Kismet Knight
und neuerdings auch lebensrettende Anhänger lag in sein angestammtes Tal geschmiegt.
Gar nicht so übel.
Nachdem ich meine von Natur aus blasse Hautfarbe im Kontrast zu dem Schwarz des Kleides gesehen hatte, hatte ich beschlossen, auf ein noch weißeres Make-up zu verzichten. Es kann manchmal ganz praktisch sein, eine geisterhafte Gesichtsfarbe zu haben.
Pünktlich auf die Minute hörte ich die Türklingel und rannte zum Spion.
Als ich das Außenlicht einschaltete, spürte ich, wie ein kleiner Schauer der Furcht mich durchfuhr. Es war dunkel geworden.
Vor meiner Haustür stand Graf Dracula bei einem Spaziergang durch die Straßen Londons, die Gary-Oldman-Version – Zylinder, lange Locken, blaue Brillengläser und ein Stöckchen mit silbernem Knauf.
Aber das bezaubernde Lächeln war nicht zu verkennen.
Ich öffnete die Tür. »Alan! Du siehst ja unglaublich aus!«
Er stolzierte zur Tür herein, präsentierte sich mir und verneigte sich dann.
Mit einem starken transsylvanischen Akzent sagte er: »Mina, ich meine Kismet, ich vill dein Blut drinken. Aber ich vürde mich zur Not auch auf etwas anderes einlassen.«
Er trat hinter mich, hob mein Haar aus dem Weg und strich mit den Zähnen über meine Haut.
Er hatte die gleiche Sorte winzige, sehr gut gemachte falsche Reißzähne eingesetzt, die ich auch an Midnight gesehen hatte. Die Berührung jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken, und ich drehte mich zu ihm um.
»Wir werden es nie zur Tür hinausschaffen, wenn du so weitermachst.«
Er ließ seine Fingerspitzen über meinen Arm gleiten und entgegnete mit dem gleichen starken Akzent: »Es väre mir ein Vergnügen, dir dieses unglaublich erotische Kleid vom Leib zu reißen und dich gleich hier auf dem Fußboden zu nehmen. Ziehst du es vor, oben oder unten zu sein?«
»Oh, Graf, Sie rauben mir den Atem, aber ich fürchte sehr, dass wir zu spät zu der Pfählung kommen werden, wenn wir noch länger herumtrödeln.«
Er hob meine Hand und küsste die Handfläche.
»Dann verde ich nachts zurückkommen und dich besuchen.«
Wir lachten beide.
»Sind sie nicht einfach entzückend, Raleigh?«
Alan und ich fuhren gleichzeitig in die Richtung herum, aus der die Stimme gekommen war.
Nicht zum ersten Mal wies mein Wohnzimmer mehrere unerwartete Besucher auf.
Bryce stand mitten im Raum; sein langes dunkles Haar hob sich prachtvoll von dem blutroten Samt seines bodenlangen Mantels ab. Weiße Rüschen leuchteten unter Revers und Manschettenhervor. Schwarze Lederhosen brachten seine gutproportionierte untere Körperhälfte zur Geltung.
Es war wirklich ein Fall von kosmischer Ungerechtigkeit, dass ein so böses Wesen so teuflisch attraktiv sein durfte.
Er wäre ein Kandidat für das vampirische Pin-up des Jahres gewesen, wenn da nicht das zappelnde Menschenwesen gewesen wäre, dessen Kopf er mühelos unter einem Arm eingeklemmt hielt.
Ich erkannte Ronald augenblicklich an seinem rotbraunen Haar.
Bryce hielt ihn so fest in seinem Würgegriff gepackt, dass der junge Mann nur Grunz- und Stöhngeräusche von sich geben konnte.
Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden?
Raleigh tat, was er auch beim letzten Mal getan hatte – umkreiste den Raum mit koboldhaften Hüpfern und gab dabei sein irres Lachen von sich.
Statt des ärmellosen T-Shirts, das er bei seinem ersten Besuch getragen hatte, hatte er sich jetzt zu Ehren des Anlasses in eine minimalistische Version des traditionellen Vampirkostüms geworfen – nach hinten gegeltes weinrotes Haar, weißes Hemd und ein langes wehendes Cape mit hohem Kragen. Um seine eiskalten weißblauen Augen hatte er sich schwarze Ringe gemalt.
Unheimlich.
Alan ließ sein Spazierstöckchen fallen, zog einen Revolver aus einem Holster irgendwo unter dem Jackett und richtete ihn auf Bryce.
»Das reicht jetzt. Lass ihn los – augenblicklich!«
»Na, na! Das wird ja wirklich immer besser. Ich mag gute Dramen.«
Bryce ignorierte die Waffe. Mit einer Bewegung, schneller, als wir sie nachvollziehen konnten, hatte er sich unmittelbar vor Alan aufgebaut und seinen Blick festgehalten. Alans Lider flatterten und schlossen sich dann ganz; der Kopf fiel ihm auf die Brust. Seine Hand sank herab, und die Waffe fiel ihm aus der Hand und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden.
Bryce trat sie zur Seite. »Wie enttäuschend! Also doch kein würdiger Gegner. Einfach nur wieder so ein quakender Blutbeutel.«
Bryce drehte sich um und kam auf mich zu, wobei er Ronald mit
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