Kismet Knight
Wohnzimmer und bot ihm einen Platz auf dem Sofa an.
Er schnupperte in der Luft herum und zog die Augenbrauen hoch.
Ich setzte mich in meinen plüschigen Sessel und erzählte ihm von den Vorfällen der vergangenen Nacht, während er den Kopf schüttelte und sich Notizen in seinem eselsohrigen Notizbuch machte.
Als ich fertig war, runzelte er die Stirn und schlug sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. »Ich hab’s gewusst, ich hätte mit dir nach Hause gehen sollen! Nichts von alldem wäre passiert, wenn ich hier gewesen wäre. Warum hast du mich nicht angerufen? Du weißt, dass ich seit Monaten an diesem Fall arbeite!«
Ich antwortete mit dem Therapeutennicken und meinem vernünftigsten Tonfall.
»Zunächst einmal: Du wolltest mit mir nach Hause gehen, damit wir wilden, verrückten Sex haben können. Und das heißt, als dieser Irre aufgetaucht ist, wäre ich sogar noch angreifbarer gewesen, weil ich flach auf dem Rücken gelegen und Johnny Depps Namen geschrien hätte.«
Er lachte bellend auf.
»Und zweitens brauche ich dir nicht zu erzählen, was gewalttätige Psychopathen mit Leuten machen, die zwischen ihnen und dem Objekt ihrer Obsessionen stehen. Wenn du hier gewesen wärst, selbst wenn wir nur im Wohnzimmer gesessen und uns unterhalten hätten, hätte er dich als Bedrohung betrachtetund aus dem Weg zu räumen versucht. Aus irgendeinem Grund bin ich ihm wichtig.«
Ich zog die Beine hoch und seufzte. »Ich habe dich nicht angerufen, weil ich einfach nicht auf den Gedanken gekommen bin. Von dem Moment an, in dem Brother Luther hier aufgetaucht ist, über das Eintreffen von Lunas Vampiren und den Zeitpunkt, zu dem es ihm hier im Zimmer zu voll geworden ist, bis zu der Sekunde, als ich auf dem Fußboden eingeschlafen bin, war ich auf Autopilot.
So gesehen habe ich dir damit, dass ich dir nicht erlaubt habe mitzukommen, wahrscheinlich das Leben gerettet. Und aus diesem Grund schuldest du mir jetzt natürlich etwas.«
Ich neigte den Kopf zur Seite und schenkte ihm mein bezauberndstes, unschuldigstes Lächeln.
Er schnaubte, lachte und ließ sich gegen die Rückenpolster sacken.
»Nehmen wir für den Moment an, dass deine Theorie korrekt ist und er mir die Kehle herausgerissen hätte, wenn er mich hier bei dir angetroffen hätte. Das macht das, was du der Bullock angeboten hast, noch gefährlicher und hirnloser. Wie viele Leute könnte er bei einem solchen Anlass ausschalten, um an dich heranzukommen?«
Ich nickte. »Aber aus genau diesem Grund wären ja auch Polizeibeamte dort, oder? Meinst du nicht, dass es sinnvoll ist, ihm eine Falle zu stellen? Wenn ich es nicht mache, werde ich pausenlos auf der Hut sein müssen, jeden Tag, bis er entweder das Interesse an mir verliert oder doch noch erwischt wird. Und wie gut stehen die Chancen, dass ein Psychopath das Interesse verliert?«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay. So weit nachvollziehbar. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass die Bullock sich nicht darauf einlassen wird. Sie kann nicht einfach eineZivilistin in Gefahr bringen. Sie wäre ihre Marke los, wenn sie’s täte. Aber ich finde, die Polizei auf den Ball zu schicken ist eine fabelhafte Idee.«
»Dann erzähl das Lieutenant Bullock. Gehst du denn hin?«
Er grinste. »Würde ich eine Gelegenheit verpassen, mich an jeden Vampir der westlichen USA ranzuschmeißen? Und nach all den Monaten, in denen ich blutleere Leichen untersucht habe, bin ich vielleicht dabei, wenn sie den Mörder erwischen. Das allein wäre den Eintrittspreis schon wert.«
Was mir eine Gelegenheit gab, ihm die Frage zu stellen, die ich seit unserer ersten Begegnung hatte stellen wollen.
»Warum bist du eigentlich so besessen von diesem Fall und von Vampiren ganz allgemein? Was willst du mit alldem wirklich erreichen?«
Er senkte den Kopf und wurde sehr still. Es war nicht nur, dass er nicht antwortete. Es war, als hätte er seinen Körper zur Ruhe gebracht in einem Maß, dass ich versucht war, hinzugehen und ihm die Hand auf die Brust zu legen, um mich zu vergewissern, dass er noch atmete.
Nach ein paar Sekunden sah er auf und studierte mich, ohne etwas anderes zu bewegen als die Augen; dann nickte er.
Er setzte sich gerader hin, streifte irgendwelche imaginären Staubkörner von seinem Hemd und begann zu sprechen; seine Stimme war leise.
»Ich habe das noch nie jemandem erzählt. Niemandem. Niemals. Ich bin mir nicht sicher, warum ich es dir erzähle. Vielleicht weil ich den wilden, verrückten
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