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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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Sonntagmorgen, die Sonne ist gerade aufgegangen, und ich trage immer noch dein rosa Jerseyzeug. Ich bin rausgegangen und habe mich nach meinem Auto umgesehen, aber es ist nicht da. Ich glaube, ich muss es wohl zusammen mit meinen Klamotten bei dir gelassen haben, aber erinnern kann ich mich nicht daran. Du glaubst jetzt wahrscheinlich, dass ich so eine Art Blackout gehabt haben muss, und vielleicht war es auch so, aber ich wüsste es wirklich zu schätzen, wenn du mich zurückrufst und mir hilfst herauszukriegen, was zum
Teufel
hier eigentlich los ist!«
    Ich schaltete aus, legte das Telefon weg und goss mir eine Tasse Kaffee ein. Dann ließ ich mich auf einen der Küchenstühle fallen. Manchmal bekommt man einfach zu viele Informationen auf einmal, als dass das Hirn sie verarbeiten könnte.
    Ich schob das Unvermeidliche eine Weile auf und gestattete mir, einfach still am Tisch zu sitzen und meine erste Tasse Kaffee zu trinken. Dann goss ich mir die nächste ein und griff wieder zum Telefon.
    Ich gab Midnights Nummer ein und geriet an den Anrufbeantworter. Ich entschuldigte mich dafür, dass ich sie nicht schon früher hatte zurückrufen können, und erklärte, ich hätte persönliche Dinge zu erledigen gehabt, mir ginge es gut und sie und Ronald sollten sich meinetwegen keine Sorgen machen. Ich teilte ihr mit, dass ich nichts dagegen hatte, die beiden später an diesem Tag bei mir in der Praxis zu sehen, wenn sie den Termin noch wollten, und gab ihr meine Handynummer.
    Als Nächstes versuchte ich es auf Alans Handy; er sprach offensichtlich gerade, denn ich wurde gleich an die Voicemail weitergeleitet. Ich versicherte ihm, dass ich ihn absolut nicht für verrückt hielt und dass sein Auto noch bei mir war, ebenso wie seine Kleider. Ich teilte ihm mit, dass ich mich heute noch mit ein paar Patienten treffen müsste, dass er mich aber einfach wissen lassen sollte, wann er seine Besitztümer bei mir abholen wollte. Ich bin mir sicher, meine Stimme klang zu diesem Zeitpunkt so müde, wie ich mich fühlte.
    Was ich tun wollte, mehr als alles andere, war einfach dies: gar nichts. Ich wollte ruhig dasitzen dürfen und nicht denken müssen. Nicht versuchen müssen, irgendetwas zu interpretieren, verstehen oder akzeptieren. Keine Angst haben müssen.
    Weil ich höchstwahrscheinlich nichts von alldem bekommen würde, spülte ich den Kaffeebecher aus und ging wieder nach oben, um zu duschen, wobei ich mein Handy mitnahm.
    Der Anblick meines Gesichts im Badezimmerspiegel ließ mich laut auflachen. Ich hatte es in der Tat geschafft, die Wimperntusche rund um meine Augen und in der gesamten oberenHälfte meines Gesichts zu verteilen; ich sah aus, als hätte ein Kind mich mit schwarzem Filzstift bemalt.
    Mundgeruch wie ein Gorilla und Augen wie ein Waschbär. Okay, Aschenputtel, jetzt weißt du also, was passiert, wenn du den Ball nicht vor Mitternacht verlässt!
    Einen Moment lang fragte ich mich, ob ich diesen Grad an Attraktivität erreicht hatte, bevor oder nachdem mein bleicher Ritter mich zu Hause abgeladen hatte. Oder vielleicht musste ich ihn meinen bleichen Blutsauger nennen – ich sollte mich allmählich wohl daran gewöhnen, die Dinge beim Namen zu nennen.
    So stark ich mich auch von Devereux angezogen fühlte – ich wollte eine Weile etwas Abstand von ihm halten, so tun, als wäre alles wieder normal. Aber wie hielt man Abstand von jemandem, der mit Gedankenkraft kam und ging? Von jemandem, der sich durch Raum und Zeit bewegte, als ginge er ins Nachbarzimmer? Von jemandem, den die persönlichen Grenzen und Bedürfnisse anderer Leute nicht scherten?
    Ich drehte die Dusche auf, ließ den Bademantel auf den Boden fallen, nahm die Kette mit dem Anhänger ab und legte sie auf den Waschbeckenrand; dann stieg ich in die Wanne.
    Nach ein paar Sekunden, in denen ich einfach dort stand und in dem heißen Wasser schwelgte, knetete ich mir Shampoo ins Haar und türmte die seifige Masse auf meinem Kopf zu einem Hügel auf. Ich griff nach der Plastikflasche mit dem Duschgel und war dabei, es über meine Brüste zu verteilen, als meine Finger etwas Hartes streiften. Der Anhänger. Ich hatte vergessen, ihn abzunehmen.
    Moment. Nein! Ich hatte nicht vergessen, ihn abzunehmen. Ich
hatte
ihn abgenommen! Ich hatte ihn auf den Waschtisch gelegt.
    Ich zog den Duschvorhang zur Seite und spähte durch den dichten Nebel, den das heiße Wasser in dem kleinen Raum geschaffen hatte, zum Waschbecken hinüber. Kein Anhänger.
    Ich legte die Hand

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