Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
warf Victoria nahe Hallow ab und versetzte ihr einen fiesen Tritt in die Rippen.
Zu sehen, wie Maxie Victoria misshandelte, holte mich jäh aus meiner Benommenheit. Mein Adrenalinpegel stieg, und ich sprang auf. Mit Anlauf stürzte ich mich auf Maxies Rücken. Ich schlang einen Arm um ihren Hals und drückte fest zu. Offenbar hatte ich sie überrascht, denn sie verlor das Gleichgewicht, und wir beide fielen ein Stück von Victoria entfernt zu Boden. Alle früheren Gedanken an meine körperlichen Grenzen verbrannten im Feuer meines Zorns. Ich genoss sogar die düstere Befriedigung, sie zu würgen. Wer hätte gedacht, dass Aggression sich so gut anfühlen konnte?
Maxie, die erfahrenere Kämpferin, warf mich ab, hockte sich auf meine Hüften und klemmte mich unter sich ein. Sie drückte meine Hände über meinem Kopf zu Boden und grinste. Wieder einmal funkelten ihre Augen, die nun nicht mehr so glasig benommen wirkten wie eben noch. Unser unerwarteter Aufprall musste die zombiehafte Trance unterbrochen haben, mit der Hallow sie belegt hatte.
Ich wehrte mich, stieß meine Hüften hoch und schaffte es tatsächlich, sie von meinem Unterleib zu bugsieren und einen Arm zu befreien, ehe sie wieder die Kontrolle übernahm.
»Manno, Doc, ich bin beeindruckt!« Sie zog die Brauen hoch. »Das bisschen Blut von Hallow in deinen Adern hat dich ja zu Xena gemacht!« Dann wurde sie nachdenklich, beugte sich zu mir und flüsterte: »Dein Freund ist beschäftigt, und es sieht nicht so aus, als würde er zu deiner Rettung herbeieilen, also werde ich den Plan ändern. Ich schätze, ich muss dich dauerhaft loswerden. Hallow bestraft mich sicher dafür, aber darüber kommen wir beide hinweg. Er braucht mich.«
Wahnvorstellungen. Sie braucht ein Zwölf-Stufen-Programm, die klassische Suchttherapie.
»Dass er dich braucht, kann sein, aber er liebt dich nicht. Du bedeutest ihm nichts.« Ich lachte, weil ich ihr eine heftige Reaktion entlocken wollte. »Du bist eine leere Hülle. Warum sollte er dich wollen, wenn er mich haben kann? Für eine kluge Frau bist du reichlich schwer von Begriff.«
Sie enttäuschte mich nicht. Ihre Augen verengten sich, und sie hielt meine beiden Handgelenke mit einer Hand fest.
Ins Schwarze getroffen.
»Sag Lebwohl, Ethel!«
Sie langte nach einem weiteren Pflock in der Nähe, hielt ihn über mein Herz und lachte.
Ich verdrehte mich kraftvoll genug, dass sie von mir kippte, wobei sie unwillkürlich meine Handgelenke freigab. Dann rollte ich mich auf sie und packte den Pflock in der Hoffnung, ihn ihr entwinden zu können. Wir rangen, doch nun war mein Überraschungsvorteil aufgebraucht und mit ihm meine Extraportion an Kraft. Beide hielten wir an unserem Ende des Pflocks fest, während Maxie sich wieder auf mich rollte.
»Wie erregend!«, raunte Hallow über uns.
Maxie stieg von mir und ließ den Pflock los. Ich umklammerte ihn weiter. Eine scharfe Waffe in der Hand zu halten, stärkte meine Illusion von Kontrolle – ungefähr so, wie einen Regenschirm in einem Hurrikan dabeizuhaben.
Wir beide standen da und sahen den Wahnsinnigen an.
Hallow sprach direkt zu Maxie, seine Züge finsterer denn je: »Töte meine neue Sklavin, und du wirst ein Schicksal erleiden, das weit schlimmer als der Tod ist, altes Weib!«
Anscheinend hatte er Devereux lange genug entkommen können, um sich die bewusstlose Victoria zu greifen und an sich zu drücken. Schnell wie eine Kobra bohrte er seine langen Reißzähne in ihren Hals und trank einen kräftigen Schluck, ehe er seinen blutbenetzten Mund von den Löchern in ihrer Haut hob. »Ah ja, das Elixier der Götter! Die ideale Stärkung beim Kampf gegen einen eifersüchtigen Blutsauger.«
Devereux wartete vor Hallow, regungslos und stumm. Gewiss machte er sich die übelsten Vorwürfe, weil er Victoria nicht beschützen konnte. Seine blutbedeckte Brust regte sich nicht, und sein Blick fixierte den Gegner.
»Ich muss wohl meine Pläne überdenken, die alte für die neue loszuwerden«, bemerkte Hallow, der erst Maxie, dann mich ansah. »Ja, ich habe beschlossen, die kurvenreiche Hexe mitzunehmen. Immerhin ist sie tatsächlich mächtig, und man kann nie genug Blut zur Verfügung haben.«
Er neigte sich vor, als wollte er mit Victoria in einen makabren Tanz schreiten, und machte sich bereit, seine Zähne aufs Neue in sie zu versenken. Dabei drehte er mir den Rücken zu. Ich sprang mit erhobenem Pflock auf ihn zu. Als ich gerade zuschlagen wollte, warf Maxie sich vor Hallow.
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