Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
Sex, von dem du vorhin geredet hast, wirklich gern hätte, oder vielleicht will ich es einfach nur bei jemandem loswerden – endlich einmal. Und du hast diese mystischen Therapeutenschwingungen eingeschaltet.«
    Er lächelte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht.
    »Noch vor einer Woche wäre es unmöglich gewesen, dir dies zu erzählen, aber nach allem, was du gesehen und gehört hast, wird meine Geschichte dir nicht mehr so weit hergeholt oder so nach Hirngespinst vorkommen – vielleicht.«
    Er stand auf und ging ein paar Sekunden lang im Zimmer auf und ab; dann lehnte er sich an eine der Wände, die Arme wieder vor seiner Brust verschränkt.
    Er starrte mich an.
    »Bist du so weit? Hör dir das an.« Ein Zögern. »Meine Mutter ist ein Vampir.«
    Ich öffnete den Mund, aber es kam kein Geräusch heraus. Meine Gedanken wirbelten ein paar Sekunden, versuchten, die passende Antwort zu komponieren, und gaben es dann auf.
    War das seine Art, mich wissen zu lassen, dass er die Frage nicht beantworten würde? Versuchte er wieder einmal, witzig zu sein, um von der wirklichen Antwort abzulenken – wie sie auch aussehen mochte?
    Er kehrte zum Sofa zurück und setzte sich, während er in meinem Gesicht zu lesen versuchte.
    »Du versuchst herauszufinden, ob ich Witze mache, dir irgendwelchen Mist erzähle oder vollkommen durchgeknallt bin, stimmt’s?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch und lächelte. »Bei Multiple-Choice-Tests war ich immer gut.«
    Er kämmte sich mit den Fingern das dicke kastanienbraune Haar; es endete damit, dass die kürzeren Haare ganz oben wie Stacheln aufrecht standen. »Okay. Lass mich das etwas anders ausdrücken. Meine Mutter könnte ein Vampir sein.«
    Ich setzte mich in meinem Sessel nach hinten. »Ich bin ganz Ohr, Special Agent Stevens.«
    Er seufzte und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, als hätte er sich mit Wasser bespritzt und trocknete es jetzt ab.
    »Es passierte, als ich zwölf war. Mein Vater hatte sich ein paar Jahre zuvor davongemacht und Mom und mich sitzengelassen. Sie war fantastisch. Sie hatte zwei Jobs, damit wir ein Dach über dem Kopf hatten. Sie beschwerte sich nie. Einer ihrer Jobs bestand darin, an der Bar in einem ziemlich schicken Lokal in Manhattan zu arbeiten.«
    Er stand auf und begann, wieder auf und ab zu gehen, als erforderte schon allein das Erzählen der Geschichte, dass er dabei in Bewegung blieb.
    »Meine Mom war schön. Ich meine damit ernsthaft attraktiv. Das machte sie Männern gegenüber interessant, aber sie suchte sich immer die Falschen aus. Sie war weichherziger, als gut für sie war.
    Manchmal nahm sie mich zur Arbeit mit, und ich habe dann hinter der Bar Gläser gespült und eingeräumt. Es war natürlich illegal, einen minderjährigen Jungen in den Laden zu lassen, aber niemand hat deswegen Theater gemacht. Keiner dort hätte meine Mom verpfiffen. Sie mochten sie alle.«
    Er fuhr sich wieder mit den Fingern durchs Haar; dann ging er zum Fenster und sah hinaus.
    Er verströmte so viel nervöse Energie, dass ich ihn hätte bitten können, den Stecker meines Rasierapparats festzuhalten, um mir die Beine zu rasieren, während ich ihm zuhörte.
    »Ungefähr einen Monat bevor sie verschwunden ist, fing sie an, mit diesem schicken Typen herumzuhängen: teure Kleider, großes Auto, Diamant im Ohr. Ich hatte zuerst das Gefühl, er ist okay. Ich dachte, er wäre nicht gesund, weil er so bleich war, aber er war immer nett, wenn ich ihn sah.«
    Alan ging in die Küche; ich hörte, wie eine Schranktür geöffnetund der Wasserhahn aufgedreht wurde. Er trug sein Glas Wasser zum Sofa und setzte sich wieder hin.
    Geduld, Kismet, Geduld!
    Er rieb mit der Handfläche seiner freien Hand mehrfach an seinem Hosenbein entlang. »Ich war glücklich für sie. Sie mochte ihn wirklich. Und er behandelte sie gut. Aber sie hat angefangen, die ganze Nacht wegzubleiben und dann am Morgen den Wecker zu ignorieren, wenn er klingelte. Es hat irgendwann dazu geführt, dass sie ihren Tagesjob verloren hat.«
    Er setzte das Glas auf dem Tisch ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben.
    »Und sie hat angefangen, sich zu verändern. Heute würde ich sagen, es hat nach Blutarmut ausgesehen, aber damals machte ich mir einfach Sorgen um sie und konnte mir nicht vorstellen, was eigentlich los war. Eines Tages, als ich von dem Job nach Hause kam, den ich nach der Schule noch hatte, fand ich sie noch im Bett vor. Sie atmete kaum und hatte zwei höllische Löcher im Hals.

Weitere Kostenlose Bücher