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Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman

Titel: Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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wären mächtig stolz auf mich gewesen – selbst wenn sie dabei niemals diese Art Klientel im Sinn gehabt hätten. Aber war
ich
stolz auf mich? Früher freute ich mich über meine Fähigkeit, mich emotional vollkommen auszuklinken. Jetzt empfand ich es als beunruhigend. Ich veränderte mich eindeutig, doch war das gut?
    »Hilft die Hypnose Ihnen bei Ihrer Angst vor der Dunkelheit? Lassen Sie noch ein Licht in Ihrem Sarg brennen, wenn Sie schlafen?«
    Jerome erschauerte sichtlich. Große braune Augen starrten mich aus einem blassen Gesicht an. »Die Hypnose wirkt noch nicht. Ich sage mir immer wieder, dass ich keine Angst vor dem Dunkeln habe, aber mein
Ich
hört nicht auf mich. Also, um Ihre Frage zu beantworten: ja. Ich lasse das Licht an. Ehrlich gesagt habe ich neulich eine Fernsehwerbung für eine tragbare batteriebetriebene Lampe gesehen und gleich mehrere davon bestellt. Sie funktionieren bestens. Weil mein Sarg extragroß ist, kann ich fast ununterbrochen drinnen bleiben – ausgenommen, wenn ich Blut brauche, versteht sich.«
    »Ja.« Ich nickte. »Ich vermute, Sie könnten immerzu in Ihrem Sarg bleiben, nur würde das Ihre Agoraphobie um nichts besser machen. Doch reden wir darüber, wie Sie an Blut gelangen. Bestellen Sie nach wie vor Pizzen und nähren sich an den Lieferanten?« Sein Gesichtsausdruck verriet mir, was ich wissen musste. Ich verstand nicht, wieso in den Pizzerien nicht auffiel, dass ihre Fahrer stets benommen von einer bestimmten Lieferadresse zurückkehrten. Jerome musste besser darin sein, Leute zu bannen, als er durchblicken ließ.
    Er senkte den Blick zu Boden und murmelte: »Ja. Ich weiß, dass ich versprochen habe, es nicht mehr zu tun, aber dann werde ich so hungrig. Ich töte niemanden, ehrlich, aber ich kann nicht rausgehen, Dr. Knight! Ich versuche, mich dazu zu zwingen, doch meine Beine wollen einfach nicht. Obwohl ich in einer wirklich schönen Souterrainwohnung in einem der Häuser des Meisters wohne, bringe ich mich meistens nicht einmal dazu, aus meinem Sarg zu steigen. Ich glaube, meine Depression wird schlimmer.«
    »Sie erzählten mir, dass Sie sich mittels Gedankenkraft bewegen können. Warum versuchen Sie es nicht damit? Ist es leichter, sich zu verstecken?«
    Er schmollte.
    Armer Jerome! Wir begaben uns in jeder Sitzung auf dasselbe emotionale Terrain. Psychopharmaka wirkten bei Untoten nicht, also konnte ich lediglich die Techniken der Verhaltenstherapie anbieten, und diese waren bislang nicht sehr hilfreich gewesen. »Wollen Sie, dass es Ihnen bessergeht, Jerome? Sind Sie glücklich damit, wie Ihr Leben, ähm, Ihre Existenz verläuft?«
    Für eine Weile saß er stumm da, ehe er traurig zu mir aufsah. »Sie wissen, dass ich nie ein Vampir sein wollte. Ich bin für diese Art Leben einfach nicht gerüstet. Ich war immer ein Morgenmensch. Mein Stiefvater hat mich nur gebissen, um mich loszuwerden. Er dachte, ich würde den Wandel nicht überleben.« Er drehte seinen Kopf zum Fenster. »Ich wünschte, ich wäre gestorben, denn ich fühle mich elend.«
    Mist! Wo bleibt Maude, wenn ich sie brauche?
    Nachdem meine gängigen Interventionen versagt hatten, hielt ich es für angeraten, nach Strohhalmen zu greifen. »Jerome, gibt es irgendetwas, das Sie glücklich machen würde? Etwas, für das Sie sich begeistern könnten? Ein Leben ohne Sinn kann sich leer anfühlen, für Sterbliche genauso wie für Vampire. Gibt es etwas, das Ihre Leidenschaft weckt? Egal, was.«
    Als er wieder zu mir schaute, lag ein merkwürdiger Ausdruck auf seinem Gesicht. »Ich sage es Ihnen, wenn Sie mir versprechen, dass Sie nicht wütend werden«, antwortete er und spitzte die Lippen. »Es wird Ihnen nicht gefallen.« Seine Stimme klang noch jugendlicher als sonst, und er schien buchstäblich auf den Sofapolstern zu schrumpfen.
    »Verraten Sie es mir!«, ermutigte ich ihn sanft. Wieder einmal behandelte er mich wie seine Mutter, was in der Therapie normal war, doch ich musste herausfinden, was diese Übertragung ausgelöst hatte.
    »Ich denke leidenschaftlich über einen Weg nach, diese furchtbare Existenz zu beenden.«
    »Nun, wenn Sie sich so elend fühlen, kann ich verstehen, dass Sie den Schmerz lindern wollen.« Ich legte eine Pause ein. »Haben Sie sich schon etwas überlegt?«
    Hat er einen Plan, wie er sich vernichtet? Ist es überhaupt Suizid, wenn der Betreffende bereits tot ist? Und wie soll ich ihn denn aufhalten? Es gibt keinen Notruf für solche Fälle, keine Untoten-Suizid-Hotline. Das

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