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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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sortierte die Anrufe.
    Ich war berühmt.
    Zwischen all den Anrufen von etablierten Patienten, potenziellen Patienten, faselnden Irren, New-Age-Sinnsuchern, Anne-Rice-Fans, hoffnungsvollen romantischen Bewunderern – die meisten davon entweder strafgefangen oder vor kurzem aus der Haft entlassen – und lokalen Presseleuten fand ich Nachrichten von fast allen großen Sendern.
    Man lud mich ein, in so ziemlich jeder Früh-, Spät-, Nachmittags- und Hauptsendezeit-Talkshow zu erscheinen, die das Fernsehprogramm zu bieten hatte. Mein Auftritt würde intern wahrscheinlich unter »Öffentliche Aufforderung zum Veralbern, Verhöhnen und Demütigen der angeblich professionellen Psychologin, die als Vampirtherapeutin inseriert« zusammengefasst werden.
    Nein, ich persönlich bin nicht der Ansicht, dass jede Werbung gute Werbung ist.
    Eine einzige wirklich aufregende Nachricht war auch dabei – von einem Mitarbeiter eines bekannten Verlags, der anfragte, ob ich erwägen würde, ein Buch zu schreiben. Dies war einer der Anrufe, die ich abspeicherte.
    Tom würde angesichts meiner Viertelstunde Ruhm ja so stolz auf mich sein.
    Bei dem Gedanken an Toms kleine Oberflächlichkeiten wurde mir plötzlich klar, dass ich nichts mehr von ihm gehört hatte, seit Zoë ihn vor nunmehr mehreren Tagen mit auf die Tanzfläche des
Crypt
genommen hatte.
    Ich hätte jetzt behaupten können, dass es nicht sein Stil war, einfach so von der Bildfläche zu verschwinden. Aber ich kannte ihn mittlerweile einfach nicht mehr gut genug, um wirklich sagen zu können, was er tun würde und was nicht – wenn ich ihn dafür überhaupt jemals gut genug gekannt hatte. Schon gar nicht, wenn eine Frau im Spiel war. Um genau zu sein – jetzt, wo ich darüber nachdachte, sah es Tom sogar extrem ähnlich, mit einer umwerfenden Frau einfach zu verschwinden.
    Ich speicherte alle Nachrichten von den großen Sendern ab, nur für den Fall, dass ich mein Buch über Möchtegernvampire – oder wäre es jetzt eher ein Buch über Vampire? – tatsächlich einmal zu Ende brachte und dann die Kontakte in New York und Los Angeles brauchen konnte.
    Es war ein gutes Gefühl, produktiv zu sein. Ich rief all meine Patienten an, teilte ihnen mit, dass ich sehr bald wieder eine Praxisadresse haben würde, und arrangierte zur Überbrückung telefonische Beratungstermine.
    Die potenziellen Patienten waren willens zu warten, bis ich wieder über Praxisräume verfügte. Es überraschte mich, wie viele von ihnen sich von den schauerlichen Nachrichten, in denen ich eine Rolle gespielt hatte, nicht abschrecken ließen. Dank unsererallgemeinen Fixierung auf Prominente hatten ein paar der Anrufer sich genau deshalb mich als Therapeutin ausgesucht, weil sie mein Gesicht im Lokalfernsehen gesehen hatten.
    Vielleicht würde ich ja ein paar Fetzen meines Lebens unbeschadet aus alldem hier retten können.
    Am Spätnachmittag war die neue Haustür eingebaut, mein Wohnzimmer funkelte nur so, und es herrschte himmlische Stille.
    Ich hatte Lieutenant Bullock eine Nachricht hinterlassen, in der ich mich erbot, an diesem Abend auf dem Vampirball zu erscheinen, hatte bisher aber keine Antwort von ihr bekommen.
    Die Ruhe führte dazu, dass ich kurz auf dem Sofa einschlief, und ich erschrak gründlich, als die Türklingel mich weckte.
    Ich fuhr mit hämmerndem Herzen vom Sofa hoch und sah sofort zum Fenster hinüber, um die Tageszeit abzuschätzen. Ich stellte mit Erleichterung fest, dass die Sonne noch nicht untergegangen war. Noch war ich ungefährdet. Vielleicht.
    Es konnte nicht gesund sein, die Klischeevorstellungen über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Untoten für bare Münze zu nehmen, aber ich hoffte sehr, dass es der Wahrheit entsprach, dass sie nicht in die Sonne gehen konnten.
    Ich schlich mich zur Tür und schrie: »Wer ist da?«
    »Dein immer verlässlicher FBI-Agent.«
    Ich stieß den Atemzug aus, den ich in den Lungen festgehalten hatte, und sah durch den Türspion.
    Alans lächelndes Gesicht füllte mein Blickfeld.
    Ich hatte mir von dem Handwerker zusätzliche Schlösser einbauen lassen – nicht, dass sie gegen Vampire geholfen hätten, aber ich hatte das Gefühl, irgendetwas unternehmen zu müssen –, und damit dauerte das Aufschließen eine ganze Weile.
    Er merkte es sofort.
    »Hey, ist das eine andere Tür? Hast du mehr Schlösser als vorher?«
    Nachdem ich sorgfältig hinter ihm abgeschlossen hatte, führte ich ihn in mein nach Desinfektionsmittel duftendes

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