Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Kerzenschein fast feierlich. Nie würde ich den Alptraum der letzten paar Stunden vergessen. Auch während der vernünftige Teil meiner selbst ausgesperrt gewesen war, hatte ich noch alles miterlebt. Jedes schreckliche Detail war in mein Gedächtnis eingebrannt.
»Quäl dich nicht, Kismet!« Devereux stellte sich hinter mich und umarmte mich. »Die Verantwortung für den Tod und die Zerstörung der jüngsten Vergangenheit liegt ganz allein bei Hallow. Es war sein Missbrauch, der seine
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dazu brachte, für ihn sterben zu wollen«, machte er mir klar und hielt mich fest. »Komm! Ich muss mich vor Sonnenaufgang deines Freundes annehmen, und du musst schlafen.«
Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, schloss die Augen und überließ mich entspannt dem vertrauten Fallgefühl. Eine sanfte Brise wehte über mein Gesicht, als wir von dem verborgenen Bordell unter den Straßen Denvers in Devereux’ Penthouse hoch über der Stadt reisten. Sowie Devereux seine Umarmung lockerte, öffnete ich meine Augen wieder.
Er trat vor mich. Wie ein Kriegsopfer sah er aus: das Haar so voller Blut, dass es braun statt blond wirkte. Aber nichts konnte den Glanz seiner grünblauen Augen dämpfen. »Mein Personal ist hier und sorgt für dich, solange ich fort bin. Wie immer ist mein Heim deines.« Er legte beide Hände an meine Wangen und küsste mich zärtlich. »Ich tue für Tom, was ich kann.«
Mit diesen Worten war er verschwunden.
Mehrere unbekannte Frauen kamen auf mich zu, und ich erschrak. Sie waren so leise gewesen, dass ich sie nicht bemerkt hatte.
Instinktiv zerrte ich die Decke fester um mich.
Eine große elegante Dunkelhäutige machte einen Schritt vor und lächelte mich freundlich an. Keine Reißzähne. »Willkommen, Dr. Knight. Ich bin Carolyn. Sie müssen vollkommen erschöpft sein. Devereux sagte, Sie bevorzugen eine Dusche, aber wir dachten, nach den Erlebnissen, die hinter Ihnen liegen, möchten Sie vielleicht doch ein Bad. Deshalb haben wir eines vorbereitet. Essen und Trinken stehen ebenfalls bereit.« Sie neigte den Kopf und wartete auf meine Antwort.
»Sind Sie Vampire?« Sie fühlten sich nicht wie welche an, doch ich war mir nicht sicher, wie verlässlich meine Sinne momentan arbeiteten. Es würde noch eine Weile dauern, ehe ich meinen Instinkten wieder vertraute.
»Nein«, antwortete sie kichernd, »ganz gewöhnliche Menschen. Devereux hat Hunderte menschlicher Mitarbeiter, von denen allerdings nicht jeder um seine wahre Natur weiß. Wir«, sie zeigte auf ihre Begleiterinnen, »sind seit Jahren bei ihm. Er ist ein wunderbarer Mann.«
Sie sprach nicht von Devereux als dem »Meister«. Ein Pluspunkt für sie. Ich fragte sie nicht, für welche Aufgaben sie eingestellt worden waren.
»Er bat mich außerdem, Ihre Erlaubnis einzuholen, die Klienten für heute anzurufen und ihre Termine wegen eines privaten Notfalls zu verschieben. Ist Ihnen das recht?«
Meine erste Reaktion war, darauf zu bestehen, dass ich meine Klienten empfing, aber die Idee schwand rasch wieder. Ich war in jeder Hinsicht unbrauchbar für sie. Eine traumatisierte, kummergebeutelte Therapeutin konnte keine anständige Sitzung abhalten. »Ja bitte. Richten Sie ihnen aus, ich würde sie später anrufen.« Ich stockte. »Nur aus Neugier: Wann genau hat Devereux Ihnen das alles gesagt? Die letzten Stunden war er doch bei mir.«
»Devereux kommuniziert telepathisch mit mir. Er sagte es kurz vor Ihrer Ankunft hier. Sollen wir ins Bad gehen?«, fragte sie höflich.
Ich wollte entgegnen, dass ich keine Hilfe brauchte. Dass ich mir sehr wohl allein ein Bad einlassen und etwas zu essen machen könnte, aber das wäre eine glatte Lüge gewesen. Ich war erledigt und bekam vor lauter Herzschmerz kaum Luft. Ja, Hilfe wäre wahrlich großartig!
Carolyn ging voraus, und ich schlurfte ihr nach, gefolgt von den anderen Frauen. Wie eine königliche Prozession!
Nach einem heißen Bad, einer kleinen Mahlzeit und einem Glas Wein ließ ich mich von ihnen ins Bett bringen.
Dort fiel ich umgehend in Tiefschlaf.
Wieder einmal verwöhnte der Duft von frischem Kaffee meine Nase und reizte mich, unter die Lebenden zurückzukehren. Ich fing schon an, Devereux’ Penthouse mit dem Aroma hochwertigen Javas zu assoziieren.
In einen bequemen Bademantel gehüllt, wanderte ich in den Essbereich, wo ich mit einem Frühstücksbuffet rechnete. Ich wurde nicht enttäuscht. Es stand Essen im Überfluss bereit.
Victoria saß am Ende des Tisches und trank Tee. Sie trug
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