Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
die er kannte. Wie sich herausstellte, war er exzellent im Umgang mit Kunden. Das hatte ich davon, einen Vampir nach seinem Äußeren zu beurteilen!
Ankh verbeugte sich bis zur Taille. »Guten Abend, Doktor. Der Meister sagte, Sie würden erwartet.« Ich nickte. Ankh wandte sich zu Victoria und verneigte sich auch vor ihr sehr tief. »Und Victoria, es ist mir wie immer ein Vergnügen.«
»Hallo, Ankh«, begrüßte Victoria ihn lächelnd. »Schön, dich zu sehen! Hier ist ja reichlich was los heute Abend. Haben wir eine Chance, Sitzplätze zu finden?«
»O ja! Der Meister hat einen Tisch für Dr. Knight reserviert. Ich rufe jemanden, der euch hinbringt.« Ankh hob seinen Arm und gab einem unsichtbaren Helfer ein Zeichen.
Ich nahm Victorias Hand und zog sie mit ins Gedränge. »Schon gut, Ankh! Wir stürzen uns ins Getümmel und versuchen unser Glück. Danke.«
Victoria riss den Mund auf und wollte sich von mir befreien, was ihr nicht gelang. Ich genoss meine Überlegenheit und zog sie durch die Menge. Meine erstaunliche neue Kraft war aufregend.
Ich brachte uns zu der langen sargförmigen Bar an der einen Wand des Saals. Die Barhocker waren sämtlichst besetzt, und ich hatte gerade angefangen, mir die witzigste Methode zu überlegen, zwei der Hocker für uns zu ergattern, als eine Frau mit neonpinkfarbenem Haar in meine Richtung lächelte und dabei winzige Reißzähne entblößte. Sie glitt von ihrem Hocker und schubste ihre schwarzhaarige Freundin von dem Stuhl daneben. Dann wies sie auf die freien Plätze und schrie über die Musik hinweg: »Nehmen Sie bitte unsere Hocker! Und richten Sie dem Meister aus, dass wir gern geholfen haben. Ich bin Dark Widow und das ist Wynd. Sagen Sie ihm, wir sind ihm stets zu Diensten.« Kichernd liefen sie auf die Tanzfläche.
Devereux schaffte es immer, sich mit weiblichen Fans zu umgeben, die alles taten, um in seiner Nähe zu sein. Vermutlich konnte ich ihm nicht vorwerfen, dass er sich nahm, was ihm angeboten wurde. Und zweifellos wollte er, dass ich ebenfalls zu seinem ergebenen Groupie wurde. Tja, da durfte der Meister sich auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen! Aber wenn seine Verehrerinnen sich bei ihm einschleimen wollten, indem sie seine Freundin umgarnten, sollte es mir recht sein.
Victoria war auf dem Weg durch den Club still gewesen. Sie hatte sogar aufgehört, sich von mir loseisen zu wollen. Nun stand sie vor den Barhockern und schürzte die Lippen. Ich kletterte auf den einen Stuhl, wobei ich mir die Mühe sparte, meinen kurzen Rock etwas tiefer zu ziehen, und klopfte auf den Platz neben mir. Mit sehr ernster Miene setzte Victoria sich. Dann lehnte sie sich zu mir und sprach mir direkt ins Ohr, damit ich sie verstand: »Kismet, ist irgendetwas Ungewöhnliches passiert? Hast du mit jemandem … Gefährlichen Kontakt gehabt?«
Mir fehlte die Lust, über solche langweiligen Sachen zu reden, deshalb ignorierte ich ihre Frage. Stattdessen befühlte ich den Stoff von Victorias schwarzgolden schimmerndem Kleid mit Daumen und Zeigefinger. »Meine Herren, das fällt mir ja erst jetzt auf! Was für ein unglaubliches Kleid! Triffst du heute Nacht einen mysteriösen Fremden im Club?«
Sie runzelte die Stirn, denn natürlich entging ihr mein Ausweichmanöver nicht. »Ja, tatsächlich bin ich verabredet. Aber ich denke, dass ich bei dir bleiben sollte. Mit dir stimmt etwas nicht.«
»Kommt nicht in Frage, meine liebe Hexe! Ich lasse dich doch nicht die Glucke spielen, wenn du die Chance hast, dich mit deinem Lover zu amüsieren – oder mit deinem One-Night-Stand.« Ich lachte und winkte dem Barkeeper. »Und ich will morgen sämtliche Details hören.«
»Ehrlich, Kismet!«, erwiderte Victoria seufzend. »Ich will ja keine Spaßverderberin sein, aber du bist nicht du selbst. Das meine ich wörtlich. Deine Aura fühlt sich komplett anders an, als wärst du jemand anders. Hast du Hallow gesehen? Hat er etwas mit dir gemacht?«
Ich schüttelte grinsend den Kopf. »Nicht dass ich wüsste, doch was nicht ist, kann ja noch werden.«
»Was kann ich für euch tun?«
Ich drehte mich zu der samtigen Stimme um und strahlte. Mein Abend war soeben um einiges interessanter geworden. »Wow! Du siehst genau aus wie …«
»Ja«, unterbrach er, »ich weiß. Johnny Depp. Aber glaub mir, ich bin sehr viel älter.« Als er lächelte, blinkten seine Reißzähne im Licht.
Ich kniete mich halb auf den Hocker, damit ich besser sehen konnte. »Hmm. Was kannst du für mich tun? Lass
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