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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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ließ mich einfach dort stehen, drehte sich nur noch einmal um und lachte über mich, bevor er durch die Tür verschwand.
    Der Lärm teilte mir mit, warum es ihm egal sein konnte.Wahrscheinlich hätte ich mich selbst anzünden und dann aus Leibeskräften brüllen können, ohne dass irgendjemand es ernst genommen hätte. Neben dem Dröhnen der Musik und der hektischen Fröhlichkeit der Gäste hätte niemand mich hören können, und hätte ich mich darauf verlegt, die menschliche Fackel zu geben, dann hätten sie es wahrscheinlich für einen Teil des Unterhaltungsprogramms gehalten.
    Von der Galerie zu springen kam auch nicht in Frage.
    Selbst wenn ich tatsächlich auf dem nächstunteren Rang aufkommen sollte, war der Abstand zwischen ihnen groß genug, dass ich dabei wahrscheinlich nicht nur mich selbst umgebracht hätte, sondern auch die unselige Person, auf der ich gelandet wäre.
    Nachdem ich noch ein paarmal vergeblich versucht hatte, irgendjemandem verständlich zu machen, dass ich Hilfe brauchte, gab ich es auf und folgte den beiden Vampiren durch die Tür.
    Ich fühlte mich wie betäubt. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich mich daran gewöhnte, Angst zu haben, oder ob meine Adrenalinproduktion wegen Überlastung zusammengebrochen war.
    Unter anderen Umständen hätte die Schönheit des Raums auf der anderen Seite der Tür mir den Atem verschlagen. Auch so noch fehlten mir die Worte.
    Sämtliche Wände des weitläufigen Saals waren mit Spiegeln bedeckt. Mehrere große Kronleuchter hingen wie Blütendolden aus Licht von der bemalten Decke; ihr Glanz wurde vielfach von den Wänden ringsum zurückgeworfen.
    Statt der mit Reißzähnen bewehrten Engel zeigte die Decke über meinem Kopf musizierende griechische Götter und Göttinnen, auch sie mit Reißzähnen.
    Ich fragte mich, ob schon der ursprüngliche Erbauer der Burgdie Malereien mit dem Vampirthema in Auftrag gegeben hatte oder ob sie in jüngerer Zeit hinzugefügt worden waren.
    Ich hatte in Devereux’ Privatgalerie unter dem
Crypt
nichts gesehen, das diesen Figuren entsprach, aber es war nicht vollkommen undenkbar, dass er auch diese Gemälde geschaffen hatte.
    Der Saal war als exquisites Musikzimmer eingerichtet und enthielt mehrere Konzertflügel, jeder in einem anderen Stil und einer anderen Farbe gehalten, die in großen Abständen rings um den Raum verteilt waren.
    Cembali, antike Harfen und andere Instrumente füllten die Lücken zwischen ihnen. Auf Notenständern sah ich Blätter mit offenbar handgeschriebenen Noten geduldig auf Musiker warten, die vielleicht niemals eintreffen würden.
    Mitten im Raum lag Midnight totenbleich auf dem Boden. Bryce musste Ronald losgelassen haben, denn dieser kniete jetzt bei Midnight und hatte ihren Kopf auf seine Knie gehoben. Er steichelte ihr Haar und murmelte ihr leise Worte zu.
    Ich stürzte zu den beiden hin, ging in die Hocke und tastete an Midnights Hals nach ihrem Puls. Ihre Haut wies zwei reißzahngroße Einstichlöcher auf. Der Pulsschlag war schwach, aber er war da.
    Ronald und ich tauschten einen Blick voller Erleichterung, Frustration und Furcht.
    Bryce kam zur Mitte des Saals herübergeschlendert; jeder Spiegel an der Wand warf das Bild seines karmesinroten Mantels mit dem dunklen Haar darüber zurück.
    Wieder kam mir der Gedanke, wie schön das Böse doch aussehen konnte.
    »Wird sie sterben?«, fragte ich, während ich aufstand.
    Bryce ging in einem Kreis um Midnight herum und studiertesie lächelnd, als wäre sie ein halbwegs interessantes Ausstellungsstück.
    »Vielleicht – vielleicht auch nicht. Es hängt ganz davon ab, ob ich beschließe, das zu Ende zu bringen, was ich angefangen habe.«
    Er hob den Blick und sah mich an. »Womöglich schenke ich ihr ja die Unsterblichkeit, die sie immer haben wollte.«
    Ich erinnerte mich sehr gut an das, was passiert war, als Bryce mich das letzte Mal in den Bann seines Blicks gezogen hatte. Deshalb erwiderte ich den Blick nicht, sondern konzentrierte mich stattdessen auf die Stelle zwischen seinen Augenbrauen. Selbst die bloße Nähe dieser dunkelgrünen Augen verursachte mir ein seltsam prickelndes, schwebendes Gefühl dort, wo Devereux mein »drittes Auge« gefunden zu haben glaubte.
    Aus irgendeinem merkwürdigen Grund trieben in diesem Augenblick Cerridwyns Worte durch meine Gedanken:
Fürchte dich nicht vor deinen eigenen Fähigkeiten! Sie sind es, die dich retten werden
.
    Ich wusste immer noch nicht, was sie damit gemeint haben konnte, aber

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