Kismet Knight
ist eine Weile her«, höhnte ich. Zu spät stellte ich fest, dass echter Hohn schwer zu bewerkstelligen ist, wenn man nackt in der Badewanne sitzt.
Er saß dort auf der Kante des Toilettensitzes und beobachtete mich, wobei er gar nicht erst versuchte, die Tatsache zu verbergen, dass sein Blick an bestimmten Teilen meines Körpers hing und die Aussicht ihm Spaß machte. Ich erinnerte mich an diesen hinterhältigen Gesichtsausdruck und spürte, wie etwas im unteren Teil meines Körpers reagierte – als hätte meine Libido eine Einladung verfasst und auf »Senden« gedrückt, bevor mein Hirn es verhindern konnte.
»Wird das Wasser allmählich kalt?« Er studierte meine Brüste und grinste.
Ich folgte seiner Blickrichtung abwärts und stellte fest, dass meine Brustwarzen groß und hart geworden waren.
Mist! Mein Körper hatte dieses Memo –
Betr.: Gieren nach Tom
– offenbar nicht bekommen.
Er lächelte. »Ich mochte es immer, wie schnell du erregt wirst. Es war aufregend zuzusehen, wie du auf mich reagierst.«
Er stand auf, trat einen Schritt näher und legte eine Hand auf seinen Hosenstall. »Sieh mal«, sagte er, während er mit der Hand an seiner Erektion auf und ab strich. »Siehst du, was du mit mir machst?«
Au weia! Es war zwei Jahre her, seit ich das letzte Mal Sex gehabt hatte, und mein Körper schrie: »Ja!« Trotz seiner herzlosen Zurückweisungen und leeren Versprechungen wollte ich ihn in mir spüren. Obwohl er geradezu ein Aushängeschild der Oberflächlichkeit war, begehrte ich ihn. Ich schwankte zwischen Ekel vor mir selbst und überwältigender Erregung. Ich wollte gerade vorschlagen, ins Schlafzimmer zu gehen, als er die unsterblichen Worte sprach: »Sag mir, wie dringend du es willst!«
Igitt!
Ich hatte eine sinnliche Verführung erwartet, und stattdessen bekam ich eine abgedroschene Textzeile aus seiner Pornosammlung. Sie traf mich wie eine kalte Dusche und löschte die Flammen meiner romantischen Träume augenblicklich. Jede Spur von Begehren verflog in der kristallklaren Erkenntnis, dass er niemals derjenige gewesen war, für den ich ihn gehalten hatte, und dass ich mir all die Jahre etwas vorgemacht hatte.
Ich hob die Stimme an und verlieh ihr einen schärferen Ton.
»Ziemlich billig, Dr. Radcliffe. Sag mir, funktioniert die Masche dieser Tage? Reagieren Frauen besser auf Mr. Macho als seinerzeit auf Mr. Sensibel? Gib mir ein Handtuch und mach, dass du hier rauskommst!«
Mit ungläubigem Gesichtsausdruck streckte er den Arm aus, griff nach einem Badetuch und gab es mir.
Ich stand auf und wickelte mich hinein, langsam, wobei ich feststellte, dass ihm die Vorführung nach wie vor Spaß machte. »Unten findest du Wein. Bedien dich – na los!«
Er öffnete und schloss den Mund ein paarmal, aber es kam nichts heraus. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und sein Ausdruck wechselte zwischen Verwirrung und Unglauben. Schließlich drehte er sich um und trat wortlos den Rückzug an.
Als er verschwunden war, stieg ich aus der Wanne und stellte mich vor den Spiegel. Meine Wangen waren gerötet, und meine Augen glänzten. Immerhin war es gut zu wissen, dass mein Körper noch zu sexueller Erregung in der Lage war – ich hatte allmählich schon Zweifel gehegt. Aber es war unverkennbar, dass alles Persönliche zwischen uns beiden verschwunden war. Ich war sogar froh, dass Tom aufgetaucht war – wer weiß, wie lange ich ihm noch nachgetrauert hätte, wenn er mir nicht ins Gedächtnis gerufen hätte, wer er wirklich war.
Liebe macht wirklich blind.
»Wenn ich verspreche, wieder zu Mr. Sensibel zu mutieren, kann ich dann hochkommen und mit dir reden, während du dich schminkst? Ich habe dir immer gern dabei zugesehen, und außerdem wird es ziemlich einsam hier unten«, schmeichelte Tom vom Fuß der Treppe aus.
Ich schüttelte den Kopf und lächelte. Er versuchte, mich wieder einzuseifen, aber diesmal würde nichts daraus werden. Ich war zu Verstand gekommen.
»Sicher, du kannst heraufkommen, aber ich bin fast fertig. Bring die Weinflasche mit!«
Vielleicht brauche ich ja eine Waffe.
Er kam die Treppe herauf und lehnte sich gegen den Rahmen der Badezimmertür, stellte die Flasche neben dem Waschbecken ab und stand dann einfach da, während er an seinem Wein nippte.
Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe das Gefühl, ich sollte um Entschuldigung bitten, aber du kannst einem Typen eigentlich nicht übelnehmen, dass er’s probiert. Wir haben so viel gemeinsam erlebt. Du bist
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