Kismet Knight
die Worte kamen mir bedeutsam vor – und tröstlich.
Ich wusste, dass ich keinerlei Chance hatte, Bryce durch Körperkraft zu entkommen. Und selbst wenn mir die Flucht gelingen sollte, konnte ich Ronald, Midnight und Alan nicht zurücklassen.
Meine einzige Hoffnung lag darin, mein Hirn einzusetzen. Wenn ich ihn dazu brachte zu reden, würde er eventuell irgendetwas sagen, das uns helfen konnte.
»Warum hast du uns alle hierhergebracht? Was willst du von uns?«
»Du, meine liebe Dr. Kismet, bist der Lockvogel.«
Lockvogel? Versuchte auch er am Ende, Brother Luther zu erwischen?
»Lockvogel wofür?«
Er zögerte. »Na, in Anbetracht der Tatsache, dass der Vorhang für den ersten Akt sich gleich heben wird, ist es wahrscheinlich nur angebracht, es dir zu sagen. Luzifer scheint dich aus irgendeinem Grund haben zu wollen, also habe ich dich für ihn hierhergebracht. Dann kann er mir das geben, was ich haben will.«
»Und was willst du haben?«
Er lächelte, leckte sich die Lippen und strich mit einer Hand langsam am Reißverschluss seiner Lederhosen entlang; dann packte er zu.
»Ich will Devereux.«
Wie bitte?! Meint er damit, dass er ein sexuelles Interesse an Devereux hat? Oder war das gerade eben einfach eine Machtdemonstration wie bei einer Straßengang?
Etwas an der Art, wie Bryce den Namen ausgesprochen hatte, jagte mir einen Schauer den Rücken hinunter. Mein Herzschlag wurde schneller; mein Magen verkrampfte sich.
Wo steckt Devereux überhaupt?
»
Du bist nicht stark genug, um Devereux irgendetwas anzutun.«
Er setzte ein hinterhältiges Lächeln auf.
»Vielleicht nicht – Luzifer und ich zusammen dagegen schon. Sagen wir einfach, wir sind ein unschlagbares Team.«
Das war das zweite Mal, dass er den Namen erwähnt hatte. Redete er über den Teufel selbst?
»Wer ist Luzifer?«
Er lachte und hob eine Hand. »Das wirst du sehr bald herausfinden.«
Plötzlich war die Luft von den vertrauten Knackgeräuschenerfüllt, und mindestens zwei Dutzend Vampire erschienen in dem Raum. In ihren Händen trugen sie Flaschen, geschnitzte Kästen, riesige Edelsteine, uralt aussehende Bücher, Statuen und Schwerter.
Einige der Neuankömmlinge erinnerten mich an die bärtigen alten Zauberer aus
Der Herr der Ringe
.
Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich für einen Mittelaltermarkt so ausstaffiert hatten.
Bryce nickte zufrieden, dann packte er mich am Arm und zog mich dichter zu sich.
»Wir gehen runter und amüsieren uns auf der Party, während das Ritual vorbereitet wird.«
»Welches Ritual?«
»Das Ritual der Hohen Magie, das Devereux lange genug seiner Macht berauben wird, dass ich die Herrschaft über ihn übernehmen kann. Luzifer hat in Devereux’ Träumen längst damit begonnen, ihn zu schwächen. Während wir hier reden, lässt seine Macht weiter nach.«
Devereux hatte erwähnt, dass er Seltsames geträumt hatte. Und er hatte etwas davon gesagt, dass er dazu verleitet worden war, eine »verstörende Dimension« aufzusuchen – was das auch immer heißen mochte.
Bis zu diesem Augenblick hatte ich niemals ernstlich versucht, telepathisch mit Devereux Kontakt aufzunehmen. Ich glaubte nicht daran, dass ich es konnte. Aber jetzt legte ich meine ganze Kraft in den Gedanken, den ich ihm zu senden versuchte, und eine Sekunde lang hätte ich schwören können, dass ich ihn meinen Namen sagen hörte.
Ich wusste nicht, ob das gut war oder nicht. Einerseits wäre es für mich selbst natürlich fabelhaft gewesen, wenn er jetzt plötzlich hier aufgetaucht wäre, aber wenn er es tat, würde er zugleichals Ehrengast bei irgendeinem höllischen Ritual dienen. Und was ich über diesen Luzifer gehört hatte, gefiel mir nicht.
»Was ist mit Midnight, Ronald und Alan?«
Bryce antwortete sehr umgänglich und mit einer lässigen Handbewegung: »Es fehlt ihnen absolut nichts.« Dann senkte er das Kinn und flüsterte: »Im Moment noch.«
»Kannst du Midnight retten?«
Er lachte harsch auf. »Ihr albernen Menschen! Raleigh, bring das Mädchen und ihren Retter in die Ecke dort, und den FBI-Agenten auch! Wir werden hier Platz brauchen, um den Ring zu schlagen.«
Raleigh verneigte sich dramatisch und machte ein paar Hüpfer zu Midnight hinüber. Er zerrte sie am Arm hoch, so dass sie aus Ronalds Schoß rutschte und ihr Kopf hart auf dem Fußboden aufschlug.
»Bitte! Tut ihr doch nicht weh!« Tränen glitzerten in Ronalds Augen. Es war ein fürchterliches Gefühl, so hilflos zu sein.
Raleigh bellte:
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