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Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman

Titel: Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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tippte einem ernsthaft bekifften, hageren, langhaarigen Typen in den Zwanzigern an die Schulter, worauf er mir seinen Kopf zuwandte und mich mit halbverhangenen Lidern ansah. Er blinzelte mehrmals, zog die Brauen zusammen, weil es ihm offensichtlich schwerfiel, den Blick zu fokussieren, leckte sich die Lippen und sagte: »Äh, was?«
    Ich schenkte ihm mein strahlendstes Lächeln und zeigte auf den Joint. »Darf ich mal ziehen?«
    Den Joint zwischen uns beide haltend, sah er mich mit riesigen Augen an. »Wow! Cooles Make-up! Du siehst voll wie ein Filmstar aus.« Zwar wusste ich nicht, wie Filmstars sich gewöhnlich schminkten, aber ich hatte tatsächlich mehr Farbe aufgelegt als sonst. Okay, ich wollte eben ein bisschen dramatisch wirken. Na und? Wenn man mit Vampiren verkehrte, durfte man ja wohl ab und zu mal seinem Hang zum Drama nachgeben.
    Ein junger Kahlrasierter, der neben dem Hageren stand, drehte sich schwankend zu mir um, als er hörte, was sein Freund sagte.
    Ich nahm den Joint, steckte ihn mir zwischen die Lippen, ohne einen Gedanken an Hygiene zu verschwenden, und zog daran. Nach dem Inhalieren hielt ich den warmen Rauch exakt zwei Sekunden, bevor mir die säuerliche Substanz in einem würgenden Hustenkrampf entwich, der einem langjährigen Kettenraucher Ehre gemacht hätte.
    Meine beiden Kiffkumpane kippten nach hinten, als würde ich mit meinem Gekröche solchen Wind erzeugen, dass es ihnen die Oberkörper verbog. »Boa, Alter!«, hauchten sie im Chor.
    Ein paar glühende Graskrümel flatterten vom Ende der Tüte auf mein rotes Glitzeroberteil, und der Kahlköpfige versuchte galant, sie wegzuwischen.
    Unterdessen fürchtete der Hagere anscheinend, ich könnte den Rest des Joints bei meinem Ganzkörperkrampf fallen lassen, weshalb er ihn mir rasch abnahm und mit der anderen Hand seinem Freund half, meine Brust zu löschen.
    Mitten in der Bewegung erstarrten beide, beugten sich vor und glotzten auf meinen Busen.
    »Oh, wow, Alter!«, erscholl es abermals im Chor.
    »Du hast keinen BH an, und man kann durch das Shirt durchgucken«, stellte der Hagere fasziniert fest. »Voll scharfe Titten, ey!«
    Ich schob die Hände weg, die meine Milchdrüsen praktisch vollständig umschlossen, bürstete alles andere ab, was nicht auf mein Oberteil gehörte, und lächelte.
    »Ja, ist die Bluse nicht klasse? Es gibt einen passenden BH dazu, aber ich wollte heute Nacht nicht so eingeschnürt sein. Außerdem muss man in dem Dämmerlicht zwei Mal hingucken, ehe man merkt, dass das Teil durchsichtig ist. Wie dem auch sei, tausend Dank für den Zug und dafür, dass ihr mich davon abgehalten habt, mich in Brand zu stecken. Ich gehe jetzt rein. War nett, euch kennenzulernen.« Mit diesen Worten stöckelte ich zum Clubeingang.
    »Warte! Wollen wir vielleicht noch ein bisschen zusammen abhängen? Wein trinken? Ficken? Du weißt schon.«
    Ich neigte meinen Kopf und klimperte mit den kosmetisch verlängerten Wimpern. »Was für ein bezauberndes Angebot, die Herren! Leider habe ich schon andere Pläne. Trotzdem danke. Sehr schmeichelhaft!«
    Auf dem Weg zu der großen Holzflügeltür sah ich auf meine Bluse hinunter. Die Potglut schien keine bleibenden Schäden hinterlassen zu haben. Und das Oberteil war absolut cool, die Farbe wie frisches Blut und glitzernd. Sie passte hervorragend zu meinem kurzen Lederrock und meinen heißgeliebten schwarzen Stiletto-Stiefeln. Heute Nacht war ich Psychologin Ho.
    Ich streckte die Hand nach dem Türgriff aus und verharrte. Wieder blickte ich auf meine Brust. Psychologin Ho? Wie kam ich auf solch einen dämlichen Gedanken? Warum war ich so angezogen? Wann hatte ich beschlossen, auszugehen, statt meine Schreibtischarbeit zu erledigen? Mein Magen verkrampfte sich vor Angst. Hatte mein Gehirn eine Seite übersprungen? Ein Kapitel? Ich wusste, was ein Blackout war, und es gab mehrere geistige und körperliche Störungen, die ihn auslösen konnten. Mist! Womöglich hatte ich einen Hirntumor. Irgendetwas jedenfalls stimmte mit mir nicht. Was, wenn ich vorhin im Wohnzimmer gar nicht ohnmächtig gewesen war? Was, wenn es sich um etwas viel Übleres handelte?
    Ich blickte mich um und erkannte, wo ich mich befand, weil ich hier schon so oft gewesen war. Nur erinnerte ich mich nicht, hergefahren zu sein, und vor allem entsann ich mich nicht, mich wie eine Nutte vom Straßenstrich angezogen zu haben. Na ja, eher wie ein Callgirl, denn immerhin hatte ich die Sachen gekauft und wusste, dass sie teuer gewesen

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