Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
mich mal überlegen!« Ich legte meine Hand auf seine und strich mit einem Fingernagel über die kühle Haut. »Wann hast du Pause?«
»Kismet!«, mischte Victoria sich ein. »Devereux gefällt es sicher nicht, wenn du seine Angestellten ablenkst. Und du willst Nigel doch nicht in Schwierigkeiten bringen, oder?« Sie umfasste meinen Arm, als fürchtete sie, dass ich vom Hocker fallen könnte.
Derweil hatte ich nur Augen für den ausgesprochen attraktiven Vampir vor mir. »Würdest du denn in Schwierigkeiten gebracht werden wollen, Nigel? Wir könnten uns kurz wegschleichen und in Ruhe darüber reden.«
Er lachte. »Mit Schwierigkeiten könnte ich umgehen. Sollte ich mich jedoch einen Schritt zu nahe an Devereux’ Frau heranwagen, würde er mir das Herz herausreißen, ehe ich auch nur überlege, meinen Reißverschluss zu öffnen. Ich bin bloß ein kleiner, zarter Blutsauger. Außerdem fühle ich mich hier wohl und will keinen Ärger. Also, was kann ich dir bringen, abgesehen von mir?«
Als ich schmollte, lachte er wieder. Seufzend dachte ich, dass ich ihn dank meiner unerwartet starken Muskeln wahrscheinlich hinter der Bar vorziehen, in eine gemütliche Nische verschleppen und mich ein paar Minuten mit ihm vergnügen könnte. Leider hatten Victoria und Nigel recht. Nigel war eher kein geeigneter Kandidat. Aber, verdammt, er sah super aus!
»Okay«, gab ich lächelnd nach, »wenn ich dich nicht haben kann, nehme ich ein paar Tequilas.« Ich wandte mich zu Victoria. »Was willst du?«
»Für mich bitte ein Glas Rotwein, Nigel.«
»Kommt sofort!« Er ging die Drinks holen. Der Anblick war phantastisch.
»Victoria?«
Ich drehte mich zu dem Besitzer der tiefen sexy Stimme um. Ein großer eleganter Mann in einem dunklen Anzug mit rotem Hemd und silberner Krawatte stand hinter mir. Mein Hintern schwebte immer noch in der Luft von meinem Versuch, über die Bar zu krabbeln, also senkte ich ihn auf meine Fersen.
»Winston.« Victoria strahlte. »Wie schön, dich zu sehen! Darf ich dir meine Freundin vorstellen? Dr. Kismet Knight.«
Er sah mich an, verneigte sich und lächelte. Reißzähne. Seine dunklen Augen blitzten. »Ich habe schon von Ihnen gehört, Dr. Knight. Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen!«
Ich setzte mich richtig hin und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Jeder, der Victoria so zum Strahlen bringen konnte, war mir sympathisch. Sein schulterlanges graumeliertes Haar ließ ihn wie einen Mann zwischen vierzig und fünfzig wirken. Einen Vampir, der so alt aussah, hatte ich noch nie gesehen. Nicht dass vierzig-plus besonders alt war, aber die meisten Vampire wurden früher gewandelt. Ich fragte mich, wie seine Geschichte aussehen mochte.
Nigel brachte unsere Drinks, zwinkerte mir zu und eilte wieder davon. Ich bin sicher, dass er das Leuchten in meinen Augen
bemerkt hatte.
Ich stürzte meine zwei Tequilas hintereinander herunter. »Wow, das tat gut! Ich glaube, ich nehme noch zwei. Geht ihr beide nur und sucht euch ein romantisches Plätzchen!« Ich bemerkte, wie Victorias Miene sich verfinsterte, und klopfte ihr auf den Arm. »Nein, im Ernst. Ich lasse bloß ein bisschen Dampf ab. Gleich gehe ich den Herrn und Meister suchen. Vorher will ich aber noch tanzen! Es ist ewig her, seit ich mein wildes Ich herausgelassen habe.«
Victoria warf Winston einen gequälten Blick zu, als wollte sie ihm telepathisch etwas mitteilen, das ich nicht hören sollte. »Ich finde, wir sollten Kismet bitten, sich zu uns zu setzen, solange Devereux noch nicht hier ist. Was meinst du, Winston?«
»Ja, gewiss«, antwortete er überaus charmant. »Welcher Mann wäre nicht froh, an jedem Arm eine schöne Frau zu haben?« Er streckte beide Ellbogen vor. Entweder wartete er darauf, dass wir uns bei ihm einhakten, oder er wollte ein flatterndes Huhn nachmachen. Ich kicherte, worauf er mich verwirrt ansah.
»Tut mir leid. Ich habe einen verrückten Humor. Ehrlich! Nein, ich will nicht mit euch gehen und mich brav hinsetzen, bis mein Besitzer kommt und mich abholt. Ich will Spaß haben. Also, geht schon!«
Beide starrten mich an, deshalb ergänzte ich energisch:
»Los jetzt!«
Winston verneigte sich, legte einen Arm um Victoria und führte sie weg. Sie drehte sich noch einmal sichtlich unglücklich zu mir um.
Ich kletterte wieder knielings auf den Hocker, lehnte meine Brust auf den Tresen und brüllte: »Nigel! Mehr Alkohol, bitte!«
Er kam zu mir. »Möchtest du noch einen Tequila?«
»Hey, Gedankenlesen ist
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