Kismet Knight
aber mir war danach, Platz wegzunehmen.
Es war schön, einen Grund zu haben, um eins meiner neuen T-Shirts anzuziehen. Es war von der Farbe des Sommerhimmels, lag eng an und hatte einen weiten Ausschnitt. Ich hatte mir eigens einen neuen BH dazu kaufen müssen, weil nichts von dem, was ich besaß, für das T-Shirt hinreichend knapp saß. Ich hatte sogar kurz erwogen, einen Wonderbra anzuschaffen, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass das Overkill gewesen wäre.
Auszugehen gab mir außerdem Gelegenheit, mein wunderschönes, azurblaues viktorianisches Collier mit den dazugehörigen Ohrringen zu tragen, das ich mir im vergangenen Jahr zum Geburtstag gekauft hatte. Sie passten genau zu meinen Augen, und ich fühlte mich damit sehr feminin – ein ungewohntes Gefühl.
Ich gebe zu, ich fühlte mich gut und genoss den anerkennenden Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Männer. Es war lange her, seit ich mich für einen Anlass schön angezogen hatte, und es machte Spaß zu sehen, dass der Aufwand sich gelohnt hatte. Zum Teufel, es war lange her, seit zwei attraktive Männer mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt hatten! – Lange her? »Nie zuvor« wäre der Sache nähergekommen.
Alan hörte gar nicht mehr auf, mich anzustarren, und ich runzelte die Stirn. »Was ist?«
Er lachte. »Ich bin einfach verblüfft über die Verwandlung. Ich bin hergekommen, um Kismet Knight, Ph. D. und konservative Therapeutin, abzuholen, und stattdessen treffe ich Xena die Kriegerprinzessin. Nicht, dass ich mich beschweren wollte!«
Ich lachte ebenfalls; ich fühlte mich überraschend unbeschwert.Offenbar hatte es mir ein Hoch verschafft, Tom in den metaphorischen Hintern zu treten. »Du kennst mich noch gar nicht. Wer weiß, was da sonst noch für Persönlichkeiten auf der Lauer liegen?«
»Ich freue mich darauf, es herauszufinden!« Sein Blick glitt an meinem Körper hinunter.
Ich hätte schwören können, dass ich die Bewegung seiner Augen am eigenen Leib spüren konnte.
Oha! Entweder steigt mir da der Wein zu Kopf, oder meine Kontrollleuchte ist gerade angegangen
.
Tom räusperte sich, um meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. »Ich bin überrascht, Kismet. Dich dazu zu bewegen, dass du mit mir zum Tanzen in einen Club kommst, war schlimmer als Zähneziehen. Es hat dir nie Spaß gemacht. Was ist an diesem so Besonderes?«
Schau an! Dr. Klischee wird eifersüchtig.
»Wir haben etwas zu recherchieren. Alan ist auch Psychologe, und er will mich in eine Szene einführen, über die ich vielleicht etwas schreiben möchte.«
»Hey, das ist ja toll! Kann ich mitkommen?«, erkundigte Tom sich.
Ich sah mich nach Alan um, und er zuckte mit den Achseln. »Meinetwegen gern.«
Was erhoffst du dir davon, Tom?
»
Bist du dir da sicher? Weil es nämlich auf Feldforschung hinausläuft – einfach Beobachtung –, und ich weiß noch, wie dich das früher immer gelangweilt hat.«
Aber ich konnte beinahe sehen, wie das Räderwerk in seinem Kopf anlief; er stellte sich Feldforschung an hübschen jungen und leicht bekleideten Forschungsobjekten vor – in keiner Weise langweilig.
»Ich bin mir sicher, dass es Spaß macht«, versicherte er mir mit einem Moderatorenlächeln. Er schob sich alle zehn Finger durch das dicke Haar und ließ mit Blick zu mir die Augen brauen auf und ab zucken.
»In Ordnung«, seufzte ich. »Wer will fahren?«
Kapitel 10
Es endete damit, dass wir Alans Jeep Cherokee nahmen, weil Tom und ich bereits etwas getrunken hatten.
Unterwegs erkundigte Tom sich vom Rücksitz aus in abfälligem Ton: »Was ist das für eine Subkultur, die wir heute Abend beobachten?«
Alan und ich sahen uns an, lächelten und antworteten im Chor. »Vampire.«
Hinten begann Tom hektisch, mit dem Verschluss seines Sicherheitsgurts zu hantieren, um sich von dem Gurt zu befreien. Der Verschluss schien eigene Vorstellungen zu haben, denn Tom schnaubte, fluchte und gab Grunzgeräusche von sich, während er mit den Sicherheitsvorkehrungen kämpfte.
Er hatte noch nie viel Geduld besessen.
Ich gestehe es – ich war oberflächlich genug, um meinen Spaß an jeder einzelnen Sekunde des Spektakels zu haben.
Na los, kämpf weiter, Trottel! Wenn man sich’s so überlegt – für Dinge, die Fingerspitzengefühl erfordern, hattest du noch nie viel Talent, stimmt’s? Vielleicht lernst du eines Tages ja noch, dass behutsames Vorgehen einen manchmal weiterbringt.
Vielleicht hatte dieser Gedanke sich auf ihn übertragen, denn nach ein paar Sekunden
Weitere Kostenlose Bücher