Kismet Knight
musste er ihr wohl erzählt haben, schon um die Tatsache zu erklären, dass er nie bei Tageslicht unterwegs war. Aber offensichtlich umgab er sich gern mit Leuten, die ihm ergeben waren. Vielleicht hatte er heimlich einen Sarg im Keller stehen, in dem er schlief?
Ich spazierte noch ein paar Minuten lang in der Suite herum, starrte zum Fenster hinaus und zwang mich dann dazu, wieder in den Gang hinauszugehen.
Es sah ganz so aus, als hätte ich beschlossen, sein Angebot anzunehmen – immer vorausgesetzt natürlich, dass der wahre Preis nicht höher war als das, was ich zu zahlen bereit war.
Halloween.
Stadtgespräch in Denver war die große jährliche Feier, von der sich herausstellte, dass sie ganz offiziell als der Vampirball bekannt war.
Wie hatte ich eigentlich so lange hier leben können, ohne davon gehört zu haben?
Der Anlass war fast das einzige Thema im Radio.
Der örtlichen Legende zufolge hatte vor etwa zwanzig Jahren ein exzentrischer Milliardär in den Hügeln westlich von Denver ein monströses Hotel errichten lassen, als dessen Vorbild das schottische Lieblingsschloss des reichen Herrn gedient hatte.
Er hatte sogar einen Teil des ursprünglichen Baus auseinandernehmen und hierher verschiffen lassen, um ihn in sein Meisterstück einzubauen, in der Hoffnung, dass dabei ein, zwei Geister mitkommen würden.
Es gab eine Menge Geschichten über diese Geister, was möglicherweise zum kommerziellen Misserfolg des Hotels beigetragen hatte.
Vielleicht hatte das Hotel aber auch deshalb Pleite gemacht, weil der Milliardär ganz einfach das Interesse verloren hatte und den Unterhalt, den eine schottische Burg am Fuß der Rocky Mountains verschlang, nicht mehr zahlen wollte.
Welches genau auch der Grund sein mochte, die Burg geriet in Vergessenheit.
Bis vor etwa zehn Jahren, als ein weiterer exzentrischer Multimillionär sie kaufte und das Hotel zu einer Art Themenpark umgestaltete.
Genauer gesagt: zum Schauplatz des Vampirballs.
Hm. Ich überlege gerade … kenne ich irgendwelche exzentrischen Multimillionäre, die es für eine attraktive Idee halten könnten, eine von Geistern bevölkerte Burg zum Schauplatz einer Feier mit dem Thema Vampire zu machen? Lass mich nachdenken!
Als ob es noch nicht gereicht hätte, dass Devereux ein Vampir war, der mit Gedankenkraft reiste, ein Magier, der sich durch die Dimensionen bewegte, und ein atemberaubendes Beispiel göttergleicher Männlichkeit! Jetzt würde ich mich auch noch an den Gedanken gewöhnen müssen, dass er reich war, dass ihm die halbe Welt zu gehören schien.
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder brüllen sollte.
Aber ob Devereux nun etwas damit zu tun hatte oder nicht, die Gala hörte sich an, als würde sie jeden Vampir, Möchtegernvampir und Fan des Paranormalen ganz allgemein auf dieser Seite des Mississippi anziehen.
Mir kam der Gedanke, dass dieser Ball der Polizei eine fabelhafte Gelegenheit liefern könnte, mich als Lockvogel einzusetzen und Brother Luther zu erwischen.
Wer zum Teufel das nun auch immer sein mag.
Andererseits – warum sollte ich das Bedürfnis haben, dies zu tun? Ich bin keine Heldin. Wenn ich meine Fähigkeiten und Kenntnisse als Therapeutin nicht einsetzen kann, um mit einer Situation fertig zu werden, dann bin ich bereits ziemlich überfordert. Jetzt, nachdem ich ihn tatsächlich einmal aus der Nähe gesehen und eigene Erfahrungen mit seinem Irrsinn gemacht hatte – warum sollte ich mich dem noch einmal aussetzen wollen?
Weil ich so lange seine Gefangene wäre, bis er erwischt und eingesperrt würde. Es stand ihm frei, jederzeit zurückzukommen und so viele Büros zu ruinieren, wie ich anmieten konnte. Tatsächlich erinnerte diese Überlegung mich daran, dass ich Devereux fragen musste, ob er mich wirklich als Mieterin haben wollte – in Anbetracht der Tatsache, dass sein wunderschöner Firmensitz dann jederzeit von einer Art vampirischem Satan verwüstet werden konnte.
Aber nichtsdestoweniger – nachdem ich alle Argumente für und wider eine Weile abgewogen hatte, kam ich zu dem Schluss, dass es auf jeden Fall einen Anruf bei Lieutenant Bullock rechtfertigte.
Kapitel 24
Wenige Minuten nachdem ich mein Auto in die Garage gestellt hatte, tauchten sowohl der Handwerker für meine Haustür als auch die Putzkolonne auf, und in meinem Haus ging es plötzlich sehr geschäftig zu.
Während die Fachleute mein Wohnzimmer wieder bewohnbar machten, saß ich am Küchentisch, hörte den Anrufbeantworter ab und
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