Kismet Knight
Gesichtsausdruck: »Stimmt das? Bin ich ein krankes Hirn ohne eigenes Leben?«
Ich wollte von ihm wissen, was er selbst dazu meinte, und wirführten unsere erste echte, aufrichtige Unterhaltung über die Rolle, die er spielte.
Alles in allem eine erfolgreiche Sitzung.
Dann erschien Wendy, ein Mitglied meiner Bindungsangst-Gruppe, zu ihrer ersten Einzelsitzung und erzählte mir, dass sie das von mir vorgeschlagene Buch gelesen und sich dann kühn erlaubt hatte, sich auf ein viertes Treffen mit dem ungewöhnlich aussichtsreichen Mann einzulassen, den sie kennengelernt hatte. Normalerweise beendete sie jede Beziehung nach dem dritten Date – was etwas mit der Anzahl von Besuchen zu tun hatte, die ihr Vater ihr noch gemacht hatte, nachdem er in ihrer Kindheit die Familie verlassen hatte –, und so war dies in der Tat eine aufregende Neuerung.
Einen Durchbruch bei einem meiner Patienten zu sehen erinnerte mich immer daran, warum ich meinen Beruf gewählt hatte.
Ich fühlte mich gut, als ich meinen letzten Patienten verabschiedete, nach Hause ging, mir ein Glas Wein eingoss und in ein duftendes heißes Schaumbad stieg.
Als ich dort lag, schwelgte und mit dem Schaum spielte, erinnerte ich mich an meine Unterhaltung mit Cerridwyn und daran, wie albern es gewesen war, ihre Kartenleserei ernst zu nehmen. Es war vollkommen normal, dass die merkwürdigen Ereignisse des Vormittags mich nervös gemacht hatten. Es war wirklich nicht so undenkbar, dass sie meine Befürchtungen im Hinblick auf Emerald mitbekommen hatte; ich wusste, dass meine eigenen intuitiven Fähigkeiten mich oft Informationen von anderen Menschen auffangen ließen, ob ich es wollte oder nicht. Ich bezweifelte absolut nicht, dass Cerridwyn über besondere Gaben verfügte, aber sie war nichts als ein Spiegel. Eindrucksvoll, aber nicht übernatürlich.
Ich dachte gerade daran, wie gern ich mich jetzt einfach auf mein Bett gelegt hätte, als ich eine Stimme aus dem Wohnzimmer heraufdringen hörte.
»Kismet? Ich bin’s, Tom. Deine Tür stand offen. Ich habe geklopft, aber es ist niemand gekommen.«
Meine Tür war offen? Was ist eigentlich mit mir los? Verdammt, ich habe vergessen, Tom anzurufen und die Verabredung abzusagen!
Und dann merkte die kleine Psychologin in meinem Kopf an: »Vielleicht wolltest du sie ja gar nicht wirklich absagen.«
»Ich komme gleich runter!«, schrie ich zurück.
Ich hörte Schritte die Treppe heraufdonnern, und dann streckte Tom den Kopf in mein Bad und setzte ein Zahnpastawerbelächeln auf.
Immer noch der alte rücksichtslose Tom
.
Ich setzte mich überrascht und gereizt in der Wanne auf, zog ein paar dicke Schaumpolster in die Nähe und zog die Knie an die Brust. »Hey! Ich nehme gerade ein Bad. Ich habe dich nicht so früh erwartet. Warum wartest du nicht unten?«
Warum bin ich diesem Mistkerl gegenüber eigentlich so höflich?!
Er kam hereingeschlendert, klappte den Toilettendeckel herunter, setzte sich und richtete sich häuslich ein. »Nein. Mir gefällt das hier. Und überhaupt, ich habe dich bei Hunderten von Gelegenheiten nackt gesehen.«
Womit er recht hatte. Von dem Augenblick an, in dem ich ihn bei unserer gemeinsamen Zeit als Assistenzärzte an der psychiatrischen Klinik zum ersten Mal gesehen hatte, war ich Wachs in seinen Händen gewesen. Er brauchte nichts weiter zu tun, als mir ein strahlendes Lächeln zu schenken oder mir einen seiner Schlafzimmerblicke zuzuwerfen, und ich wäre ihm bis ans Ende der Welt gefolgt.
Okay, okay, ich war behütet aufgewachsen.
Tom war der erste Mann gewesen, mit dem ich eine sexuelle Beziehung geführt hatte. Ja, natürlich hatte ich mit diversen Highschool- und Collegebekanntschaften auf dem Rücksitz herumgeknutscht, und ich hatte einen willigen Partner gefunden, der mich von meiner Jungfräulichkeit befreite, nachdem ich beschlossen hatte, dass der Zeitpunkt dafür gekommen war. Aber vor Tom war ich emotional noch Jungfrau gewesen.
Er war acht Jahre älter als ich, und er hatte mir über die Kunst der körperlichen Liebe Dinge beigebracht, von denen ich nicht gewusst hatte, dass es sie auch nur gab. Wir waren vier Jahre lang zusammen gewesen und hatten währenddessen eine ansehnliche Sammlung von Sexhilfen, Büchern, Spielzeug und Videos zusammengetragen. Unglückseligerweise war es Tom bei alldem um Spaß und Orgasmen gegangen und mir um Liebe. Er war sehr enttäuscht gewesen, weil ich alles so in Unordnung brachte.
Ich sammelte noch mehr Schaum um mich herum. »Das
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