Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
sich, Dr. Radcliffe! Sie sind hier in meiner Welt, in der Sie keinerlei Macht besitzen, und dass Sie sich hier aufhalten dürfen, verdanken Sie einzig dem Umstand, dass Sie mit Kismet befreundet sind.«
Devereux schloss seine Augen für zwei Sekunden, und Zoe erschien neben ihm. Nachdem er ihr zugenickt hatte, wandte er sich wieder Tom zu, dem er in vor Wut triefenden Worten erklärte: »Doktor, meine Toleranzschwelle für Unfug ist niedrig, und Sie entwickeln sich zusehends zu einer Nervensäge. Wie mein Personal mir mitteilte, tauchten Sie in jüngster Zeit jede Nacht in meinem Club auf, stellten Fragen und machten Schwierigkeiten. Zoe hatte Weisung, Ihnen auszurichten, dass ich keine Menschen mehr wandle, und selbst wenn ich es täte, könnte mich Ihre lachhafte Begründung, warum Sie sich den Untoten zugesellen möchten, nicht dazu bewegen. Ich habe überdies Zoe jeden Versuch untersagt, Sie eigenhändig zu wandeln.«
Devereux’ enormer Zorn verblüffte mich. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wie feindselig er gegenüber Tom eingestellt war; und nun fragte ich mich, was ich in den letzten paar Tagen noch alles verpasst hatte. Was zur Hölle war passiert?
Zwar war ich nicht sicher, was ich tun wollte, aber irgendetwas musste ich unternehmen, also sprang ich aus dem Bett und lief zu Devereux. Ich schlang meine Arme von hinten um ihn und schmiegte mich an seinen Rücken. Dabei fiel mein Blick auf die verängstigt dreinblickende Zoe. »Devereux, bitte, lass ihn! Tu ihm nicht weh! Er benimmt sich bloß schlecht, weil er Angst um seine Zukunft hat. Und er kann nicht klar denken. Bitte! Ich bin sicher, dass er sich für das entschuldigen wird, was dich so wütend macht.«
Mir schien es wie eine halbe Ewigkeit, die wir alle so dastanden, auch wenn es sich um Sekunden handelte, ehe Devereux mir auf den Arm klopfte. Erst jetzt atmete ich wieder und fühlte, wie meine Muskeln sich entspannten. Sofort nahm ich meine Arme von ihm und trat beiseite. Währenddessen legte er den kraftlosen Tom auf den Fußboden und flüsterte mit ruhiger Stimme: »Schlaf!« Prompt schloss Tom die Augen, zog die Knie an seine Brust wie ein Baby und schlief ein.
Devereux drehte sich zu Zoe und befahl streng: »Bring ihn zu Kismets Haus und lass ihn nicht aus den Augen! Ich bin willens, diesmal tolerant zu sein, aber stellt meine Geduld nicht auf die Probe! Er darf weder in den Club kommen noch sich sonst hier zeigen. Ist das klar?« Zoes blasse Haut war noch weißer als üblich. »Begreifst du, wie gefährlich es für Dr. Radcliffe ist, solltest du weiter versuchen, ihn zu wandeln? Es wird dir nicht gelingen. Er stirbt einfach.« Mit hängenden Schultern senkte Zoe den Kopf. »Geh jetzt!«
Sie warf mir einen dankbaren Blick zu, nickte kurz und bückte sich, um Tom hochzuheben. Dann sagte sie stumm danke in meine Richtung und verschwand.
Ich stellte mich vor Devereux. »Willst du mir verraten, worum es hier ging? Und wieso hast du Zoe angewiesen, Tom zu mir nach Hause zu bringen?« Ich hatte Devereux noch nie so unverhohlen aggressiv erlebt. Vielleicht war ich nicht die Einzige, die unter dem erhöhten Stress einknickte.
Devereux blickte zu Victoria, die während des Dramas stumm in einem Sessel gesessen hatte. »Victoria, sorg bitte dafür, dass Kismet alles in mein Penthouse gebracht wird, was sie braucht! Die Einzelheiten überlasse ich deinen fähigen Händen.«
Victoria stand auf, lächelte mir zu und verließ das Zimmer.
Ich tippte Devereux mit einem Finger an die Brust. »Bin ich plötzlich unsichtbar, oder ignorierst du mich bloß?«
»Komm mit!« Er packte meine Hand und zog mich zum Bett, wo wir uns beide setzten. »Ich erzähle dir gern alles, was du wissen willst«, begann er, machte jedoch erst einmal eine Pause. »Dein Freund hat seine Grenzen überschritten, deshalb musste ich handeln – um seinetwillen und um aller anderen willen. Ich bedaure, dass unsere … Auseinandersetzung dich verunsichert hat. Und ich musste Tom von Zoe in dein Stadthaus bringen lassen, weil er dort in Sicherheit ist. Er wird mehrere Stunden schlafen. Was mein Penthouse betrifft, hoffe ich, du siehst ein, dass es vorübergehend besser für dich ist, dort zu wohnen. Natürlich könnte ich dein Haus wieder mit Schutzzaubern versehen, aber es ist einfacher für mich, dich an einem bewachten Ort unterzubringen, an dem du noch sicherer bist als bei dir.«
Ich wollte nicht mit ihm streiten, weil er mich in seinem Gebäude einsperrte. Große Abschnitte
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