Kismet Knight
bestimmt, und du irrst dich!« Sie stürmte davon; ich fing eine gemurmelte Bemerkung über Scharlatane auf.
Ich wollte die Kartenlegerin nicht damit in Verlegenheit bringen, dass ich mir anmerken ließ, ob ich das Ende der Unterhaltung mitbekommen hatte, und so konzentrierte ich mich auf die letzten schmackhaften Bissen von meinem Burrito. Dann erregte ein Auflachen meine Aufmerksamkeit, und ich hob den Kopf und stellte fest, dass sie zu mir herüberstarrte und mich mit einer Handbewegung näher winkte.
»Iss fertig und komm dann zu mir herüber. Ich habe auf dich gewartet.«
Ich warf einen Blick in die Runde, um herauszufinden, mit wem sie sprach, und als ich außer uns beiden keinen Menschen in der Nähe entdeckte, zeigte ich auf mich selbst. »Ich? Nein danke. Ich glaube nicht an Wahrsagerei.«
Sie lächelte immer noch, und ich musste mir eingestehen, dass ihr Lockversuch mich beeindruckte. Wenn man den Leuten erzählte, dass man Informationen eigens für sie hatte, dann waren sie wahrscheinlich eher bereit, sich hinzusetzen und ein paar Dollar zu ihr herüberwachsen zu lassen – es war simple Verkaufspsychologie.
»Es kostet nichts. Komm einfach her und hör mir ein paar Minuten lang zu. Wenn du nichts anfangen kannst mit dem, was ich sage, kannst du mich sonst wie nennen und einfach weggehen.«
Hm. Die Methode musste funktionieren, sonst würde sie sie kaum verwenden, aber ich konnte mir nicht recht vorstellen, wie sie ihr Geld verdiente, wenn sie es den Leuten freistellte, ob sie zahlen wollten. Mich allerdings hatte sie am Haken – meine Neugier war geweckt. Ich wischte mir die Hände an der Papierserviette ab, knüllte das Einwickelpapier des Burrito zusammen und trug es zum nächsten Mülleimer.
Die Kartenlegerin lächelte mir immer noch zu, mischte ihre Karten und wartete.
Ich trat neugierig an ihren Tisch. »Warum wollen Sie mir kostenlos die Karten legen? Das kann doch keine Methode sein, um Geld zu verdienen.«
»Es ist nicht meine Sache, mir Sorgen zu machen, woher das Geld kommt. Ich folge einfach meiner Intuition, und es scheint sich alles bestens zu fügen. Komm schon, setz dich! Mein Name ist Cerridwyn.«
Na ja, warum eigentlich nicht? Die ganze vergangene Woche war so abstrus gewesen, dass dies auch nicht mehr aus dem Rahmen fiel. Warum sollte ich mir nicht von einer Kartenleserin auf der Straße erzählen lassen, dass ich in der Lotterie gewinnen würde oder in einem meiner früheren Leben Kleopatra gewesen war? Wie viel verrückter konnte das hier ausfallen als das, was mir an diesem Vormittag schon passiert war?
Sie hörte auf, ihre Karten zu mischen, und reichte sie stattdessen mir. »Misch sie dir so, wie du es willst. Leg dein ganzes Wesen hinein.«
Ich mischte den Kartenstoß, und sie grinste mich immer noch an. Ihre Augen waren von tiefem dunklem Violett – wie lebende Amethyste – und von feinen Linien umgeben, die tiefer wurden, wenn sie lächelte. Sie funkelten, und die Frau schien ständig kurz davor zu sein, laut aufzulachen. Zunächst war ich angesichtsihrer grauen Haare von einer alten Frau ausgegangen, aber aus der Nähe stellte ich jetzt fest, dass sie viel jünger war – vielleicht noch keine vierzig.
Sie streckte die Hand nach den Karten aus, und ich gab sie ihr zurück. Sie holte tief Atem, schloss ein paar Sekunden lang die Augen, öffnete sie wieder und begann, die Karten zu einem Muster anzuordnen. Sie sah mir in die Augen. »Du bist erwählt worden. Von heute an wird nichts in deinem Leben so sein wie zuvor.«
Na ja, das hieß hübsch vage zu bleiben. Es war keine Spur besser als »Du wirst einen großen dunkelhaarigen Fremden treffen«.
Sie lachte leise. »Wie macht man es, so jung schon so skeptisch zu sein?«
Oh verdammt – schon wieder eine Hellseherin!
Sie studierte ihre Karten und verkündete: »Ich sehe, du bist von Männern umgeben. Zwei von ihnen werden dir Liebe anbieten. Einer bringt dir Gefahr. Aber er ist nur ein Herold einer größeren Dunkelheit. Deine Weigerung, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, wird dich selbst und diejenigen, an denen dir liegt, in Gefahr bringen.«
Sie schwieg einige Sekunden lang und starrte blicklos in die Ferne; dann lächelte sie breit. »Ah, du spielst mit den Vampiren.«
Mir musste der Mund offen gestanden haben, denn sie begann zu lachen.
»Überrascht es dich, dass ich das weiß?«
»Ja. Ich arbeite tatsächlich mit Leuten, die sich für Vampire halten. Sie sind gut.«
»Aber du glaubst nicht
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