitz auf den Fußboden zu rutschen, wurde jedoch von seinem Bein gehindert, das er mir zwischen die Knie rammte. »Wahrscheinlich wissen Sie nicht, was Devereux sagte, das er mit jedem machen würde, der Ihnen weh tut. Er war recht anschaulich in seiner Beschreibung des raschen unwiderruflichen Todes, den derjenige zu erwarten hat. Es tut mir leid, dass ich Sie da mit reinziehe, denn Sie sind wirklich sehr nett. Ich habe unsere Sitzungen genossen. Aber leider ist das der einzige Weg. Ich halte es einfach nicht mehr aus.« Das Braune in seinen Augen färbte sich dunkelrot, und seine Reißzähne traten hervor. »Und, um ganz ehrlich zu sein, ich hatte auch ein paar leidenschaftliche Phantasien von Ihnen.«
Angst packte mich. Mein Herz wummerte. Schweiß bildete sich in meinen Achselhöhlen. »Halt, Jerome! Tun Sie das nicht! Ich kann Ihnen helfen. Es kann wirklich besser werden, bitte!« Ich trommelte gegen seine Brust, was natürlich nichts bewirkte, und fühlte seinen Atem an meinem Hals. In dem Moment, in dem ich das Schaben seiner Zähne an meiner Haut fühlte, war er auf einmal weg – beiseitegehoben.
»Auch wenn ich diesen zärtlichen Moment ungern störe, dürfte das der größte Haufen melodramatischen Bockmists gewesen sein, den ich jemals gehört habe!« Hallow, der den zappelnden Jerome am Hemdkragen in die Höhe hielt, lachte. »Ich vermute, ich könnte nett sein und dieses erbärmliche Exemplar Devereux aushändigen, aber ich bin nun einmal nicht teamfähig – noch dazu, wo töten so überaus befriedigend ist. Ich versäume keine Gelegenheit, den Kitzel des Schlachtens zu genießen.« Er nickte Jerome zu, der piepsende Heullaute ausstieß, während er wild mit Armen und Beinen wedelte. »Dieser wimmernde Wicht ist eine Schande für alle Vampire. Nicht einmal geeignete Nahrung. Und außerdem ist Devereux unterwegs, um den Spurenbrocken zu folgen, die ich für ihn ausgestreut habe. Wenn ich mich recht entsinne, hatte er noch nie den richtigen Sinn für die Jagd. Mit seinem pathetischen Philosophieren treibt er stets allem den Spaß aus. Was hat man davon, ein Vampir zu sein, wenn man nicht das übelste Raubtier weit und breit sein darf? Ich möchte meine These mit einem blutigen Exempel belegen.«
Hallow griff eine Handvoll von Jeromes Haar und riss dessen Kopf mit solcher Wucht – und Schnelligkeit – zur Seite, dass er vom Rumpf abgetrennt wurde, was ein feuchtes übelkeiterregendes Knackgeräusch verursachte. Blut spritzte in alle Richtungen. Im ersten Moment, als die dicke rote Flüssigkeit mein Gesicht traf, stockte mir der Atem.
Gleich darauf kreischte ich laut und wischte hektisch das Blut fort, das mir von der Nase tropfte.
Hallow beobachtete mich sekundenlang, ehe er fies grinste. »Ich habe jedes Mal solchen Spaß, wenn ich mit dir zusammen bin. Ein Jammer, dass wir nicht heute schon gehen können, doch leider habe ich vorher noch einiges zu regeln! Ich bin sicher, dass du das verstehst.« Kichernd sah er auf seine Hände, als überraschte es ihn, dass er zwei Teile eines zerstörten Vampirs darin hielt. Er warf Jeromes Körper auf den Boden, hob den abgetrennten Kopf meines vormaligen Klienten höher und betrachtete ihn. »Möchtest du ihn als Andenken behalten? Schließlich war der unglückliche Junge gerade im Begriff, Selbstmord zu begehen, indem er die Therapeutin aussaugt.«
Er hielt sich Jeromes blutigen Kopf über den offenen Mund und trank die herabtropfende Flüssigkeit. Rote Rinnsale flossen ihm über das Gesicht, in sein Haar und auf sein Hemd, dessen dunklen Stoff sie durchtränkten. Begeistert leckte er sich die Lippen, hinter denen die Reißzähne bedrohlich blitzten.
Der Horror seiner Tat hatte mein Gehirn restlos überfordert, so dass ich wie betäubt dasaß und ihn anstarrte. Ein splittriges Stück von Jeromes Halswirbelsäule stand aus der zerrissenen Haut hervor, und ich merkte, wie mir schwindlig wurde. Ich wusste, dass ich unter Schock stand und mich gleich
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