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Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman

Titel: Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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Bauwerk vor uns. Sanftes Licht schien aus den kaputten Fenstern. »Ist es nicht interessant, dass das größte Gebäude im Park vom Feuer verschont blieb? Übrigens war ich vor Jahren hier, als das hier ein riesiges Gruselkabinett war. Damals war es total modern, mit erstaunlicher Art-déco-Einrichtung. Überall gab es Zerrspiegel, blutige Wachsfiguren auf den Fluren und auf allen drei Etagen kleine Kammern auf der einen Seite. In der Mitte war eine breite Galerie, so dass man von überall in die mittlere Halle hinuntergucken konnte. Da spielten sie Gruselszenen nach und führten abends Horrorstücke auf. Die Leute standen an den Geländern und haben sich die Aufführungen von dort angesehen. Heute finden immer noch welche statt, nur dass jetzt die Irren das Sagen haben. Ich frage mich, wie die Idioten es schaffen konnten, dass die Innenbeleuchtung funktioniert. Man sollte eigentlich meinen, dass sie zu blöd sind, um ein Lagerfeuer anzuzünden, oder?«
    Wenn man vom Teufel sprach … Kaum hatte Maxie ihren letzten Satz beendet, durchschnitten laute aufgeregte Stimmen die Luft. Rasch packte sie mich am Arm und zog mich hinter eine Gebäudeecke. Wir duckten uns und beobachteten, wie eine Gruppe von Männern in der Theaterversion von okkultem Chic eine Holzkiste vorbeitrug. Ein Sarg? Als sie näher kamen, hörte ich eine erstickte Stimme darin schreien.
    Ich wollte mich aufrichten, doch Maxie zog mich hinunter und schüttelte energisch den Kopf. Ich weiß nicht, was ich dachte, demjenigen nützen zu können, der in dem Sarg lag, aber nichts zu tun, erschien mir blanker Wahnsinn. Ich folgte der Goth-Karawane mit den Augen und wartete auf einen hilfreichen Einfall. Maxie tippte mir auf den Arm, und ich drehte mich zu ihr. Stumm sagte sie »Vor-stel-lung« und wies mit dem Daumen auf die Sargträger. Ich formte ein »O« mit den Lippen und nickte erleichtert. Für einen Moment hatte ich vergessen, dass wir eine Aufführung sehen würden. Nach meinem entsetzlichen Erlebnis mit gewalttätigen Blutsaugern vor fünf Monaten neigte ich zu Überreaktionen. Ein kleines posttraumatisches Stresssyndrom. Nichts Besorgniserregendes.
    Maxie nickte zur Rückseite des Gebäudes und bedeutete mir, ihr zu folgen, als sie im Schatten zu einer altmodischen Feuerleiter an der Wand des bunten Gruselkabinetts schlich. Die unterste Stufe befand sich nur knapp zwei Meter über dem Boden. Maxie beugte sich vor und verwob die Finger beider Hände zu einer Räuberleiter.
    »Hier, ich stemm’ dich nach oben«, flüsterte sie, während ihre Augen beständig hin und her zuckten und die Umgebung nach unerwarteter Gesellschaft absuchten.
    »Augenblick! Was meinst du mit ›mich nach oben stemmen‹? Wohin soll ich da, Lucy?«
    Maxie richtete sich wieder auf. »Du bist so verflucht gestrig, Ethel! Stell deinen Scheißfuß in meine Hände, schwing dich auf die Leiter und kletter in den obersten Stock!«
    Wir grinsten einander an, weil wir offenbar beide die ewigen Wiederholungen der uralten Sitcoms mochten. Dann erinnerte ich
     mich, wo wir waren und dass ich unbedingt Antworten auf meine Fragen wollte.
    »Wieso müssen wir ganz nach oben? Ich dachte, du wärst zu dieser Aktion hier eingeladen. Warum sollen wir uns trotzdem verstecken?«
    »Ich hab’s dir doch schon erklärt. Ich schleiche mich lieber an, damit ich Sachen sehe, die sie mich nicht sehen lassen wollen. Auf diese Art kriege ich meine besten Storys.« Wieder verwob sie ihre Finger. »Mein Gott, Doc! Müssen alle Psychologen immerzu jedes noch so kleine Detail wissen, oder bist nur du so drauf? Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein bisschen … kontrollsüchtig bist?«
    Ja, aber ich war ja wohl kaum diejenige, die hier andere herumkommandierte! Im Moment ließ Maxie mich eher wie einen Komplettausfall aussehen.
    »Ich und kontrollsüchtig? Hey, du markierst hier ja wohl die Domina, die aus der Hölle kam, und nicht ich! Ich finde, dass ich mich bisher ausgesprochen höflich und nett benommen habe, während du …«
    Sie legte eine Hand über meinen Mund, beugte sich vor und flüsterte: »Da kommt jemand. Entweder steigst du jetzt die Leiter rauf, oder du flitzt da rüber, versteckst dich in den Büschen, und ich kletter rauf!« Sie nahm ihre Hand von meinem Gesicht, verwob zum dritten Mal die Finger und sah mich fragend an – ungefähr zwei Sekunden lang.
    Ich hörte, wie sich Schritte näherten, und ohne nachzudenken, stellte ich meinen Fuß in Maxies Hände, worauf sie mich

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