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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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herum, meist zwischen zwanzig und dreißig: Goths, Möchtegernvampire, Heavy-Metal-Typen, Britney-Spears-Nachahmerinnen, androgyne Wesen, die unter Körperkunst und Piercings verschwanden, und ein paar wiederauferstandene Hippies.
    »Es sieht so aus, als wären wir die Ältesten«, bemerkte Tom, eine Spur Gereiztheit in der Stimme.
    »Du mit Sicherheit«, zog ich ihn mit einem reizenden Lächeln auf. Okay – ich mag Psychologin sein, aber das heißt nicht, dass ich nicht genauso gemein sein kann wie andere Leute. Ich wusste, dass sein Alter bei Tom ein wunder Punkt war und dass er jede kosmetische Korrekturmöglichkeit nutzte, die die Zeichen der Zeit fernhielt. Wobei auch ich mir für den einen oder anderen kleinen Eingriff nicht zu gut sein würde, wenn es einmal so weit war.
    Wir fanden schließlich einen Parkplatz in einiger Entfernung und gingen zu Fuß zum
Crypt
zurück. Der Bau war gigantisch, fast ebenso hoch wie breit.
    Und das Gebäude hatte eine Persönlichkeit. Je näher wir herankamen, desto unheilvoller und mächtiger wirkte es. Ich hörte das Hämmern der Musik ins Freie herausdringen.
    Das Erste, was mir an dem Bau selbst auffiel, waren seine Augen – die bunten Glasfenster, die auf jeder Seite die halbe Wandfläche einnahmen. Exotische Farben und Formen fügten sich zu Abbildungen und abstrakten Mustern zusammen. Es gab Darstellungen von Engeln und Dämonen, religiösen Symbolen, keltischen Kreuzen und aus Gräbern aufsteigenden Seelen. Ich konnte mir vorstellen, wie unglaublich sie aussehen würden, wenn Sonnenlicht durch die Fenster in das Innere flutete.
    Jetzt waren die Fenster hell erleuchtet, und die Farben fielen auf die dunkle Straße heraus wie leuchtende Regenbogen und tauchten jeden, der dort stand, in einen unirdischen Schein.
    Das Gebäude war im gotischen Stil errichtet, mit verzierten Türmen und Bögen. Die oberen Stockwerke hatten viele Nischen und Vorsprünge, und in Abständen standen große Wasserspeier Wache.
    Als wir uns der Menschenmenge vor dem Haupteingang näherten, drang der Geruch von Marihuana zu uns herüber, und ich spürte, wie der wuchtig pulsierende Rhythmus der Musik mir durch die Fußsohlen drang.
    Wir stiegen die Stufen zum Eingang hinauf und traten durch eine massive Doppeltür ein, deren schweres Holz mit wunderbaren Schnitzereien verziert war. Eine Wand von Lärm schien auf mich zuzukommen, als die Tür sich öffnete, und das Hämmern verschlug mir den Atem. Am anderen Ende des Raums sorgte eine Band mit kreischenden Gitarren, dröhnenden Bässenund primitiven Rhythmen für die Beschallung. Die Musiker bewegten sich wild auf der vielstufigen Bühne, und die Akustik des Raums sorgte dafür, dass der Klang aus den Lautsprechern heraus zu explodieren schien.
    Eine Nebelmaschine pumpte in der Nähe des Fußbodens eine geschlossene Schicht weißer Schwaden in die Luft, die ein ganz eigenes Leben zu führen schienen; sie wogten und kräuselten sich wie geisterhafte Schlangen.
    Unmittelbar hinter der Tür stießen wir auf einen Türsteher, der uns den Zugang zu dem Raum versperrte. Er war sehr groß, extrem dünn und leichenblass, und er hielt offenbar nicht viel davon, die Privatsphäre anderer zu respektieren, denn er beugte sich sehr dicht zu uns.
    »Willkommen im
The Crypt!
Ausweis bitte!«
    Sein Atem war heiß und hatte einen merkwürdig süßlichen Geruch. Er streckte eine Hand mit langen schmutzigen Fingernägeln aus, und ich wich instinktiv zurück und schob mich hinter Alan, während ich meinen Führerschein aus der Tasche meiner Jeans zog. Es war schon eine Weile her, seit ein Türsteher meinen Ausweis hatte sehen wollen.
    Meine Reaktion auf sein Äußeres schien ihn nicht weiter zu kränken; er lächelte – wobei er verfärbte Reißzähne sehen ließ – und winkte uns mit einer Armbewegung ins Innere. »Viel Spaß!«
    Tom tippte mir auf die Schulter und zeigte auf den Rausschmeißer; sein Gesichtsausdruck verriet Widerwillen. »Ist das einer von deinen Patienten? Er sieht aus, als ob er etwas Hilfe brauchen könnte.«
    Ich starrte ihn wütend an. »Sehr komisch! Vielleicht gebe ich ihm eine von meinen Visitenkarten, er würde eine erstklassige Fallstudie für mein Buch abgeben.«
    Reg dich ab, Mädchen! Ich brauche mich weder Tom noch irgendjemandem sonst gegenüber zur rechtfertigen. Das hier fängt an, nach so einer Art Geschwisterrivalität auszusehen – nicht, dass ich wüsste, wie irgendetwas aussieht, das mit dem Wort »Geschwister«

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