Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
sehr viel schneller und höher stemmte, als ich erwartet hatte. Hektisch griff ich nach der Leiter und kletterte sie hinauf.
Maxie war offenbar athletisch oder zumindest in guter Form, denn ich fühlte, wie sie mir eilig nachkam.
Wir waren fast oben, als ich mich nach unten umsah, wer uns eben fast entdeckt hätte. Selbst im hellen Mondlicht war es schwierig, Einzelheiten auszumachen, aber anscheinend hatten sich zwei Jungen zu einem Tête-à-tête weggeschlichen und waren gerade dabei, ihre Kostüme untenherum für eine … tiefere … Intimität zu raffen.
Maxie hatte nicht mitbekommen, dass ich langsamer wurde, denn ihr Kopf rammte gegen meinen Hintern, so dass ich den Halt an der Leiter verlor. Fast hätte ich aufgeschrien, als sie meine Beine packte und flüsterte: »Weitergehen!« Zum Glück waren wir hoch genug, dass die beiden unten uns nicht hörten. Außerdem achteten die zwei Knaben, die dort ihre Körperflüssigkeiten austauschten, ohnehin nicht auf etwas anderes.
Wir gelangten in den obersten Stock und gingen über die zwei Meter Eisengitter zu einer schweren Metalltür, die verschlossen war. Ich zog an dem Knauf und drehte mich zu Maxie, die mich beiseiteschob und ein kleines Werkzeugset sowie eine Minitaschenlampe aus ihrer Tasche nahm. Die winzige Lampe klemmte sie sich zwischen die Zähne.
Ich lugte ihr über die Schulter, als sie das Schloss mit einem messerartigen Gerät bearbeitete. »Hmm. Einbruch und unbefugtes Betreten. Sollte ich fragen, welche sonstigen illegalen Aktivitäten wir heute Nacht geplant haben? Wollen wir als Nächstes bei einer Bank vorbeifahren? Eine Tankstelle ausrauben? Ein Altersheim überfallen?«
Sie ließ die Taschenlampe in ihre Hand fallen. »Halt die Klappe, Ethel! Ja! Bin ich gut, oder was?«
Die Tür öffnete sich knarrend.
Maxie steckte den Kopf durch die Öffnung, ehe sie hineinging und mir winkte, ihr zu folgen. Hinter mir zog ich die Tür wieder zu.
Wir waren in die Hölle gegangen. Oder zumindest in eine Abbildung von ihr. In der pechschwarzen Finsternis glühten mit Leuchtfarben gemalte Dämonenszenen, Blutflüsse und Gruselgestalten, die sich an den Leibern ehemals Lebender gütlich taten. Frühere Ausstellungsstücke waren zerstört worden, wie man an den Holz- und Glassplittern überall auf dem Boden erkannte.
Meine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich bemerkte, dass sich unter meinen Füßen ein von glühenden Funken erleuchteter Weg befand. Mir fiel ein, wie ich das letzte Mal in einem Gruselkabinett gewesen und auf der Suche nach dem Ausgang in eine unsichtbare Glasscheibe geknallt war; deshalb hielt ich beide Hände vor mich.
»Hey! Wir kennen uns nicht gut genug, dass du mich da anfassen darfst, Doc!« Maxie kicherte leise. »Gehen wir!« Sie nahm meine Hand. »Die Geräusche kommen aus dieser Richtung.«
Sie hatte recht. Der Lärm wurde lauter: eine solide Mauer aus Geplapper, hier und da untermalt von Schreien, Kreischen und Gelächter mit der Hintergrundmusik von Black Sabbath, die wummernder wurde, je weiter wir gingen. Wir bewegten uns langsam vorwärts, bis wir an eine gepolsterte, doppelflüglige Saloon-Tür kamen, die vom Boden bis zur Decke reichte. Maxie stieß gegen einen der Flügel, und sofort drang sanftes Licht nach innen. Wir ließen uns beide auf den Boden hinunter und krabbelten durch die Tür auf ein Halbgeschoss, von dem aus wir direkten Blick auf die wilde Party hatten. Zwischen uns und dem freien Raum hinter der Holzbalustrade klafften breite Lücken, deshalb legten wir uns bäuchlings hin und reckten die Köpfe gerade weit genug über die Galerie, um die Lärmquelle erspähen zu können. Maxie zog eine kleine Kamera aus ihrer Tasche und begann, zu knipsen.
Frei stehende Fackeln überall im Saal sowie Stahlfässer in der Mitte, in denen Feuer brannten, spendeten mattes Licht. Die Musik dröhnte aus einem großen klobigen CD -Player, der auf einem Stapel Holzkisten stand.
Das Gebäude besaß vier große Doppeltüren an der Vorderseite, die alle weit geöffnet waren. Entweder hatte man die Türflügel mit Steinen fixiert, oder es waren gar keine Türen mehr da. Trotz der Belüftung waberte drinnen dichter Qualm von den diversen Feuern und all den Zigaretten und Joints der Leute. Ganz zu schweigen von dem säuerlichen Schweißgestank, der wie die Grundnote eines ekligen Parfums in der Luft hing. Meine Augen brannten, und meine Lunge tat weh, als ich das beißende Gemisch einatmete. Maxie
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